München : Voraussetzung ist schnelles DSL: Der Videorecorder im Internet
München Beim Wort Videorekorder ergreift die einen pure Nostalgie und die Erinnerung an die schwarzen VHS-Kassetten, die anderen wähnen sich im Technikmuseum. Längst haben Festplatten- und DVD-Rekorder dieser Erfindung aus dem letzten Jahrhundert den Rang abgelaufen.
Und doch lebt sie noch, ausgerechnet im Internet. Online-Videorekorder nehmen keinen Platz im Wohnzimmer weg, sie benötigen keine Kassetten und bieten doch beinahe unbegrenzte Aufnahmemöglichkeit.
Nicht nur deshalb nutzt Gunnar Troitsch, Ressortleiter Praxis der Zeitschrift „Chip”, dieses softwaregestützte Angebot auch persönlich. „Es ist einfach zu bedienen und es ist übersichtlich”, sagt er mit Blick auf Dienste wie Shift.TV (shift.tv), Save.TV (save.tv), bong.tv (bong.tv) oder onlineTVrecorder (onlinetvrecorder.com). Dort scrollen Nutzer durch eine elektronische Programmzeitschrift (EPG) und programmieren Sendungen auf Knopfdruck. Bei OnlineTVRecorder geht das sogar kostenlos, die anderen Dienste verlangen zwischen 5 und 10 Euro pro Monat.
Für den Nutzer gebe es viel Komfort beim Programmieren, sagt Troitsch. Beispielsweise lasse sich vor dem Urlaub bequem einstellen, dass alle Folgen der Lieblingsserie aufgenommen werden. Heimkehrer laden die Folgen anschließend entweder herunter oder sehen sich die Serie per Livestream an, eine schnelle Breitband-Verbindung vorausgesetzt. Das geht dank persönlichem Passwort von jedem Computer aus. „Wer kein DSL hat, braucht aber darüber erst gar nicht nachzudenken”, rät Troitsch. Mit dem inzwischen weit verbreiteten DSL 6000 ließen sich Filme jedoch ruckelfrei ansehen.
Nutzer müssen allerdings Qualitätseinbußen akzeptieren. So geben alle momentan verfügbaren Dienste kein HDTV wieder, sondern maximal PAL-Auflösung im Format 720 x 576 Pixel. „Es macht natürlich keinen Spaß, das auf einem großen Fernseher zu schauen”, sagt der Experte. Dabei zeigten sich Artefakte und unschöne Farbpunkte.
Mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika bremst er auch allzu große Hoffnungen auf ein Archiv aller Spiele mittels der Online-Angebote. „Fußball und andere Sportarten sind ein Problem”, sagt Troitsch: Die sehr schnellen Bewegungen müssten digitalisiert und dann auch noch ins Format MP4 und DivX komprimiert werden, was weiteren Qualitätsverlust mit sich bringe.
Die Dienste selbst unterscheiden sich nach Angaben von Troitsch vor allem durch die Zahl der Fernsehsender. Während Shift.tv 19 deutschsprachige Sender in seinem Portfolio hat, sind es beim kostenlosen OnlineTVRecorder über 50, teils auch internationale Anbieter. Letzterer bietet auch die Möglichkeit, Sender der RTL-Gruppe aufzunehmen, die einen Rechtsstreit gegen einen Anbieter geführt hat.
Dabei entschied der Bundesgerichtshof im April 2009, dass die kommerzielle Vervielfältigung grundsätzlich gegen das Urheberrecht verstößt, jedoch in Ausnahmefällen erlaubt ist. Dabei müsse sichergestellt sein, dass die kommerziellen Anbieter lediglich auf einen „persönlichen Videorekorder” aufzeichnen und die Inhalte keinen Dritten zur Verfügung stehen. Obwohl etwa Save.TV nach eigenen Angaben diese Vorgaben erfüllt, fehlten dort lange Zeit die Sender der RTL-Gruppe.
Dennoch bekommt Save.TV von Troitsch die besten Noten für die Bildqualität. „Es ist zudem bestimmt das am meisten genutzte Angebot dieser Art”, sagt er. Deshalb müsse man sich zu Stoßzeiten etwa am Sonntagabend auf einen länger dauernden Downloadvorgang der im Schnitt 600 bis 800 Megabyte großen Filme, wie etwa einen „Tatort”, einstellen.
Der Dienst erlaubt einen 14-tägigen Test, in dem der Nutzer maximal 3000 Minuten Fernsehsendungen speichern kann. Zum Vergleich: Shift.TV bietet zwei Stunden gratis an. „Die Anbieter locken alle mit einem Probeabo und wenn man nicht rechtzeitig kündigt, muss man voll zahlen”, warnt Troitsch. Bei Save.TV sind das je nach Laufzeit zwischen fünf und zehn Euro pro Monat.
Dafür werden die persönlichen Downloads vier Wochen auf dem Server gespeichert. Zum Vergleich: Die Filme von ARD und ZDF in den Mediatheken werden nur eine Woche nach Ausstrahlung noch bereitgehalten. Und im Gegensatz zu Mediathek-Angeboten können etwa Serienfans beim Online-Rekorder ihre Aufnahmen problemlos herunterladen und auch auf DVD brennen.