Aachen : Die Frohe Botschaft steckt in jedem Detail
Aachen Ein wenig „unchristlich” sieht sie zurzeit aus, die St. Nikolaus-Kirche an der Großkölnstraße.
Eher wie eine Messehalle, mit Metallgerüsten, knalligen Präsentationsständen und anderen „gottesdienstfremden” Gegenständen zugestellt. Doch die frohe Botschaft findet sich im Detail, und zwar überall - wenn man nur einen Moment innehält, um genau hinzusehen.
Genau das ist das Anliegen von Barbara Baumann vom Generalvikariat, von Doris Casse-Schlüter, Professorin am Fachbereich Design der FH Aachen, von elf ihrer Studenten - und der einwöchigen Ausstellung namens „TESTamente”.
Kritisch und offen
„Wie läßt sich heute die Bibel in der Öffentlichkeit darstellen?”, war die Frage, mit der Casse-Schlüter ihre Studenten konfrontierte. Gesucht wurden innovative Wege, auch außerhalb der Kirche das Wort Gottes unter die Menschen zu bringen und die Bibel mit dem täglichen Leben zu verknüpfen.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Die abwechslungsreichen Exponate regen zur Besinnung, an, wagen zu kritisieren - und lassen stellenweise selbst den eher unreligiösen Betrachter ins Grübeln geraten.
Wie wäre es wohl, plötzlich an einer kahlen Mauer irgendwo in der Stadt zusammen mit einem Zitat Jesu den Kreideumriss eines Obdachlosen vorzufinden und so darauf hingewiesen zu werden, dass man dem imaginären Fremden möglicherweise helfen müßte? Das provoziert.
Doch es geht auch andersherum: Wäre es nicht schön, im Krankenhaus statt mit handelsüblichen Bandagen mit „Trostpflastern” versorgt zu werden und auf normalerweise klinisch sterilen Apparaturen die beruhigenden Worte „Ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette” zu lesen?
So sind den Köpfen der Beteiligten mannigfaltige Möglichkeiten entsprungen, die Botschaften der Bibel in den Alltag einfließen zu lassen: als Aufdrucke auf Lebensmitteln, Haushaltsgegenständen, Zebrastreifen und sogar Polizeikellen, in Form von Gesellschaftsspielen, als dezente „Glückszettel” in Brötchen oder als rein symbolische Installationen.
Inspiration erhofft
Man merkt, dass es für manchen auf Anhieb ungewohnt ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen: Ein leiterartiges, beidseitig mit Spiegeln versehenes Exponat, dem der Bibelspruch „Liebe deinen nächsten wie dich selbst” zugrunde liegt, lässt die Gesichter zweier sich gegenüberstehender Personen verschmelzen, so dass beide sich selbst nicht wiedererkennen.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die eine oder andere Arbeit als Inspiration dienen und so der Allgemeinheit zugänglich werden könnte. Ein spannendes Experiment dürfte es allemal sein. Wer weiß, vielleicht werden ja im einen oder anderen Krankenhaus demnächst tatsächlich Wunden mit „Trostpflastern” versorgt.