Region: FC Düren-Niederau: Der Egidius-Braun-Preis für Jugendleiter Ingo Müller

Region : FC Düren-Niederau: Der Egidius-Braun-Preis für Jugendleiter Ingo Müller

Wie das alles einmal angefangen hat, weiß Ingo Müller (55) noch ganz genau. Was nicht überraschend ist, es ist ja ein wichtiger Teil seines Lebens. Müller war 16 Jahre alt, Fußballer beim FC Düren-Niederau. Und ziemlich talentiert. Der 1. FC Köln wollte Müller, Müller wollte zum 1. FC Köln, und sein Heimatverein wollte ihm keine Steine in den Weg legen.

Nur eine Bedingung hatten sie in Niederau damals im Jahr 1978: Müller sollte eine Juniorenmannschaft übernehmen. Es war der Anfang einer ziemlich einzigartigen Beziehung. Müller trainiert bis heute Nachwuchsteams in Niederau, er ist seit mittlerweile 35 Jahren zudem Jugendleiter des Vereins. Alles, was in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten für die jungen Fußballer auf die Beine gestellt wurde, ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Für sein Engagement erhält Ingo Müller den Egidius-Braun-Preis des Jahres 2017.

Wenn Müller heute erzählt, wie es damals war, wird schnell klar, wie wichtig ihm der FC Düren-Niederau ist. Deshalb ist es ihm ja nicht besonders schwergefallen, in der Jugendabteilung seines Heimatvereins anzufangen, er ist ja ein Niederauer Junge. Sein Vater ist in dem Dürener Stadtteil geboren, Müller dort aufgewachsen, hat mit sieben Jahren in Niederau das Fußballspielen begonnen. Auch heute wohnt er noch dort, nur einen Kilometer vom Sportplatz entfernt.

„Der Verein“, sagt Müller, „ist meine Heimat“. Als Müller vor 39 Jahren eine F-Jugend übernahm, hatte der Klub nur fünf Jugendmannschaften; als er 1982 mit nur 20 Jahren Jugendleiter wurde, waren es auch nicht viel mehr. Mittlerweile sind es 14 Teams, und die Nachfrage ist so groß, dass sie doppelt so viele Mannschaften stellen könnten, aber dafür reichen die Platzkapazitäten nicht. Niederau ist im Jugendbereich der Vorzeigeklub im Fußballkreis Düren, er ist einer der erfolgreichsten der Region; in fast allen Altersklassen spielt der Verein auf Verbandsebene. Für junge talentierte Spieler ist Niederau immer eine Option. In erster Linie dank Müller.

Bis zum Ende der A-Jugend hat er in Köln gespielt, er war Kapitän; sieben Mal lief Müller für Juniorenteams der deutschen Nationalmannschaft auf. Bei den Kölner Profis trainierte er als Jugendlicher einmal unter Hennes Weisweiler und mehrmals unter Rinus Michels. Und dennoch entschied er sich gegen den Amateurvertrag, den ihm der FC angeboten hatte. Müller ging zurück nach Niederau, spielte in der ersten Mannschaft — bis er wegen eines komplizierten Armbruchs mit nur 28 Jahren mit dem Fußballspielen aufhören musste.

Bereits 1982 war Müller Jugendleiter geworden — „weil es damals keinen anderen gab, der es machen wollte“, sagt er. „Das war anfangs eine One-Man-Show.“ Müller hat es aber geschafft, über die Jahre Mitstreiter zu gewinnen. „Ich verstehe mich immer noch als Motor, der vielleicht etwas mehr macht“, sagt er. „Aber alleine hätte ich das nicht geschafft.“ Gottfried Mertin, Jürgen Wallraff, Regina Kraus, Mario Kuckertz — es ist Müller wichtig, dass diese Namen hier stehen, „auch wenn ich damit längst nicht alle genannt habe“.

Früher war er jeden Tag am Platz, mittlerweile sei er „nur noch fünf Mal in der Woche“ da, sagt Müller und muss schmunzeln. Er hat ja auch noch einen Job, er ist Fachbereichsleiter in einem Kinderheim. Kinder, Enkel, Hobbys, die Musik und Schalke 04 — sein zweiter Herzensverein — nehmen auch Zeit in Anspruch. „Ich nehme mir Auszeiten dafür“, sagt er. „Manchmal.“ Wieder ein Schmunzeln. Ans Aufhören hat er ohnehin noch nie gedacht, „dafür gab’s immer zu viel zu tun.“

Der neue Weg

Natürlich ist Müller stolz auf die sportlichen Erfolge der Jugendabteilung, auf die Aufstiege, Meisterschaften und Pokalsiege, auf die Triumphe bei internationalen Turnieren. Noch stolzer macht ihn aber etwas, das nichts mit Siegen oder Titeln zu tun hat: die Integration, die seit Jahren in Niederau gelebt wird. In den Jugendmannschaften spielen Fußballer aus verschiedenen Nationen, aus unterschiedlichen sozialen Schichten. „Bei uns sind alle gleich“, sagt Müller.

„Wir sind eine große Fußballfamilie, das ist unser Motto.“ Das soll so bleiben, auch wenn der Verein demnächst unter neuem Namen firmiert. Aus dem FC Düren-Niederau wird der 1. FC Düren, der Profifußball ist das Ziel, und auch die Jugendmannschaften werden Teil des Projekts sein. Müller war anfangs nicht begeistert, er hatte gehofft, dass die Jugendabteilung eigenständig bleiben könnte.

Er sagt: „Es ist schließlich mein Baby.“ Auf einer langen Autofahrt hat sich Müller doch mit dem Gedanken anfreunden können. Er glaubt, dass die Voraussetzungen dann noch besser werden. „Ich gehe den neuen Weg voller Überzeugung mit“, sagt er. „Ich kann nur ganz oder gar nicht.“ Wobei ein „gar nicht“ nie eine Option für Ingo Müller ist.

Ingo Müller wird im Rahmen unserer Gala „Menschen 2017“ am 10. Januar in Aachen geehrt.