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Region: Urlaubs-Idylle und südländische Gelassenheit am Maasufer

Region : Urlaubs-Idylle und südländische Gelassenheit am Maasufer

Ruhe liegt über der Diepstraat in Eijsden an der Maas. Eine kleine Fähre verbindet hier das niederländische mit dem belgischen Limburg. Radfahrer balancieren auf der winzigen Uferpromenade in Eijsden über das Kopfsteinpflaster.

Viele nehmen die Fähre, setzen ihren Weg auf der anderen Seite der Maas fort. Am Horizont verschwinden die Schiffe im Osten Richtung Maastricht, im Westen Richtung Lüttich.

eijsden
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Die Maasufer sind in Eijsden nur von kleinen Wegen und Promenaden gesäumt, kein großer Rummel, ländlich, naturbelassen und ursprünglich — idyllisch. Selbst wenn die wenigen Cafés mit dem tollen Maasblick rappelvoll sind, kommt keine Hektik auf. Kein Lärm stört, fast schon südländische Gelassenheit ist spürbar. Das tut gut.

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Augenweiden

Auch typisch für Limburg: die Obstplantagen.
Auch typisch für Limburg: die Obstplantagen. Foto: Rolf Minderjahn

Ausspannen, Spazierengehen, Radfahren, sich einfach von der Lebensart in Süd-Limburg einfangen lassen. Herausgeputzte weiße Fassaden schöner Gebäude mit Blumenschmuck säumen ein Stück des Weges. Im Hintergrund fließt das breite, sanfte Wasser soweit das Auge reicht. In Eijsden sind viele Gassen, Plätze und historische Denkmäler gut erhalten — eine Augenweide.

Die kleine Gemeinde, die südlichste der Niederlande, liegt genau dort, wo die Maas die belgische Grenze zu den Niederlanden passiert. Das Kasteel Eijsden in seiner herrlichen Anlage ist ihr ganzer Stolz. Ein Wasserschloss, das nur wenige Meter vom Maasufer entfernt liegt, eine Seltenheit. Imposant führen die Alleen ihre breiten Schattenwege auf das Schloss zu, an das sich ein ausgedehnter Park anschließt. In der weiten Umgebung zeigt sich jetzt im Frühling ein Blütenmeer an Obstbäumen, Büschen und Wiesen.

Dieser Stil ist selten

Die Architektur, die Ziegelsteinfassaden und die Kalksteineinfassungen sowie die zahlreichen Steinsprossenfenster charakterisieren das Schloss als ein in den Niederlanden sehr seltenes Gebäude im Maas-Stil. Es ist das südlichste Baudenkmal des Landes. Im Innenhof über einer Doppeltür, die um einen Sturz erhöht ist, der das Wappen der Geloes-de Lannoy trägt, kann man eine Inschrift lesen „In Hoc Signo Vinces“ (durch dieses Zeichen wirst du siegen). Es sind die Worte, die dem Kaiser Konstantin zusammen mit einem Schwert erschienen sind. Er ließ sie am Vortag einer Schlacht, die er als Sieger beendete, auf sein Banner schreiben.

Es ging weitgehend friedlich und unfallfrei im Schloss Eijsden zu. Der einzige tragische Vorfall ereignete sich 952, als in einer Aprilnacht der große Turm mit fürchterlichem Krach einstürzte. Er riss eine junge Frau, die Angestellte im Schloss war, in den Tod. Die Schlossgärten sind in der Gartensaison öffentlich zugänglich. Kasteel Eijsden wurde 1636 durch Arnold de la Margelle, einer hohen Persönlichkeit in Diensten des spanischen Königs Philippe IV. und ein Getreuer des Erzherzogs Albert und der Erzherzogin Isabelle, errichtet. Von der Erbschaft zur Heirat und von der Heirat zur Erbschaft blieb Eijsden seit vierhundert Jahren im Besitz der Familie Geloes. Der jetzige Schlossherr ist der Graf Marcel de Liedekerke de Paihle, der Sohn von Raphaël de Liedekerke, dessen Mutter eine Geloes war. Ein Familie, von deren Mitgliedern sich viele über die Jahrhunderte bis in unsere Zeit besonders ausgezeichnet haben. Der Graf Raphaël, der Vater des heutigen Grafen, war Mitglied einer holländisch-belgischen Widerstandsgruppe, die Fluchtrouten organisiert hat. Sie wurden denunziert und in Haft genommen. Im Oktober 1943 erschoss man den Graf de Liedekerke mit elf seiner Gefährten. Die Gräfin wurde nach einem Jahr Gefängnisaufenthalt wieder entlassen.

Im Jahr 1918 verließ Kaiser Wilhelm II. Spa Richtung Holland, das im Krieg 1914 -1918 neutral blieb. Aufgrund des verlorenen Krieges traute er sich nicht mehr nach Deutschland zurück, wo er nicht weiter erwünscht war. Er machte in Eijsden Station, um von der holländischen Regierung die Erlaubnis für die Weiterreise einzuholen. Sein Zug wartete mehrere Stunden im Bahnhof von Eijsden. Das gab der Bevölkerung, zu der sich viele belgische Flüchtlinge gesellten, die Gelegenheit hinzugehen und den Kaiser einmal kräftig auszupfeifen, ohne dafür belangt zu werden.

Am Platz De Vroenhof steht die Sankt Christina Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Ihr Turm ist wahrscheinlich das älteste Steingebäude des Ortes. Der größte Platz in Eijsden ist ein guter Startpunkt (auch Parkplatz), um von dort den Ort über die Kerkstraat, die Spauwenstraat und die Diepstraat zu erkunden. Vom Vroenhof aus durch die Spauwenstraat, von der romantische Gässchen (Batsteegs) hinunter an die Maas führen, deren Kai hier „Bat“ genannt wird. Dort kann man über den schmalen Uferweg mit der kleinen Promenade entlangflanieren und am Ende linkerhand in die Diepstraat einbiegen. An deren Ende führt wieder linkerhand die Kerkstraat zurück zum Vroenhof und rechter Hand geht die Graaf de Geloeslaan ab, die Schlossallee von Eijsden, über sie gelangt man unter dem Dach prächtiger Baumkronen zum Schloss und dessen Park.

Durch das Eingangstor betritt man die Schlossanlage und kann rechts um das Wasserschloss durch die Grünanlagen herumgehen und auf der anderen Seite wieder aus dem Gelände heraus und schließlich zurück über die Graaf de Geloeslaan in Richtung Kerkstraat und Vroenhof.

Ruheorte

Außerhalb des alten Ortszentrums trifft man noch auf Relikte alter Hochstammobstgärten aus der Zeit, als Eijsden eine bedeutende Obstregion war. Entlang des Flüsschens Voer stehen einzelne historische Wassermühlen, darunter die Breustermolen aus dem Jahr 1791 (Kapelkesstraat 66).

Wer sich nach einer Radtour oder Wanderung an der Maas noch ein wenig ausruhen und stärken möchte, der findet in Eijsden einige gute Plätze wie das Eetcafé „Aon‘t Bat“ an der Promenade an der kleinen Fährstation mit lauschiger Terrasse und Balkon direkt am Maasufer. In der Brasserie „La Meuse“ in der Diep-straat, der Flanier- und Genussgasse im Ort, treffen sich die „Bonvivants“ zum Snack und bei limburgischen „hapjes“ en „drankjes“, den Kleinigkeiten, die einem Aufenthalt die gewisse Würze verleihen. Nicht zu vergessen Kaffee und „Vlaai“ (Kuchen).