Hamburg/Witten : Gesundheit aus dem Netz: Ärzte-Bewertungen und Medikamente online
Hamburg/Witten Gesundheit ist für viele Menschen eine Vertrauenssache. Deshalb führt sie eine Erkrankung üblicherweise zum Hausarzt oder in die Apotheke um die Ecke. Den passenden Arzt kann ein Patient aber auch im Internet suchen.
Zumindest bieten viele Bewertungsportale eine solche Möglichkeit. Dort sollen Patienten ihren Arzt anhand verschiedener Kriterien bewerten. Die sind manchmal sehr umfassend, oft aber wenig aussagekräftig. Und auch beim Kauf von Medikamenten über das Netz sind Verbraucher besser vorsichtig - hier lauern gefährliche Fälschungen.
Auf Seiten wie http://www.docinsider.de aus Hamburg oder http://www.jameda.de aus München kann der Patient zwar nach Symptomen und der passenden Stadt filtern. Doch die wenigsten Ärzte haben Bewertungen bekommen, die etwas über ihre Qualität aussagen.
Auf http://www.imedo.de aus Berlin können sich die Nutzer immerhin austauschen. Das Portal http://www.helpster.de aus München erlaubt außerdem Bewertungen im freien Text. Dafür ist die Datenmenge eher dürftig.
Portale, auf denen Patienten allein Schulnoten abgeben können, seien im Prinzip überhaupt nicht aussagekräftig, sagt Peter Müller von der unabhängigen Stiftung Gesundheit in Hamburg. Am besten seien Anbieter, bei denen man auch einen Freitext zur Bewertung schreiben kann. „Nur so kriegen andere Nutzer ein Gefühl dafür, aus welchen Beweggründen der Schreiber etwas so oder anders geschrieben hat.” Je umfassender der Patient informiert wird, umso klarer sei das Bild, dass er sich von dem entsprechenden Arzt machen kann.
Auf vielen Portalen sei die Qualität der Informationen für Nutzer nicht durchschaubar, sagt auch Prof. Max Geraedts vom Institut für Gesundheitssystemforschung an der Uni Witten/Herdecke. Es müsse ersichtlich sein, ob die Bewertung auf Einzelurteilen beruht oder von mehreren Patienten stammt.
„Häufig reicht die Datenbasis der Bewertungsseiten nicht aus, um eine objektive Einschätzung abgeben zu können.” Ideal sei ein Mix aus standardisierten Bewertungskriterien und der Möglichkeit zur freien Beurteilung im Text.
Nicht nur die Zahl der Bewertungen ist ein Problem der Portale: Es stellt sich auch die Frage, was ein Patient überhaupt bei einem Arzt bewerten kann. Man könne nicht eindimensional beantworten, was ein guter Arzt ist, sagt Müller.
„Der eine will nur eine schnelle Behandlung, der andere möchte ein vertrautes Verhältnis zu seinem Hausarzt.” Die Qualität der Behandlung und Diagnosestellung werde von dem Moment an undurchschaubar für den Patienten, wo der Arzt von den allgemeinen Leitlinien abweichen muss, gibt Geraedts zu bedenken.
Der Patient könne aber durchaus bewerten, ob Symptome abklingen oder ob die Beratung verständlich war, erklärt Geraedts. „Deshalb brauchen wir den Patienten als Bewerter, aber nicht ihn alleine.”
Auf http://www.arzt-auskunft.de von der Stiftung Gesundheit fließt deshalb das Ansehen innerhalb der Ärzteschaft in die Bewertung ein. „Wir haben die Ärzte gefragt, zu wem sie im Ernstfall gehen würden”, erläutert Müller. Daneben hält die Seite im „Arzt-Profil” die Bewertungen der Patienten bereit. Deren Zufriedenheit sei aber eben nur eine Seite.
Wichtig ist, dass ein Bewertungsportal für Ärzte frei zugänglich ist und keine heimlichen kommerziellen Interessen verfolgt, sagt Müller. „Wir spüren derzeit eine große Nachfrage. Wenn es ernst wird, wollen die Leute den besten Arzt haben.” Doch ein Restrisiko bleibt: „Eine absolute Sicherung gegen Betrug gibt es nicht.”
Auch wer Medikamente sucht, wird fündig: Verschreibungspflichtige Präparate gibt es zum Beispiel über http://www.docmorris.de, einer Versandapotheke aus Heerlen in den Niederlanden. Dort schickt der Nutzer das Rezept per Post ein und erhält dann das Medikament. Auch die Internetapotheke http://www.mycare.de des gleichnamigen Anbieters aus Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) bietet diesen Service an.
Nutzer sollten bei Versandapotheken einen genauen Blick ins Impressum werfen, rät Gudrun Matusch von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. Handelt es sich um einen deutschen Anbieter, müsse er sich an die apothekenrechtlichen Bestimmungen halten. Außerdem sei eine Hotline wünschenswert, über die Patienten sich von Fachpersonal beraten lassen können.
Verbraucher sollten aber dennoch vorsichtig sein. „Es sind viele Fälschungen auf dem Markt. Sie sind meistens weder durch ihre Form noch die Farbe erkennbar”, so Matusch. Solche Präparate aus dubiosen Quellen seien oft wirkungslos. Das könne gefährlich werden, wenn der Patient Lebensnotwendiges wie ein Herzmedikament benötigt.
Hersteller arbeiteten daher oft mit sicheren Erkennungszeichen wie Hologrammen. „Leider kennt der Verbraucher solche Kennzeichnungen meistens nicht.”
Prinzipiell haben die Verbraucherschützer allerdings nichts gegen Medikamente aus dem Netz. „Für rezeptfreie Arznei kann das eine gute Möglichkeit sein, Geld zu sparen”, sagt Matusch. Das günstigste Präparat im Vergleich sucht etwa die Seite http://www.medvergleich.de des Anbieters Ideenkraftwerk aus Bielefeld.
Verbraucher sollten aber auch die Versandkosten im Auge behalten. Sonst rechnet sich die Ersparnis durch den Aufschlag womöglich nicht. Auch Mindestbestellwerte für versandkostenfreie Lieferungen seien problematisch. „Die Patienten neigen dann dazu, mehr zu kaufen, als sie eigentlich brauchen.”