Spaziergang durch Düsseldorfs Parkanlagen : Zeitreise vom Barock bis in die Gegenwart hinein
Düsseldorf Egal ob Nordpark, Hofgarten oder Südpark: Ein Spaziergang durch die Parkanlagen in Düsseldorf ist wie eine Zeitreise vom Barock bis in die Gegenwart hinein. Sogar die Bundesgartenschau fand in einem der Parks statt.
Er ist groß und übersichtlich, seine Wege sind breit und Wasserspiele sowie Beete und Skulpturen sind ordentlich in Reih und Glied platziert. Beim Blick auf die Entstehungsgeschichte erschließt sich einem sofort der besondere Charakter dieser Anlage. Denn der Düsseldorfer Nordpark war 1937 Schauplatz der „Großen Reichsausstellung Schaffendes Volk“.
So flankieren den Haupteingang an der Kaiserswerther Straße noch immer zwei zwölf Meter hohe Granitstatuten. Die „Rossebändiger“ von Edwin Scharff gehen auf ein antikes Vorbild zurück, entsprechen zwar dem Gestaltungsmuster der 30er Jahre, sind stilistisch aber mit dem Expressionismus verbunden.
Dies löste damals einen großen Skandal aus, der dazu führte, dass Edwin Scharff als „entarteter“ Künstler Arbeitsverbot erhielt. Auch der weiße langgestreckte Bau des Maximilian-Friedrich-Weyhe Haus, das nach dem Schöpfer vieler Düsseldorfer Parkanlagen aus dem 19. Jahrhundert benannt ist und gleich rechts am Weg liegt, zeigt unverkennbar Merkmale nationalsozialistischer Bauweise: hohe Fenster, vorgelagerter Wandelgang mit Terrasse. In dieser ehemaligen „Ehrenhalle der Partei“ arbeitet seit 1960 das Garten-Friedhofs- und Forstamt der Stadt.
Mit dem Nordpark verbinden die meisten Besucher jedoch die über 160 Meter lange Wasserachse vor dem Weyhe-Haus. Sie ist gesäumt von großen Rasenflächen und wieder wuchtigen Skulpturen, die typisch deutsche Handwerker wie Bauern, Winzer und Gärtner darstellen. Flache Stufen führen zum Fontänen-Platz, einer Pergola und dem „Ballhaus“. Entstanden ist dieser Begriff während der Besatzungszeit, als dort die Briten nicht große Feste feierten, sondern den Ball ins Netz und Tor warfen. Dieses Areal war nach 1945 eine Naherholungsstätte für britische Familien.
„Das kann man als Glücksfall sehen“, sagt Tobias Lauterbach vom Gartenamt Düsseldorf. „Sonst wäre vielleicht alles schon bebaut“. Hinzu kommt, dass die Briten sogar denkmalpflegerisch vorgingen, da sie das „Ballhaus“, das im Krieg zerstört war – im Gegensatz zum übrigen Park – wieder originalgetreu aufbauten. Somit ist der Nordpark der einzige Ausstellungspark Deutschlands aus dieser Epoche, der bis heute seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat.
Einladung zur meditativen Einkehr
1957 wurde ein Teil des Parks wieder freigegeben und um neue, zeitgemäße Bereiche ergänzt. Ganz im Stil der 50er und 60er Jahre winden sich geschwungene Wege um Blumenrabatten im Sommerblumengarten, wo auch im Herbst noch viele Pflanzen blühen. Eine Seltenheit sei auch die Pergola mit den schlanken Stäben aus dieser Zeit, so Tobias Lauterbach. Im Moment ist dort Baustelle, aber „im nächsten Jahr werden die Stäbe wieder so bunt wie ursprünglich strahlen“, verkündet Landschaftsarchitekt Lauterbach.
