Berlin : Kopierschutz für Filme und Musik: Das Digitale Rechtemanagement
Berlin Digitale Medien haben den Vorteil, dass sie überall verfügbar sind und sich ohne Qualitätsverlust beliebig oft kopieren lassen. Im Zeitalter des Tonbands oder Kassettenrecorders war das Mitschneiden etwa von Radiomusik zwar schon möglich, der Nutzer musste anders als beim Brennen auf CD aber deutliche akustische Qualitätseinbußen hinnehmen.
Die heutigen Möglichkeiten der Vervielfältigung hat Urheber und Rechteinhaber wie Autoren, Musiker, Filmemacher und Filmstudios allerdings stets in Schrecken versetzt, da ihre rechtmäßigen Ansprüche in Gefahr waren.
Es gibt seit Jahren eine Vielzahl an technischen Schutzmechanismen, die die digitale Nutzung einschränken oder reglementieren. Dazu zählen Microsofts Windows Media Audio und Video (WMA, WMV), Apples AAC und FairPlay oder die AACS-Verschlüsselung für HD-Medien. Die Verschlüsselung erfolgt entweder auf den Medien wie CD, DVD oder Blu-ray selbst oder direkt am Übertragungsweg von Filmen aus dem Internet oder Fernsehkabel über den HDMI-Stecker am Bildschirm und wird zusammen mit dem Signal mitgeschickt.
Gegenüber herkömmlichen Kopierschutzverfahren können moderne DRM-Systeme theoretisch die Nutzung genau kontrollieren. Video-on-demand-Anbieter wie Maxdome bieten etwa Filme an, die der Nutzer nach dem Herunterladen nur innerhalb einer Zeitspanne von 48 Stunden ansehen kann, sagt Nico Jurran, Fachredakteur der Zeitschrift „ct”. Danach werde der Film wieder gesperrt. Die Zeit laufe auch, wenn das Gerät nicht ans Internet angeschlossen ist.
Meist sei das Angebot an eine bestimmte Hardware wie den eigenen Fernseher oder den Rechner gekoppelt. „Es gibt aber auch andere Lösungen, die es erlauben, einen Film alternativ auf einem anderen Gerät weiterzuschauen, das ist technisch heute kein Problem mehr”, sagt Jurran.
Mit DRM- und Kopierschutzverfahren können Hersteller allerdings auch den Zorn ihrer Kundschaft auf sich ziehen - was vor allem die Musikindustrie schmerzhaft erfahren musste. Lange Zeit hatte sie versucht, das illegale Kopieren von CDs mit technischen Sperren zu verhindern. Die eingesetzte Technologie führte allerdings dazu, dass sich die Scheiben vielfach gar nicht, nur auf bestimmten Geräten oder in mangelhafter Qualität abspielen ließen.
2005 hatte Sony ein digitales Rechtemanagement auf den Scheiben der Musiksparte Sony BMG erprobt, das zumindest eine private Kopie des Nutzers erlauben sollte - geriet aber ganz anders als geplant heftig unter Beschuss. Es stellte sich heraus, dass die CDs beim Abspielen auf einem Rechner wie eine Schadsoftware eine Sicherheitslücke auf dem PC riss. Nach Klagen von Verbrauchern und Beschwerden sogar von Microsoft entschuldigte sich Sony-Chef Howard Stringer öffentlich und vollzog eine Kehrtwende.
„Kopierschutz und DRM sind heute tot, sie spielen in der Musikindustrie keine Rolle mehr”, sagt Sven Hansen, Audio-Spezialist bei „ct”. Die Industrie habe viel experimentiert, DRM sei aber jetzt längst auf dem Rückzug. Auch Apples Fairplay-Verschlüsselung werde heute vorwiegend nur noch für Video-Downloads genutzt. „Die Praxis hat gezeigt, dass es technisch sehr anspruchsvoll ist, beim Kopierschutz die CDs überhaupt noch auf allen Geräten abspielbar zu machen.” Vielfach sei stattdessen die zahlbereite Kundschaft abgeschreckt worden.
Bei Musik hat sich inzwischen ohnehin ein Paradigmenwechsel vom physikalischen Medium hin zu Streaming-Angeboten und Flatrate-Abos vollzogen, die sich zum Teil durch Werbung finanzieren. Teilweise würden die einzelnen Streams noch verschlüsselt übermittelt, wobei zusätzliche Informationen im Browser abgelegt würden, sagt Hansen. „Doch selbst wenn der Stream verschlüsselt ist, lässt sich heute alles ohne Rauschen aufnehmen.”
Auch bei Filmen könnte die Zeit des Kopierschutzes und der DRM-Systeme möglicherweise eines Tages ablaufen. Selbst die Blu-ray-Disk gilt heute nicht mehr als unkopierbar. „Es gibt immer clevere Leute, die einen Kopierschutz knacken können”, sagt Hansen. „Solange Bezahlangebote bequemer für den Kunden sind, werden sie aber auch gekauft.”