Aachen: „Es ist wichtig, Hilfe in Anspruch zu nehmen“

Aachen : „Es ist wichtig, Hilfe in Anspruch zu nehmen“

Claudia Dietrich ist Oberärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik und leitet das Zentrum für psychische Gesundheit. Sie erklärt, warum es hilft, offen über Probleme zu sprechen.

Was kann man tun, wenn man merkt, dass es einem schlecht geht?

Claudia Dietrich: Persönliche Probleme sind individuell. Man muss sich zunächst anschauen, wo genau das Problem liegt: Bin ich gerade akut durch das Lernpensum überfordert? Oder bin ich seit Wochen traurig und ausgelaugt? Das Wichtigste ist dann, das Gespräch zu suchen und die Beratungsmöglichkeiten, die es vor Ort gibt, zu nutzen. So können Erkrankungen rechtzeitig erkannt werden.

Leben wir in einer Leistungsgesellschaft, die den Druck auf junge Menschen zunehmend erhöht?

Dietrich: Ich glaube schon, dass gerade das Modell „Bachelor und Master“ das Studium sehr gestrafft hat und die Studenten dadurch mehr Druck haben, schneller Leistung zu erbringen. Ob das alleine die Ursache für psychische Erkrankungen ist, kann ich aber nicht beurteilen.

Wie wichtig ist es, dass wir offen über Depressionen sprechen?

Dietrich: Ich denke, das Thema Depression ist heute durchaus in den Medien präsent. Dadurch wird es einfacher für Betroffene, darüber zu sprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen, und das ist wichtig.

Wie leiste ich als Außenstehender Hilfe, wenn Freunde sich zurückziehen oder dauerhaft traurig sind?

Dietrich: Seine Freunde sollte man direkt ansprechen und zeigen, dass man sich Sorgen um sie macht. Gegebenenfalls kann man auch auf professionelle Hilfe hinweisen, wenn es nach einiger Zeit nicht besser geworden ist. vino

(vino)