Die besten Bilder aus 50 Jahren „Tatort“
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Die besten Bilder aus 50 Jahren „Tatort“
Foto: dpa/Horst Ossinger 29.11.2020
Vor einem halben Jahrhundert wurde die erste Folge einer neuen Krimi-Reihe ausgestrahlt: „Tatort“. Sie wurde ein einzigartiger Erfolg: Bis heute entstanden über 1100 Filme. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind wechselnde Ermittler in wechselnden Städten dem Verbrechen auf der Spur – mit wechselhaften Erfolg und wechselhafter Publikumsresonanz. Wir zeigen Bilder aus 50 Jahren Tatort.
Den Anfang macht einer der beliebtesten Tatort-Kommissare aller Zeiten: Horst Schimanski, gespielt von Götz George (rechts) – hier mit seinem Assistenten Christian Thanner (Eberhard Feik). Zehn Jahre lang und über 29 Folgen führte der raubeinige Kriminalhauptkommissar, der es mit den Regeln ebensowenig hatte wie mit gepflegter Sprache, durch die Tiefen des Ruhrpotts. Als Kämpfer für Gerechtigkeit geliebt, als unrealistisch brutaler Prolo-Polizist verachtet, ließ „Schimmi“ kaum einen Zuschauer kalt und erfreut sich noch heute einer großen Fangemeinde. Der WDR wiederholt zum Jubiläum alle Schimanski-Folgen, sie sind nach der Ausstrahlung noch 90 Tage in der ARD-Mediathek abrufbar. -
Die besten Bilder aus 50 Jahren „Tatort“
Foto: Scharlau Und so fing alles an: „Taxi nach Leipzig“ hieß die erste Tatort-Folge 1970. Hauptkommissar Paul Trimmel (rechts) ermittelt auf eigene Faust in einer ost-westdeutschen Kriminalgeschichte um ein totes Kind auf einer Transitautobahn in der DDR. Der Film war ursprünglich gar nicht als Tatort angelegt, sondern wurde als zweiter TV-Krimi mit Kommissar Trimmel gedreht. Er wurde nach Fertigstellung zum Auftaktfilm der neuen ARD-Reihe ausgestrahlt. Zuvor gab es bereits einen Trimmel-Film namens „Exklusiv!“ von 1969, der 1971 ebenfalls noch einmal als neunte Tatort-Folge gesendet wurde.
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Foto: dpa/Sabine Hackenberg Die Tatort-Ermittler waren in den ersten Jahren ausschließlich männlich und Einzelgänger. Beides änderte sich. Die Assistenten oder Partner wurden eigenständiger, ihr Anteil am Geschehen nahm zu. Doch erst 1978 trat mit Nicole Heesters als Mainzer Kommissarin Buchmüller erstmals eine Frau als Ermittlerin auf. Später bekamen die männlichen Kommissare stets eine weibliche Beamtin zur Seite gestellt. Das erste rein weibliche Ermittlerteam gab es erst 2016 in Dresden. Hier stehen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) im 2018 ausgestrahlten Drohnen-Drama „Vom Himmel her“ an einem Kai in Ludwigshafen.
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Foto: dpa/Klar Etliche Tatorte lösten gesellschaftliche Debatten aus. Die „Reifeprüfung“ wurde wegen der enthaltenen Nacktszenen und ihrer Handlung – eine sexuelle Beziehung zwischen einem Lehrer (Christian Quadflieg, links) und seiner Schülerin (Nastassja Kinski) – 1977 zum Skandal. Für die damals 15-jährige Nastassja Kinski bedeutete der Film ihren ersten großen Auftritt und gleichzeitig ihren Durchbruch. Auch Regisseur Wolfgang Petersen startete mit „Reifezeugnis“ seine Karriere; er wurde erfolgreicher Hollywood-Regisseur.
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Foto: Bernd Thissen Tatorte folgen nicht einem bestimmten Muster. Während es klassisch aufgebaute Detektivgeschichten gibt, wagen sich einige Regisseure auch an unkonventionelle oder sogar experimentelle Inszenierungen. Die Münsteraner Tatorte mit Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl, links) und dem Rechtsmediziner Professor Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) sind eher komödiantisch gefärbt. Das hat Erfolg: Die Münster-Tatorte erreichen im Schnitt die höchsten Einschaltquoten aller Tatort-Teams. Auch wenn das Duo aus dem bodenständig-unbeholfenen Thiel und dem schnöselig-elitären Boerne schon seit 2002 ermittelt, bleibt Thiels Sohn stets zwölf Jahre alt. Immerhin hat Thiel inzwischen einen Führerschein, während er sich in den ersten Folgen noch fahren lassen musste.
