Düsseldorf/Köln : Sturm im WLAN-Wasserglas
Düsseldorf/Köln Die Empörung über die Erfassung privater WLAN-Netze durch Google-Kamerafahrzeuge steigt weiter. „Die Informationspolitik von Google ist nicht hinnehmbar”, sagte Armin Laschet (CDU), kommissarischer Medienminister für Nordrhein-Westfalen, in einem am Montag erschienenen Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger”.
Vor einigen Tagen hatte die Nachricht für Aufregung gesorgt, die für Googles 3-D-Kartografierungsprogramm „Street View” eingesetzten Kamerafahrzeuge würden auch WLAN-Netze erfassen - öffentliche wie die privater Internetnutzer. Solche drahtlosen Funknetze werden in vielen Haushalten zum Surfen genutzt, strahlen aber teilweise weit über die Grundstücksgrenzen hinaus (siehe Infokasten rechts).
Laschet sprach von einem „Missbrauch des Vertrauens, das viele Nutzer in das Unternehmen haben” und reihte sich damit in die Kritik von Datenschützern ein. So hatten in der vergangenen Woche der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar und sein Kollege aus Hamburg, Professor Johannes Caspar, in einer gemeinsamen Erklärung Googles Vorgehen kritisiert. „Die Betreiber von WLAN-Netzen haben von der heimlichen Speicherung ihres Netzwerks nichts bemerkt”, sagte Caspar. „An einer Verhinderung insbesondere der öffentlichen Verbreitung des Verschlüsselungsstatus haben sie aber ein großes Interesse.”
Freilich: Von einer Veröffentlichung der gesammelten Daten durch Google war nie die Rede. Benötigt werden die Daten vor allem für Standortbestimmungen. So kann etwa bestimmte Handy-Software mit Hilfe der bekannten Standorte mehrerer WLAN-Sendepunkte, auch ohne GPS-Empfänger die eigene Position ermitteln.
Mehr noch: Dass WLAN-Netze für solche Zwecke erfasst werden, ist weder neu noch verboten. Das wohl führende Unternehmen Skyhook Wireless etwa hat nach eigenen Angaben weltweit bereits 100 Millionen WLAN-Sender in Zehntausenden von Städten erfasst. Auch Universitäten und Forschungseinrichtungen erstellen solche Karten, etwa das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Nürnberg.
Google selber rechtfertigt sich in einer Presseerklärung auf seiner Homepage. Die Erfassung von WLAN-Daten sei „weder etwas Neues, noch ist es etwas, was nur Google macht”. Tausende von Anwendungen auf mobilen Endgeräten wie dem iPhone und Android-Telefonen sowie Websites wie Twitter oder Browser wie Firefox machten Gebrauch von solchen Wifi-Lokalisierungen. Die Daten ließen keine persönliche Identifikation zu „und die Erhebung ist rechtmäßig”.
Andere Netzexperten sehen die aktuelle Debatte denn auch gelassen. Die Standorte der WLAN-Netze und Hotspots seien schlicht keine persönlichen Daten, die Aufregung ein Sturm im Wasserglas. Google erfasse nur, was jeder Nutzer ausstrahle.
Ein Gutes dürfte die Debatte haben: Der eine oder andere WLAN-Nutzer, der sein Netz bis jetzt nicht oder nur mangelhaft verschlüsselt hat, wird vielleicht auf sein Sicherheitsleck aufmerksam. Und sich doch noch einmal einen Abend lang durch die Bedienungsanleitung seines Routers wühlen.
WLAN, Wi-Fi, Hotspot: Kleines Drahtlos-ABC
WLAN: „Wireless Local Area Network”, ein drahtloses lokales Computernetz, dessen Geräte über Funk verbunden sind. Ein sogenannter Router stellt dabei die Verbindung mit dem Internet her.
Hotspot: Ein öffentlich nutzbarer WLAN-Zugriffspunkt, etwa in einem Flughafen oder Caf. Oft gebührenpflichtig.
MAC-Adresse: Die Media-Access-Control-Adresse macht ein Gerät in einem Netzwerk identifizierbar.
Wi-Fi: Eine Allianz von Herstellern von WLAN-Geräten, die Daten nach dem sogenannten IEEE 802.11-Standard übertragen. Das Wort wird in vielen Ländern als Synonym für WLAN benutzt.