Neu im Stream: „La Fortuna“ : Spannender Kulturkampf um den Münzschatz
Oscar-Preisträger Alejandro Amenábar legt mit der Serie „La Fortuna“ nach langer Zeit wieder eine Arbeit vor. Im gelingt ein Kultur-Thriller mit ansprechenden Figuren.
Nach den grandiosen Erfolgen von „Abre los ojos“ (1997), „The Others“ (2001) und „Das Meer in mir“ (2004, Oscar für den besten fremdsprachigen Film) ist es still geworden um den spanischen Regisseur Alejandro Amenábar. „Agora – Die Säulen des Himmels“ (2009) war noch interessant, doch erst jetzt legt der Oscar-Preisträger wieder eine neue Arbeit vor: „La Fortuna“ ist ist seine erste Fernsehserie. Ein überzeugender Kulturkampf um altes Gold, mit dem auch Neue Medien gemeint sein können.
Álex Ventura (Alvaro Mel), der sehr junge Absolvent einer spanischen Diplomatenschule, und der erfahrene US-amerikanische Abenteurer Frank Wild (Stanley Tucci) sind gänzlich gegensätzliche Typen. Der eine scheint seine Hoffnungen auf den Traumjob in einem Berg von Briefen begraben zu müssen. Der andere hat gerade den größten Schatz aller Zeiten in einem versunkenen Schiff bei der Meerenge von Gibraltar entdeckt: Gold- und Silbermünzen im Wert von einer halben Milliarde Dollar. Trotzdem werden Álex und Frank erbitterte Gegner im Kampf um den Schatz der „Fortuna“.
Der jugendlich naive Álex wollte eigentlich am ersten Arbeitstag im Kulturministerium beim Minister vorsprechen. Doch es dauert ein paar lustige bis peinliche Szenen, bevor er tatsächlich mit beschwipstem Koreanisch auf sich aufmerksam macht. Der unerfahrene Diplomat überwindet die Trägheit seiner Kollegen und weckt den Kampfgeist des linken Ministers. Álex soll für Spanien einen Schatz beanspruchen, den der berüchtigte Plünderer Frank Wild aus dem Meer geborgen hat. Dafür muss laut US-Recht innerhalb von sieben Tagen bewiesen werden, dass die Münzen von einem spanischen Wrack stammen. Der Zuschauer hat zwar in einer Rückblende bereits gesehen, wie Briten die „Fortuna“ mitsamt den Zivilisten an Bord 1804 versenkt haben, doch bei Hunderten Wracks vieler Seeschlachten rund um Gibraltar wird der Beweis zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Das Drehbuch zur spanischen Serie basiert auf der Graphic Novel „El Tesoro del Cisne Negro“ („Der Schatz der Black Swan“) von Paco Roca und Guillermo Corral, die wiederum von der wahren Geschichte der spanischen Fregatte „Nuestra Señora de las Mercedes“ inspiriert ist. 1804 von der britischen Marine versenkt, wurde ihr Schatz 2007 vom amerikanischen Unternehmen Odyssey Marine Exploration geborgen. Die spanische Regierung führte über mehrere Jahre hinweg eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten, um schließlich die mehr als 500.000 Gold- und Silbermünzen zurückzuerhalten.
„La Fortuna“ zeigt sich in der ersten beiden Folgen, die zur Sichtung freigegeben waren, als Kulturthriller mit interessanten Figuren, ansprechender Inszenierung und spannender Kulturgeschichte. In dem Sinn, dass aufgezeigt wird, welchen Wert Kultur in der spanischen Gesellschaft hat, und nicht nur dort. Die alten Fronten zwischen Spanien und England sowie den Vereinigten Staaten sind immer noch da, und es ist ganz klar, auf welcher Seite die Serie steht, auch wenn sie nicht an Kritik gegenüber der eigenen verstaubten und korrupten Kulturpolitik spart. ★★★★☆
„La Fortuna“ ist ab 24. Dezember täglich ab 18.25 Uhr in Doppelfolgen auf Sky One zu sehen. Die komplette Staffel ist ab dann auf Sky Ticket und über Sky Q auf Abruf verfügbar.