München : Neue Grafikkarten mit beeindruckender Rechenleistung
München Während sich die Chiphersteller AMD und Intel seit Jahren einen Wettlauf um die schnellsten und leistungsfähigsten Prozessoren liefern, wetteifern die AMD-Tochter ATI und nVidia um den Spitzenplatz bei den Top-Grafikkarten.
Deren Aufbau mit fünf Komponenten ist identisch. Neben einer Systemschnittstelle, dem Grafikspeicher, dem Grafikprozessor (GPU) und dem Framebuffer steckt darin auch ein RAMDAC (Random Access Memory Digital/Analog Converter). Er ist dafür verantwortlich, das Bild je nach Ausgang analog oder digital umzuwandeln.
Die aktuellen Flaggschiffe tragen die Bezeichnungen ATI Radeon HD 4870 X2 und nVidia GeForce GTX280. Sie kosten mit mindestens 370 Euro (nVidia) beziehungsweise rund 500 Euro (ATI) aber alleine so viel wie ein kompletter Office-PC und sorgen dafür, dass so manches ältere Netzteil in den Ruhestand geschickt werden muss: Aufgrund der maximalen Leistungsaufnahme von 314 Watt bei der ATI-Karte und 236 Watt bei der nVidia benötigt der PC-Besitzer ein 500 Watt-Netzteil.
Ganz schön anspruchsvoll zeigen sich die Grafikriesen auch, was den Speicher angeht. Auf der HD 4870 X 2 sind gleich 2 Gigabyte der neuen GDDR5-Module verbaut, aufgeteilt in zwei Blöcke. Die GTX 280 dagegen arbeitet mit 1024 MB GDDR3-Speichern.
Beim Chiptakt von 750 im Vergleich zu 602 Megahertz (MHz) liegt die HD ebenfalls vorne, genau wie beim Speichertakt von 1800 gegenüber 1107 MHz. Beeindruckend im Vergleich zu normalen CPU-Prozessoren ist die Rechenleistung.
Schafft die nVidia schon 933 Gigaflops - ein Gigaflop entspricht einer Milliarde Rechenoperationen pro Sekunde - bringt es die ATI-Karte erstmals auf über 1000, also einen Teraflop.
Derartige Dimensionen erreichten noch vor nicht allzu langer Zeit nur Hochleistungscomputer für den wissenschaftlichen Bereich. Zum Vergleich: Ein Prozessor vom Typ Core2 Quad Q6600 erreicht gerade einmal 21,4 Gigaflops.
Somit lässt sich die neue Generation von Grafikkarten auch einsetzen, um dem Hauptprozessor etwas Arbeit abzunehmen, speziell bei Simulationen. Beide Hersteller haben entsprechende Programmierungsumgebungen für derartige Anwendungen entwickelt.
Ein Softwarehersteller verspricht gar, mit der Rechenleistung einiger nVidia-Grafikkarten wichtige Daten retten zu können. Mit zwei Karten vom selben Typ soll es dabei möglich sein, ein verlorenes Passwort mit Raten von bis zu einer Milliarde Passwörtern pro Sekunde zu suchen.
Wer ein Netzwerk habe, könne die Datenrettung durch verteiltes Rechnen zusätzlich beschleunigen, teilt der Anbieter mit. Ähnliche Tools würden auch von Ermittlungsbehörden und Forensikspezialisten genutzt, um schnell und zuverlässig an potenzielles Beweismaterial zu gelangen.
Für den Grafikkarten-Experten Christoph Gies von der Zeitschrift „Chip” sind die neuen Modelle, die speziell 3D-Anwendungen beschleunigen, nur etwas für Spezialisten. „Für Normalsterbliche sind die eigentlich uninteressant”, sagt er. Die Karten seien zu empfehlen für Nutzer, die neueste DirectX-10-Spiele nutzen, sowie mit Einschränkungen für CAD-Animationen und zum Betrachten von Blu-ray-Videos.
Selbst Videospieler, die nicht die neuesten 3D-Shooter brauchen, kommen mit herkömmlichen Modellen wie der nVidia GeForce 9800 GT für rund 120 Euro oder der ATI Radeon 3850 für unter 100 Euro hin. Dabei reichten bei der Speichergröße 512 Megabyte aus, sagt Giese. Nur wer hochauflösende Filme sehen wolle, brauche etwas mehr Speicher in der Grafikkarte.
Noch günstiger geht es mit Grafikkarten, die schon auf dem Mainboard sitzen. Dabei gibt es etwa das Intel-Board mit G 45-Chipsatz für rund 120 Euro ohne Prozessor. Dank einer speziellen Technik unterstützt dies sogar die HD-Wiedergabe ohne extra Grafikkarte. „Solche Onboard-Grafikkarten der neueren Generation sind völlig ausreichend, wenn man nicht die neuesten 3D-Spiele machen will”, sagt Giese.