Unterirdische Wurzelsysteme : Bäume pflegen in der Wüste
Aachen Im Land Niger in Afrika wuchsen kaum noch Pflanzen. Tony Rinaudo kam auf die Idee, in trockenen Gebieten Bäume aus unterirdischen Wurzelsystemen zu ziehen.
Waldmacher, so wird Tony Rinaudo auch genannt. Warum? Der Mann hat es geschafft, dass in kargen Wüstenregionen in Afrika wieder grüne Bäume wachsen. Neu gepflanzt hat Tony Rinaudo diese aber nicht. Silke Katenkamp hat der Australier erklärt, was das Geheimnis ist.
Warum wurden die Bäume an den Orten, in denen sie in Afrika waren, abgeholzt?
Tony Rinaudo: Das liegt daran, dass die Menschen Feuerholz brauchen zum Kochen und deswegen die Bäume gefällt haben. Einige Bauern dachten auch, dass die Ernte nicht gut werden würde, wenn auch Bäume auf dem Ackerland wachsen. In dem Land Niger in Westafrika zum Beispiel, wo ich vor mehr als 30 Jahren hinzog, gab es früher Wälder. Doch als ich kam, war nichts da. Es gab keinen Baumschatten, kein Brennholz. Deswegen pflanzten wir Jahr für Jahr neue Bäume. Wir bauten sie in einer Baumschule an und brachten sie in die Dörfer. Aber die meisten starben. Das war sehr entmutigend.
Aber dann haben Sie etwas entdeckt.
Rinaudo: „Eines Tages fuhr ich zu einem Dorf, hielt aber auf dem Weg dorthin an. Ich schaute in alle Richtungen und es gab nur karges Land und ich wusste, dass es Zeitverschwendung ist, Bäume zu pflanzen. Dann schaute ich genauer auf den Boden und ich sah viele Pflanzen, die wie kleine Büsche aussahen. Doch es waren keine Büsche, sondern Triebe von Bäumen, die abgeholzt worden waren und deren Wurzeln im kargen Boden weiterlebten.
Und so kamen Sie auf Ihre Idee.
Rinaudo: „Genau. Mir wurde klar: Wir müssen keine neuen Bäume pflanzen. Die Menschen müssen nur ihr Verhalten ändern und einige Flächen schützen. Denn bei vielen Baumarten ist es so: Wenn man sie fällt, sterben sie nicht, sondern es wachsen immer wieder neue Triebe nach. Doch wenn es zu viele Triebe sind, konkurrieren diese miteinander um Licht, Nahrung und Raum. Dann wächst der Baum nicht schnell. Deswegen lassen wir nur ein bis fünf Triebe stehen, die anderen schneiden wir weg. Dann schützen wir die Triebe zusätzlich, damit sie zum Beispiel nicht sofort zertrampelt oder abgefressen werden und sich gut entwickeln.