Aachen : Gegen Viren und Phishing: Windows Vista bietet mehr Sicherheit
Aachen Vieles ist neu in Windows Vista. Die etlichen neuen Funktionen des am 30. Januar erscheinenden Betriebssystems suchen und zählen zu wollen, dürfte schwer sein - die meisten Novitäten verbergen sich tief im System. Neben der neuen Aero genannten Benutzeroberfläche fallen vor allem die ausgebauten Sicherheitsmaßnahmen auf.
Microsoft hat viel getan, um Hackern das Leben schwer zu machen. Ging es um das Thema Sicherheit unter Windows, wurde ein Punkt immer wieder angeführt: Noch unter Windows XP hatte der Anwender standardmäßig Administratorenrechte, er durfte alles - fing er sich jedoch einen Virus ein, konnte dieser Schädling das gesamte System lahm legen. Das soll unter Vista nicht mehr passieren.
Zwar hat der Nutzer standardmäßig immer noch Admin-Befugnisse. Bevor das System wichtige Befehle befolgt, zum Beispiel zur Installation eines Programmes, müsse dies der Anwender extra bestätigen, erklärt Vanessa Weihbrecht, Produktmanagerin von Microsoft in München.
Die so genannte User Account Control (UAC) stellt einerseits eine Verbesserung dar, andererseits birgt sie ein gewisses Risiko: Die entsprechenden Anfragen des Systems an den Anwender seien mitunter unverständlich, sagt Windows-Experte Axel Vahldiek von der in Hannover erscheinenden Computerzeitschrift „c´t”. Dadurch steige die Gefahr, dass solche Meldungen genervt und gedankenlos vom Anwender abgenickt werden.
Wie XP bietet auch Vista eine integrierte Firewall. Diese kontrolliert jetzt auch die Verbindungen vom Rechner ins Internet, sagt Vanessa Weihbrecht. Während eingehende Verbindungen standardmäßig überprüft werden, setzt die Kontrolle der Verbindungen nach draußen eine Konfiguration durch den Anwender voraus.
Die Vista-Firewall habe eine gute Qualität und sei mit der von Drittanbietern zu vergleichen, urteilt Thomas Caspers, Experte für Betriebssystemsicherheit beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn.
Einen eigenen Virenscanner bringt Vista nicht mit, was wahrscheinlich auch kartellrechtliche Probleme nach sich ziehen würde. Daher muss sich der Anwender um dieses Programm selbst kümmern - denn ohne geht es nicht. Zwar bietet Microsoft einen Virenscanner im Rahmen seines OneCare-Services an.
Aber Caspers hält es für sinnvoller, den Virenschutz ebenso wie die Firewall von einem Drittanbieter zu beziehen. Nicht dass die jetzt erhältlichen Microsoftlösungen unzureichend wären, aber der Experte geht davon aus, dass die Produkte auf Dauer nicht von einer Monopolstellung profitieren würden.
In Vista bietet der Internet Explorer 7 einen so genannten geschützen Modus: Laut Microsoft wird der Browser unter Vista nur isoliert von anderen Anwendungen im Betriebssystem ausgeführt. Angriffe über das Netz sollen vermieden werden, indem über den Browser aufgerufene Anwendungen ohne die Zustimmung des Anwenders nur in den Ordner „Temporäre Internetdateien” schreiben dürfen.
In der Enterprise- sowie in der Ultimate-Fassung von Vista steckt das Programm BitLocker. Es verschlüsselt die gesamte Festplatte. Das ist vor allem ein Vorteil, wenn auf einem Notebook, das unterwegs vergleichsweise leicht gestohlen werden kann, Daten liegen, die vor den Blicken Unbefugter geschützt werden müssen.
Vor allem gegen Spyware-Programme, die den Rechner heimlich ausspionieren sollen, geht das ebenfalls mitgelieferte Windows Defender vor. Ebenso dabei ist ein Phishingfilter, der verhindern soll, dass sich Anwender persönliche Daten wie Passwörter für ihren Online-Bank-Zugang abluchsen lassen. Tauchen auf der angesteuerten Seite bestimmte Begriffe wie PIN und TAN auf, prüft der Filter, ob die URL zu einer seriösen Internetseite gehört oder ob der Anwender gewarnt werden muss.
Recht ernst nimmt Microsoft auch den Jugendschutz: Vista bietet die Möglichkeit, den Zugriff auf bestimmte Websites zu unterbinden. Eltern könnten zum Beispiel bestimmte Stichwörter aus einer Liste auswählen, so dass die Kinder beispielsweise keine Pornoseiten abrufen können, erklärt Vanessa Weihbrecht.
Thomas Caspers vom BSI befürchtet jedoch, dass die Filterkriterien kulturelle Unterschiede nicht ausreichend berücksichtigen. In den USA sei zum Beispiel Gewaltdarstellung weniger ein Problem als in Europa. Dafür gehe man dort mit Sexualität viel strenger um.
Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Gewaltspiele ist es interessant, dass Eltern unter Vista festlegen können, welche Spiele mit welcher Alterseinstufung ihre Kinder an dem Rechner spielen dürfen. Diese Funktion hält Caspers für sicher. Eltern müssten keine Angst haben, dass sich ihr siebenjähriges Kind als Computergenie entpuppt und die Sperre umgeht.
Was Caspers an Vista nicht gefällt, ist die mögliche umfangreiche Überwachung einzelner Nutzer ohne deren Wissen. Eltern könnten etwa das Surfverhalten ihrer Kinder lückenlos nachvollziehen. „Das ist doch nicht gerade vertrauensbildend. So vermittelt man seinen Kindern keine Medienkompetenz.”
In Vista steckt auch ein Sicherheitsproblem, das eher Microsoft selbst, als seine Kunden betreffen könnte: Alle Versionen werden auf dem gleichen Datenträger ausgeliefert. Nur das Kennwort zur Freischaltung macht den Unterschied etwa zwischen Home Basic und Ultimate.
Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Hacker den Code knacken und aus der Billigvariante Home Basic ein Ultimate zaubern können. Der Schlüssel allein aber genügt nicht, um das erschlichene Upgrade dauerhaft nutzen zu können: Nutzer müssen Vista nach der Installation bei Microsoft registrieren lassen.