1. Karlo Clever

Bäume verstehen: Elefantenfüße und Katzenkrallen

Bäume verstehen : Elefantenfüße und Katzenkrallen

Mal ist sie glatt wie Papier, mal voller Furchen. Oft ist sie bräunlich, manchmal auch weiß. Es geht um die Rinde der Bäume. Warum es sie gibt und was sie alles leistet: Das erfährst du hier.

Was für ein Baum ist das? Eine Buche etwa? Oder eine Eiche? Oft kann man mit Hilfe der Blätter bestimmen, um was für eine Baum­art es sich handelt. „Man kann verschiedene Bäume aber auch an der Rinde erkennen“, sagt die Biologin Gesche Hohlstein.

„Wer sich auskennt, kann von weitem sehen: Das ist eine Buche! Die Rinde ist gräulich und ganz glatt. Und die Form vom Stamm erinnert an einen Elefantenfuß“, erzählt die Expertin. Birken wiederum sind leicht an ihrer weißen Rinde zu erkennen. Und der Stamm der Eiche? „Der sieht ein bisschen so aus, als hätte eine Katze ihre Krallen am Stamm geschärft und überall Kratzer hinterlassen“, sagt Gesche Hohlstein. Eichen haben nämlich eine dicke Borke mit vielen Furchen. Borke wird die äußerste Schicht der Rinde genannt.

Unter der Borke befindet sich der Bast. Auch er gehört zur Rinde. Durch den Bast laufen viele kleine Leitungsbahnen, die Nährstoffe transportieren. Darunter liegt das sogenannte Kambium. Das ist eine dünne, aber wichtige Wachstumsschicht. Das Kambium produziert Holz nach innen und Bast nach außen. Der Baum wächst so in die Breite. „Die Rinde grenzt den Baum von der Umwelt ab“, sagt die Biologin. Ähnlich macht das bei uns Menschen die Haut.

Die Rinde schützt den Baum vor Insekten, Bakterien und Pilzen. Außerdem hält sie Kälte und starken Sonnenschein ab. „Bäume könnten sonst einen Sonnenbrand am Stamm bekommen“, sagt Gesche Hohlstein. Das gilt zum Beispiel für Eichen. Sie stehen manchmal an Orten, wo sie viel Sonne abbekommen. Die dicke Borke hilft den Eichen, kühl zu bleiben. „Durch die Furchen entstehen Schatten. Das ist dann wie bei Bergen und Tälern“, erklärt die Biologin. Dadurch entsteht eine kühlende Luftbewegung.

Buchen brauchen so eine Art Klimaanlage nicht. Sie stehen meist in Gruppen im schattigen Wald. Durch ihre glatte Rinde können sie jedoch leichter verletzt werden. „Buchen sind die Bäume, in die Leute oft ihre Namen oder Herzchen ritzen“, sagt Gesche Hohlstein. Das ist jedoch eine Verletzung für den Baum. Meist stirbt er dadurch zwar nicht, aber er kann leichter erkranken, etwa weil Bakterien oder Pilze in ihn eindringen.

Bei größeren Verletzungen kann das auch den Tod für den Baum bedeuten. „Zum Beispiel, wenn sich ein Biber rund um den Baum nagt. Dann sind die Leitungsbahnen komplett durchtrennt und der Baum kann nicht mehr leben“, sagt Gesche Hohlstein.

(dpa)