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Berlin/Karlsruhe: Ohne Netz kein Spiel: Onlinezwang bei Videogames

Berlin/Karlsruhe : Ohne Netz kein Spiel: Onlinezwang bei Videogames

Das Raubkopieren macht der Videospiele-Industrie nach wie vor stark zu schaffen - und deswegen macht es auch erfinderisch. Das zeigt sich derzeit bei einem neuen Kopierschutz, dem sogenannten DRM-Kopierschutz.

Der kommt unter anderem bei aktuellen Spielen von Ubisoft wie „Assassins Creed 2” oder „Siedler 7” zum Einsatz. Allerdings bringt er einige Nachteile mit sich, die viele Spieler verärgern. Ursache für die Aufregung: Wer Titel mit dem Kopierschutz spielen will, muss permanent online sein.

„Dadurch soll sichergestellt werden, dass pro gekaufter Lizenz auch wirklich nur ein Spieler spielt”, erklärt Olaf Wolters vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) in Berlin. Um das feststellen zu können, muss sich jeder Spieler auf dem Server registrieren und einen Online-Account erstellen, über den er sich vorm Spielen einloggt. „Durch eine ständige Verbindung wird gewährleistet, dass pro Key nur ein Nutzer angemeldet ist.”

Zwar hat auch das bei Electronic Arts erschienene „Command & Conquer 4” diesen Kopierschutz. Hauptsächlich wird er bislang allerdings vom Publisher Ubisoft eingesetzt. Betroffen sind dabei ausschließlich Games für den PC. „Das ist eine sehr strenge Variante des Kopierschutzes, die nur dann funktionieren kann, wenn es auch von der Seite des Anbieters keine Probleme gibt”, sagt Wolters.

Doch schon da fingen die Schwierigkeiten an. „An zwei Wochenenden, nachdem Assassinss Creed 2 veröffentlicht wurde, gab es Störungen und Probleme mit dem Server”, sagt Patrik Schönfeldt vom Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler (VDVC) in Karlsruhe. Auch bei „Siedler 7” hat es bisweilen massive Probleme gegeben, so dass Nutzer nicht auf den Server zugreifen konnten oder aus einem laufenden Spiel geschmissen wurden.

Außerdem braucht der Spieler natürlich eine dauerhaft stabile Internetleitung. „Kommt es zu einer Unterbrechung der Verbindung, pausiert das Spiel”, erklärt Christian Schmidt von der Zeitschrift „Gamestar” in München. Manchmal ist die schnelle Internetverbindung, die der Kopierschutz voraussetzt, selbst bei festinstallierten PCs nicht vorhanden. „Im Hotel, am Strand oder im Zug kann man diese Games nicht mehr spielen.”

Für die Spieler bedeutet solch ein Onlinezwang, dass sie nicht mehr die volle Kontrolle über das erstandene Produkt haben. Das betrifft auch den Gebrauchtspielemarkt. „Ein Weiterverkauf des Spiels ist schließlich nicht mehr möglich”, sagt Schönfeldt. „Zwar könnte man die Nutzerdaten mit verkaufen, allerdings ist die Weitergabe des Kontos nach den Lizenzvereinbarungen nicht erlaubt.”

Für den Publisher jedoch kann die Verbindung zum Nutzer informativ sein: „Es können auch Daten über das Nutzungsverhalten gesammelt werden”, sagt Schmidt. „Also: Wie viele Spieler gibt es, wie oft und wie weit spielen sie das Game?”

Dauerhaft sicher ist solch ein DRM-Kopierschutz trotzdem nicht. Offenbar ist er aber für Hacker nicht ganz so leicht zu knacken. Bei „Assassins Creed 2” ist das rund sechs Wochen nach Veröffentlichung geschehen. „Dass er geknackt wurde, ist allerdings nicht das Entscheidende, sondern die Periode, in der er nicht geknackt wurde”, erläutert Schmidt. Bis dahin war das Game nur legal zu bekommen.

Olaf Wolters kann den Ärger der Spieler durchaus nachvollziehen: „Ich habe Verständnis für alle, die sich aufregen”, so der BIU-Geschäftsführer. „Allerdings sollten die Raubkopierer, die diese Suppe eingebrockt haben und als Minderheit eine Mehrheit vor sich hertreiben, mit der Kritik belastet werden.” Vielleicht regelt auch der Markt das Problem mit dem Kopierschutz: In den Foren und Message Boards im Internet war von vielen Spielern zu lesen, dass sie solche Games in Zukunft gar nicht erst kaufen und boykottieren wollen.

Die Vorteile, die der Kopierschutz für die Gamer beispielsweise bei Titeln mit dem neuen DRM bringt, ist verglichen mit den Nachteilen überschaubar: „Man braucht keine CD oder DVD mehr einzulegen, weil das Spiel komplett auf der Festplatte installiert wird”, erklärt Patrik Schönfeldt vom VDVC. „Außerdem lässt es sich auf mehreren PCs installieren, und die Spielstände sind online verfügbar.” An jedem dieser PCs lässt sich also weiterspielen, wo man aufgehört hat.

Eine Umfrage vom VDVC auf der Messe CeBIT unter mehr als 250 Spielern hat ergeben, dass vier von zehn Spielern schon vor der Panne einen Kauf von Einzelspieler-Games, die einen ständigen Online-Zugang erfordern, grundsätzlich ausschlossen. Nur etwa ein Drittel der Befragten sagten, bei solch einem Spiel bedenkenlos zuzugreifen. Damit standen viele Spieler Ubisofts neuem Kopierschutz schon kritisch gegenüber, als es noch gar keine Probleme damit gab.