Dresden : Was Studenten beim Nebenjob beachten sollten
Dresden Die Sache mit den Autoüberführungen würde Christian Gottschild nicht noch einmal machen. Für 80 Euro brachte er einen Transporter von der Ostsee zum Bodensee. Dann fuhr er einen anderen wieder zurück. „Ich war 18 Stunden auf der Autobahn. Die Transporter hatten noch nicht einmal ein Radio”, erinnert er sich. Er kam auf vier Euro Stundenlohn - sauer verdientes Geld.
„Von allen Jobs mit einem Stundenlohn von unter sechs Euro würde ich mittlerweile die Finger lassen. Das ist Ausbeutung”, sagt er. Gottschild arbeitet mittlerweile bei der studentischen Arbeitsvermittlung Stav in Dresden. Er ist 25 Jahre alt und macht gerade seinen Master in Betriebswirtschaftslehre. Pro Jahr bringt die Stav rund 3300 Studenten in Lohn und Brot. Unseriöse Jobanfragen wie die nach Aktmodellen oder Begleitservices werden gleich aussortiert. Kurioses gibt es trotzdem allerhand.
Dazu gehört etwa der Nebenjob als Schlangesteher. Bis zu 100 Euro kann es bringen, eine Nacht vor dem Dresdner Standesamt in der Goethestraße auszuharren, erzählt Gottschild. Seit einigen Jahren wollen dort in den Sommermonaten weitaus mehr Paare heiraten, als das Amt Kapazitäten hat. Die Termine vergibt es zweimal jährlich ? immer ab morgens um acht. Um sicher am Wunschtermin heiraten zu können, beauftragen immer öfter Brautpaare einen Studenten, der sich schon gegen Mitternacht vor dem Amt postiert. „So sind die Brautleute am nächsten Tag sicher die ersten in der Schlange”, erzählt Gottschild.
Die Heinzelmännchen, die studentische Arbeitsvermittlung in Berlin, hat schon einmal für ein Paar, das spontan in Berlin heiraten wollte, gegen Bezahlung einen Trauzeugen gesucht. „Das Gros der Angebote sind jedoch ganz normale Aushilfsjobs”, sagt Hansjörg Edling von der Arbeitsvermittlung. Das sind Umzugshelfer, Nachhilfen für eine Fremdsprache, Aushilfen im Büro oder in der Gastronomie sowie Putzhilfen. In Dresden sind Studenten zum Beispiel auch in der Müllfabrik gefragt, um dort am Band nicht recycelbaren Müll auszusortieren.
Wer sich nach den ersten Wochen an der Hochschule entscheidet, nach einem Studentenjob zu suchen, nimmt sich gerade am Anfang jedoch am besten nicht zu viel vor. Am Beginn des Studiums sollten es nicht mehr als zehn Stunden pro Woche sein, rät Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Zeitintensivere Jobs ließen sich mit dem eng getakteten Bachelorstudium nur schwer vereinbaren. Wer nicht unbedingt arbeiten müsse, und es nur mache, um von den Eltern finanziell unabhängig zu sein, verzichtet am besten ganz auf einen Nebenjob. „Jede Stunde, die Studenten im Job verbringen, geht von der Lernzeit im Studium ab”, sagt Grob.
Bei der Auswahl des Studentenjobs sind die meisten am Anfang nicht besonders kritisch: Inventur oder Briefträger ? die meisten machen fast alles. Und das sei auch gut so, findet Gottschild. „Die Jobs helfen dabei, zu sehen, wie es in der Welt außerhalb der Hochschulen aussieht.” Spätestens ab dem zweiten oder dritten Semester sollten Studenten sich dann aber einen Job suchen, der zu ihrem Studiengebiet passt.
Wer etwa Betriebswirtschaftslehre studiert und später im Personalmanagement arbeiten möchte, sollte sich etwa um einen Aushilfsjob in der Personalabteilung eines Unternehmens bemühen. Im Idealfall entstehe aus der studentischen Beschäftigung später einmal eine Festanstellung. Gerade bei sehr begehrten Arbeitsstellen können klug gewählte Nebenjobs außerdem den Ausschlag geben, warum ein Bewerber am Ende eine Stelle bekommt und nicht der Konkurrent.
Bevor Studenten einen Nebenjob antreten, sollten sie sich allerdings beim Bafög-Amt, bei der Kindergeldstelle sowie bei der Krankenkasse erkundigen, wie viel Geld sie verdienen dürfen, ohne dass Leistungen gekürzt werden. Beim Bafög liegt die Grenze in der Regel bei 407 Euro brutto im Monat, sagt Bernhard Börsel vom Deutschen Studentenwerk. Wer mehr verdient, bekommt anteilig weniger Bafög.
Beim Kindergeld gab es früher einmal eine Geldgrenze. Heute bekommen die Eltern kein Kindergeld mehr, wenn der Student mehr als 20 Stunden pro Woche arbeitet. „Dann steht nicht mehr das Studium im Vordergrund”, erklärt Börsel.
Bei der Krankenversicherung kommt es darauf an. Häufig sind Studenten bis zum 25. Lebensjahr über ihre Eltern in der gesetzlichen Krankenversicherung mitversichert. In diesem Fall dürfen sie maximal 385 Euro pro Monat verdienen oder einen Minijob machen. Kommen sie über diese Grenzen, müssen sie höhere Beiträge an die Krankenkasse zahlen. Ab dem 25. Lebensjahr zahlen Studierende in der gesetzlichen Krankenkasse einen Studententarif von rund 70 Euro im Monat. Nach dem 30. Lebensjahr beziehungsweise dem 14. Fachsemester verdoppelt sich dieser Beitrag in etwa. Nun gilt ebenfalls wie beim Kindergeld die 20-Stunden-Grenze, erklärt Börsel. Wer mehr verdient, müsse einen höheren Beitrag zur Krankenversicherung zahlen.
Bleibt am Ende nur noch eine Warnung: Von extrem lukrativ klingenden Angeboten lassen Studenten besser die Finger. „Ich wäre vorsichtig bei allen Angeboten mit Stundenlöhnen jenseits von 20 Euro”, sagt Gottschild. Unseriöse Angebote seien häufig daran zu erkennen, dass auf dem Jobaushang kein Firmenname angeben ist. Nicht selten steckten dahinter Vertreterjobs, in denen Studenten zum Beispiel Versicherungen oder Kosmetika verkaufen sollen. Häufig müssten Studenten dort zunächst eine Schulung bezahlen, bevor sie überhaupt einen Cent verdient haben.