Hamburg : Virtuelles Büro für die Hosentasche: Der USB-Stick als Notebook-Ersatz
Hamburg USB-Sticks haben sich vom Mini-Datenspeicher zum virtuellen Büro für die Hosentasche entwickelt. Möglich machen dies sogenannte portable Anwendungen, die ohne Installation auskommen.
Dadurch kann man mit den eigenen Programmen auf fremden Rechnern arbeiten, Mails checken oder Videos anschauen - und man hinterlässt die Computer genau so, wie sie vorher waren. Auf die kleinen Speicher passen alle möglichen Büroanwendungen - vom Browser über das Bildbearbeitungsprogramm bis zu Office-Paketen, sagt Axel Vahldiek von der Computerzeitschrift „c´t”.
Der Vorteil: Es müssen keine Konten neu eingerichtet werden und die eigene Bookmark-Sammlung ist stets mit dabei. Für Notfälle lassen sich sogar Analyseprogramme etwa für Windows auf den Stick packen. Sie helfen allerdings nicht, wenn der Rechner nicht mehr bootet, denn der USB-Stick setzt ein laufendes Windows voraus. Portable Anwendungen haben ihre Grenzen, denn USB-Sticks sind generell langsamer als die Festplatte.
Und die Programme laufen nur so gut, wie der Rechner ist. Bei einem Mac etwa hat man mit Windows-Anwendungen schnell Probleme. Auch Programme, die sehr groß sind, laufen vom Stick aus kaum. Für 3D-Spiele etwa, sofern sie denn überhaupt vom Stick funktionieren, reicht die Geschwindigkeit nicht aus. Doch für umfangreiche Programme gibt es viele portable Alternativen. Statt Photoshop reicht häufig Gimp, statt Microsoft Word nimmt man Open Office.
Versionen für den Stick gibt es mittlerweile auch von Mail Clients und Browsern wie Firefox und Opera. Eine gute Sammlung für den Anfang ist unter portableapps.com zu finden. Das Arbeiten mit dem Stick hat aber auch Nachteile: Manche Angewohnheiten führen nicht zum gewünschten Ergebnis. Wenn man etwa ein Dokument per Doppelklick öffnen will, startet das dafür vorgesehene Programm auf dem Rechner und nicht die Anwendung auf dem Stick.
Der User muss also zunächst das benötigte Programm vom Stick aus starten und dann erst über das Menü die gewünschte Datei öffnen. Die Experten der „c´t” haben für dieses Problem eine eigene Lösung entwickelt und ein kleines Tool programmiert, das durch Hinzufügen lernt. Es ist zusammen mit einer Sammlung portabler Anwendungen auf CD erhältlich (Heft 14/07). Und es gibt weitere Hilfsmittel: Man erstellt einfach ein eigenes Startmenü auf dem Stick. In vielen Paketen sind solche Menüs schon enthalten, allerdings können sie nicht immer auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Vahldiek rät daher zum Tool PStart (pegtop.de/start), das Startmenüs für mobile Datenträger zur Verfügung stellt und sich gut konfigurieren lässt.
Welcher Stick gewählt wird, hängt von der Art der Nutzung ab. Wer es einfach nur mal ausprobieren will, ist schon mit einfachen Speichern gut bedient. Wer den Stick allerdings viel nutzt, sollte darauf achten, dass er schnell genug für die Anwendungen ist. Ein guter Anhaltspunkt ist laut Vahldiek die Größe der Schrift, in der die Geschwindigkeit auf dem Stick angegeben wird. Je größer, desto schneller, denn die Hersteller bewerben hohes Tempo gerne auffallend, während die Daten der Spaßbremsen lieber versteckt oder gar nicht genannt werden.
Auch wenn der Stick „Ready Boost” von Windows Vista unterstützt, dürfte er auf jeden Fall schnell genug sein. Die Größe des Speichers richtet sich danach, was mit dem Stick gemacht wird. „Portable Apps” -Komplettpakete sind meist mehrere hundert Megabyte groß, aber es sollen ja auch Daten darauf passen.
Daher bieten sich Sticks von einem Gigabyte und mehr an, die bereits für unter zehn Euro erhältlich sind. Da die kleinen Helfer eben nicht nur in die Hosentasche, sondern auch durch das Loch in der Hosentasche passen, können sie sehr schnell verloren gehen. Daher versteht es sich von selbst, die Daten regelmäßig zu sichern. Meist reicht es aus, den Inhalt des kompletten Sticks einfach auf den heimischen Rechner zu kopieren. Problematisch wird es, wenn mit dem Stick sensible Daten verloren gehen.
Daher ist ein Verschlüsselungsprogramm Pflicht. Vahldiek rät zum kostenlosen Programm TrueCrypt (truecrypt.org). Damit lassen sich Containerdateien erstellen, die wie ein eigenes Laufwerk funktionieren. An die dort befindlichen Dateien kommt man nur über ein Passwort heran, das natürlich sicher sein sollte. Für Fremde sind die verschlüsselten Dateien nur Datenmüll. Geknackt worden ist das Programm laut Vahldiek bislang jedenfalls noch nicht.