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Kommentar zu Facebook: Weil nichts umsonst ist

Kommentar zu Facebook : Weil nichts umsonst ist

Auf den ersten Blick klingt es wie ein Witz: Das deutsche Bundeskartellamt will Facebook zwingen, sein Geschäftsmodell fundamental zu ändern.

Ein Modell, das auf der Auswertung der Daten beruht, die zweieinhalb Milliarden Menschen täglich auf Facebook, Instagram und Whatsapp ins Netz jagen. Zweieinhalb Milliarden, das ist fast ein Drittel der Weltbevölkerung. Was steckt dahinter – etwa Größenwahn einer deutschen Behörde?

Schauen wir uns einmal an, worum es geht: um Geld natürlich. Niemand von uns bezahlt für die Nutzung von Facebook, das uns auf so einzigartige Weise mit der Welt vernetzt. Oder für Whatsapp, das längst so viel mehr ist als der Nachfolger der SMS (erinnert sich noch jemand, wie viel Geld uns die 160-Zeichen-Schnipsel vor ein paar Jahren noch jeden Monat gekostet haben?).

Doch Betrieb und Entwicklung dieser Netzwerke und Dienste kosten gigantische Summen. Geld, das Facebook verdienen muss: mit Werbung. Und je zielgenauer diese Werbung ist, desto ertragreicher und wertvoller ist sie. Vereinfacht gesagt: Von 100.000 interessiert sich vielleicht nur einer für Yachten. Ihm, und nur ihm, Bootswerbung zu zeigen, darum geht es. Deshalb will der Konzern jedes Info-Fitzelchen so vollständig ausnutzen, dass jeder Nutzer perfekt angesprochen wird.

Das ist nicht unmoralisch, sondern logisch. Werbung ist schließlich das Blut, mit dem das Internet am Leben gehalten wird. Man übersieht das gerne, weil im Netz ja alles scheinbar gratis ist. Aber wie das englische Sprichwort sagt: „There is no such thing as a free lunch“, frei übersetzt: Nichts ist umsonst. Wir zahlen, indem wir uns ausliefern. Mit all unseren Vorlieben, Familienverhältnissen, Freundschaften, Hobbys, Neigungen und allen möglichen Eigenschaften. Mit Haut­(krankheiten) und Haar(farbe). An den größten global Player auf dem Markt der Sozialen Netzwerke.

Da tut es gut zu sehen, dass wir Verbündete haben. Auch wenn es „nur“ eine deutsche Behörde ist.  Auch wenn es Jahre dauern kann, bis der heutige Spruch für uns Nutzer. wirksam wird. Wir, die Ausgelieferten, brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können. Und darum ist der Vorstoß des Kartellamts weder als Größenwahn einzustufen, noch als Technikfeindlichkeit, noch als Profilierungswahn deutscher Beamter.

Denn: Was bleibt den meisten von uns übrig, als bei Facebook, Whatsapp & Co. mitzumachen? In diesen Netzwerken gehört man dazu, da sind die Freunde und die Familie, da ist für viele von uns der Stammtisch, die Selbsthilfegruppe, der Hobbykeller und so viel mehr. Für die Teilhabe am sozialen Leben sind sie längst – sorry für das platte Wort – alternativlos.