Ein paar Schritte weiter wird der Besucher zur meditativen Einkehr eingeladen. Sanft plätschert das Wasser über verwitterte Steine, Koi-Karpfen ziehen ihre Runden. Durch Gärtnerhand geformte Kiefern und ein kleiner Fächerahornhain nebst Pagode und Steinlaterne präsentieren ein harmonisches Gesamtbild eines japanischen Gartens, den die japanischen Gemeinde 1975 der Stadt schenkte.
Die Keimzelle der Düsseldorfer Parklandschaft ist aber der Hofgarten, nahe der Königsallee, mitten im quirligen Zentrum der Stadt. Hierhin gehen sie alle: die Büroangestellten im Edelzwirn auf dem Weg zur Mittagspause, die Freundinnen auf Shoppingtour, die Eltern mit ihren Kleinen und die Älteren, die sich auf der Bank ausruhen.
Weich modellierte Hügel, Wasserflächen und Baumgruppen prägen den Hofgarten seit Beginn des 19. Jahrhunderts als Maximilian Friedrich Weyhe den Auftrag erhielt, den ehemaligen Barockgarten in einen englischen Landschaftsgarten zu verwandeln. Auch jetzt steht wieder eine umfangreiche Sanierung an. Sturm Ela (2014) war der eigentliche Auslöser. 380 Altbäume gingen verloren. Deshalb sind viele Neupflanzungen geplant. „Dabei müssen wir umdenken und den Klimawandel berücksichtigen“, betont Tobias Lauterbach. Baumarten aus dem Mittelmeer, Ostasien und Nordamerika wie die Esskastanie und der Tulpenbaum stehen nun statt Rosskastanie und Pappel auf der Liste.
Zeigt schon der Hofgarten mit den zierlichen Laternen und der goldenen Brücke über dem Weiher Leichtigkeit und Licht für die Seele, so nimmt der Malkastenpark, auch Jacobigarten genannt, nur einen Sprung vom Hofgarten entfernt, das Motto auf. Die Gartenanlage des Jacobischen Landgut war und ist ein Quell der Inspiration für Philosophen und Künstler. Waren im alten Jacobi Haus – das rosafarbene Landhaus ist heute noch ein Blickfang – Gäste wie Johann Wolfgang von Goethe und Christoph Martin Wieland zu Gast, so treffen sich bis heute Künstler der Gestaltung im angrenzenden Neubau aus den 50er Jahren, der dem gleichnamigen Künstlerverein Malkasten gehört.
Wenn sich zartes Sonnenlicht auf die von Efeu umrankten Figuren legt, gedämpfter Verkehrslärm sich in die verträumte Stille des Parks drängt, meint man beinahe, den Hauch der großen Dichter und Denker von damals zu spüren. So idyllisch breitet sich das kleine Stück Natur vor einem aus.
Eldorado für Dahlienliebhaber
Der größte Park Düsseldorfs ist der Südpark. Mit zwei Jahreszahlen ist seine Geschichte erzählt: 1893 legte hier die Stadt Düsseldorf im Zuge der zunehmenden Verstädterung einen Volksgarten an und fast 100 Jahre später, 1987, fand die BUGA (Bundesgartenschau) statt.
Geblieben ist eine 70 Hektar Grünanlage, die sich zu einem beliebten Bürgerpark entwickelt hat. Er ist ein Konglomerat unterschiedlicher Gartentypen. Nahe dem Baggersee dominieren weite Wiesenflächen und hügeliges Gelände, von großen Baumgruppen akzentuiert. Entlang des Hauptweges reihen sich dagegen kleine Heckengärten aneinander, die verschiedene Gartentypen präsentieren. Dahlienliebhaber finden hier im Herbst ein kleines Eldorado vor.
Alles hat seine Zeit – auch der Spaziergang durch eine der vielen Düsseldorfer Parkanlagen. Deshalb kann das „Zeitfeld“ im Südpark ein guter Auftakt oder eben Abschluss sein. Auf Masten – ähnlich den Straßenlaternen – schießen wie hochragende Gewächse 24 Bahnhofsuhren aus dem Boden. Der Uhrenpark des Künstlers Klaus Rinke ist damit auch ein Beispiel moderner Gartenkunst.