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San Francisco: Kann Facebook das menschliche Gehirn manipulieren?

San Francisco : Kann Facebook das menschliche Gehirn manipulieren?

Als Gegenbewegung zu den negativen Auswirkungen sozialer Netzwerke hat sich in San Francisco das Center for Human Technology (Zentrum für humane Technologie) gegründet. Die dortigen Aktiven sind Insider — ehemalige Mitarbeiter und Investoren unter anderem von Google und Facebook.

Zu ihnen gehören zum Beispiel Roger McNamee, der Facebook-Chef Mark Zuckerberg beraten hat, sowie Justin Rosenstein, dem Facebook seinen Like-Button („Gefällt mir“) verdankt. So betont McNamee bei tagesschau.de: „Dich wütend und ängstlich zu machen — das ist gut für das Geschäft von Facebook, aber nicht für Nutzer oder die Menschen in den USA.“ Es geht dem Zentrum, wie es heißt, unter anderem um geistige Gesundheit, Kultur und soziale Beziehungen als Basis einer Gesellschaft, die „von der Technologie in Geiselhaft genommen“ werde, wie Gründer der Initiative betonen.

Kinderärzte und Psychologen warnen in den USA bereits vor der Volldigitalisierung der Kindheit. Sie haben Facebook erst vor wenigen Tagen dazu aufgefordert, eine Chat-App wieder vom Markt zu nehmen, die Kinder im Vorschulalter als Nachrichtendienst nutzen sollen.

Inzwischen gibt es die Aufforderung, Facebook so zu behandeln wie die Tabakindustrie — als ein Suchtmittel mit Nebenwirkungen auf das Gehirn, deren Umfänge — besonders im Hinblick auf den Kindlichen Organismus — erst ansatzweise ermittelt worden sind. Festgestellt wurde bereits, dass das beständige Liken und Teilen in Gehirnen der Facebook-Nutzer immer wieder Dopamin-Kicks zur Folge haben.

Ziel der Initiative für eine menschenfreundliche Technologie ist es nun, eine Website zu gestalten, die die Nachteile gewisser Technologien aufzeigt. Vorgesehen ist zudem eine umfangreiche Werbekampagne. Die Leitung des Zentrums übernimmt Tristan Harris, Ex-Manager bei Google, der heftig vor dem Einfluss der Netzwerke warnt, die seiner Meinung nach „mächtiger als nahezu jeder Politiker“ sind und die Gedanken von „Milliarden Nutzern“ manipulieren können.

Mit ersten Tipps will das Center of Human Technology zeigen, dass es in Zukunft nicht nur warnen, sondern konstruktive Beiträge leisten will. Etwa im Hinblick auf eine zu enge Bindung an das Smartphone: Wenn man ihm die Farbe nehme und den Bildschirm auf Grau stelle, würde es bereits Anziehungskraft verlieren und den Drang mindern, permanent auf die bunten Symbole zu klicken. Zusätzlich veröffentlich das Zentrum eine Liste von Apps, die aufgrund einer Umfrage bei 200.000 Nutzen „glücklich oder unglücklich“ machen.

Was die Initiatoren jetzt hoffen, ist die verstärkte Beteiligung möglichst zahlreicher Ehemaliger aus Tech-Konzernen, die mit den dortigen Tricks vertraut sind, um einen gesünderen Umgang mit den Alltagstechniken zu fördern. Auch Anzeigenkampagnen an 55 000 öffentlichen US-Schulen sind bereits geplant.