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Foto: dpa/Tom Trambow Apropos Experimental-Tatort: „Das Team“ vom Januar 2020 war eine Art Kammerspiel ohne festes Drehbuch. Die Handlung improvisierten unter anderem der Aachener Kommissar Franz Mitschowski (links), die Dortmunder Ermittler Peter Faber (2.v.l.) und Martina Bönisch (4.v.l.), Marcus Rettenbach aus Oberhausen (5.v.l.), Sascha Ziesing aus Paderborn (6.v.l) sowie Nadeshda Krusenstern (7.v.l.) aus Münster und Nadine Möller (rechts) aus Düsseldorf. In Gastrollen wirkten mit Bjarne Mädel (3.v.l.) und Charly Hübner (7.v.l.) als Coaches.
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Foto: Tom Trambow/WDR /dpa/Tom Trambow Apropos Gastauftritt: Einen weiteren in dieser Folge hatte Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, als Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
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Foto: dpa/Gordon Timpen Apropos Gastauftritt II: Auch Stars waren schon in Tatorten zu sehen. Hier etwa Helene Fischer als russische Auftragskillerin in „Der große Schmerz“ vom Januar 2016 mit dem Ermittlerduo Nick Tschiller und Yalcin Gümer. Der Film sollte eigentlich bereits im November 2015 gesendert werden, die Ausstrahlung wurde aber nach den Terroranschlägen am 13. November in Paris verschoben.
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Foto: Wolfgang Langenstrassen Apropos Hamburg: Viele Kommissare sind oder waren überaus beliebt und bauten sich eine treue Fangemeinde auf. So etwa das Hamburger Duo Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer). Zwischen 1984 und 2001 entstanden stolze 41 Folgen in Hamburg, Scharhörn und Kiel. Eine Besonderheit waren die Gesangsduette der beiden – entstanden per Zufall, als beide bei Dreharbeiten spontan ein Lied anstimmten. Der zuständigen NDR-Redakteurin gefiel das so, dass sie den Gesang als Einlage in die Filme einbaute. 2001 wurden die 17 so entstandenen Songs sogar als CD veröffentlicht.
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Foto: NDR/dpa/Marion von der Mehden Apropos Hamburg II: Ganz anders als Stoever und Brockmöller ging ab 2013 an der Waterkant Kommissar Nick Tschiller zu Werk, gespielt von Til Schweiger. Schon vor der Ausstrahlung der ersten Folge „Willkommen in Hamburg“ sorgte seine Verpflichtung für großen Wirbel. Der Film enthält außergewöhnlich viel Action und feierte mit rund 12,6 Millionen Zuschauern, so vielen wie keine andere Folge seit 1993, einen Erfolg. Tschiller ist übrigens der Kommissar, der die meisten Toten aller Ermittler auf dem Gewissen hat – rund ein Dutzend. Selbst Raubein Schimanski brachte „nur“ fünf Menschen ins zumeist verdiente frühe Grab.
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Foto: dpa/Marco Nagel Kaum eine größere deutsche Stadt, die noch nicht „Tatort“ sein durfte: Ermittler sorgen und sorgten unter anderem für Recht und Ordnung in Berlin, Bremen, Dortmund, Dresden, Erfurt, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, Hannover, Kiel, Köln, Konstanz, Leipzig, Ludwigshafen, München (im Bild Miroslav Nemec als Kommissar Batic und Udo Wachtveitl als Leitmayr, die seit 1991 in über 70 Folgen zu sehen waren), Münster, Nürnberg, Saarbrücken, Stuttgart, Weimar und Wiesbaden. Hinzu kommen Luzern in der Schweiz und die österreichische Hauptstadt Wien.
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Foto: dpa/Petro Domenigg Denn auch das ist eine Besonderheit der Serie: Sie ist nicht nur eine Ko-Produktion der einzelnen ARD-Sendeanstalten, auch der österreichische Rundfunk ORF und das Schweizer SRF sind beteiligt. So kommen die deutschen Zuschauer auch in den Genuss anderer Dialekte, Landschaften und natürlich: Tatorte. Hier die Wiener Sonderermittler Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer).
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Foto: WDR Auch im Raum Aachen wurde schon gedreht. Der frühe Schmuggler-Tatort „Kressin und der Laster nach Lüttich“ vom März 1971 spielte zum Teil in der Region. Das Kloster Reichenstein zwischen Kalterherberg und Mützenich etwa war das Hauptquartier der Schmugglerbande. Im Bild liefert sich Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp, links) eine handfeste Auseinandersetzung mit einem Alkoholschmuggler.
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Foto: dpa/Sandra Hoever Der in Westdeutschland erfolreiche Tatort bekam schon früh ein Gegenstück in der DDR: Nur ein halbes Jahr nach der ersten Folge hatte im Juni 1971 das ostdeutsche Gegenstück „Polizeiruf 110“ seine Premiere im Deutschen Fernsehfunk der DDR. Diese Krimiserie setzte etwas andere Schwerpunkte: Täterpsyche, Ermittlerarbeit und die Hintergründe der Taten spielten eine größere Rolle, die Ermittler wechselten dagegen häufig. Von Anfang an waren hier auch als Polizeibeamtinnen zu sehen. Wert wurde auf eine systemtreue Handlung gelegt, das DDR-Innenmisterium überwachte die Dreharbeiten. In der Folge „Unter Brüdern“ von 1990 ermitteln dann Tatort- und Polizeiruf-Kommissare gemeinsam in einem Fall. Ab 1993 gingen die „Polizeirufe“ weiter – nun hatten die Drehbuchschreiber freie Hand. Die Serie ist bis heute erfolgreich, im Bild die Kommissare Katrin König (Anneke Kim Sarnau), Alexander Bukow (Charly Hübner, rechts) und Anton Pöschel (Andreas Guenther, hinten).
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Foto: dpa/HR Zurück zum Tatort. Eine sehr ungewöhnliche und von der Kritik gefeierte Folge war „Im Schmerz geboren“ mit Ulrich Tukur als LKA-Ermittler Felix Murot im Oktober 2014. Voller Anspielungen auf Shakespeare, Quantin Tarantino und antike Tragödien und vollständig mit klassischer Musik unterlegt, wurde der Film schon vor der Ausstrahlung mehrfach ausgezeichnet. 2015 erhielt er den Adolf-Grimme-Preis. Mit 47 Toten ist das Drama die Folge mit den meisten Leichen.
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Foto: dpa/Martin Furch Zwar ist nicht jeder Tatort ein Erfolg, doch nur wenige wurden so verrissen wie „Babbeldasch“ im Februar 2017. Regisseur Axel Ranisch verzichtete auf ein Drehbuch mit geschriebenen Dialogen, die Schauspieler improvisierten die Texte. Kein leichter Job für die Ermittler Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, rechts) und Peter Becker (Peter Espeloer), hier mit der Leiterin des Amateurtheaters „Babbeldasch“ (Malou Mott, links).
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Foto: dpa/Uwe Anspach Apropos Lena Odenthal: Sie ist die dienstälteste Tatort-Kommissarin. Seit 1989, also mehr als drei Jahrzehnten, ermittelt sie in Ludwigshafen am Rhein. Ihre Assistenten wechselten: Von 1996 bis Anfang 2018 stand ihr der italienischstämmige Mario Kopper (Andreas Hoppe) zur Seite, der schließlich wegen Mafia-Verstrickungen aus dem Polizeidienst entlassen wurde. Hauptkommissarin Johanna Stern, gespielt von Lisa Bitter, verstärkt mittlerweile die Ludwigshafener Ermittlergruppe.
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Foto: NDR/dpa/Meyerbroeker Der 1000. Jubiläums-Tatort von 2016 hieß so wieder erste: „Taxi nach Leipzig“. Die Kommissare Lindholm (Maria Furtwängler) und Borowski (Axel Milberg) werden darin von einem traumatisierten Ex-Soldaten (Florian Bartholomäi, rechts) entführt. In Gastrollen mit dabei sind die früheren Tatort-Darsteller Hans Peter Hallwachs als Oberleutnant a. D. Peter Klaus (er spielte dieselbe Rolle im ersten „Taxi nach Leipzig“), Günter Lamprecht als ehemaliger Berliner Kommissar Franz Markowitz und Karin Anselm als Kommissarin a. D. Hanne Wiegand.
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Foto: dpa/Wdr Bleibt noch eine letzte große Frage: In wessen blaue Augen blickt Fernseh-Deutschland eigentlich sonntags um 20.15 Uhr im Tatort-Vorspann?
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Foto: dpa In seine: Horst Lettenmayer, vor 50 Jahren Schauspieler, später Inhaber eines Leuchtenherstellers in Bayern. Es sind übrigens auch seine Beine, die im Vorspann durchs Bild rennen, gefilmt auf dem Asphalt des damaligen Münchner Flughafens Riem. Dafür, dass er bisher in jeder „Tatort“-Folge dabei war und von Abermillionen Menschen gesehen wird, bekam Lettenmayer einmalig 400 D-Mark – umgerechnet rund 200 Euro. Später gab es immerhin noch einmal einen Gastauftritt in einem Schimanski-Krimi.
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Foto: dpa/Henning Kaiser Und damit sind wir am Ende unserer Bilderstecke – und zurück am Rhein, wo die Kölner Kommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär, links) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) sich wie üblich mit Currywurst und Fritten stärken. Die beliebte Wurstbraterei am Rheinauhafen hat ihren Betrieb zwar mittlerweile eingestellt. Wer am Tresen die traditionelle Zwischenmahlzeit der beiden Ermittler nachempfinden möchte, braucht aber auch künftig nicht zu verzweifeln: Der „Bratort“ genannte Imbisswagen steht inzwischen im Freilichtmuseum Kommern.
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