Köln/Hamburg : Fotosammlungen ordnen: Archivierungs-Software für Amateure und Profis
Köln/Hamburg Wer Digitalfotos auf dem Rechner sammelt, steht vor zwei Problemen: Zum einen sollen die Bilder sicher gespeichert sein, zum anderen will der Nutzer sie schnell wiederfinden. Für die Datensicherheit empfiehlt es sich, die Fotos mindestens einmal separat abzuspeichern - auf DVD oder auf einer externen Festplatte. Und um der Sammlung Herr zu werden, gibt es Archivierungs-Software.
Die wesentlichen Ansprüche an eine gute Fotoarchiv-Software sind, dass sich die Bilder damit möglichst effizient, schnell und einfach verschlagworten und wieder auffinden lassen, erklärt Nico Barbat vom Fachmagazin „Digitalphoto” in Köln. Wichtig sei zudem, dass die Daten zuverlässig gespeichert werden und dass die Software das Aufnahmeformat RAW der Kamera unterstützt. „Nützlich ist auch das automatisierte Zuordnen von Schlagwörtern und Metadaten mit der Option, Anpassungen manuell vorzunehmen.”
Kostenlose Programme zum Archivieren sind zum Beispiel „Picasa” oder auch „iPhoto” für den Mac. Beide bieten eine erste Kategorisierung beim Einlesen der Fotos an, sagt Markus Linden von der Zeitschrift „Foto-Magazin” in Hamburg: Die Bilder werden beim Übertragen automatisch in einer Kategorie abgelegt, die der Nutzer dann zum Beispiel mit „Kindergeburtstag” verschlagworten kann. Damit lassen sich die Bilder schnell wiederfinden.
„iPhoto” verfügt wie einige andere Programme über eine Funktion zur Gesichtserkennung. Das ist laut Linden für Hobbyfotografen oft sehr sinnvoll, da die Fotos so fast automatisch mit Personennamen versehen werden können. „Sucht der Nutzer zum Beispiel in seiner Sammlung nach einem Bild von Oma und Enkelkind, hilft ihm diese Funktion sehr gut beim Auffinden des passenden Bildes.”
In der mittleren Preisklasse zwischen 50 und 100 Euro empfehle sich etwa „Photoshop Elements” oder der „ACDSee Foto Manager”, sagt Linden. Besonders hilfreich seien hier die hierarchisch gegliederten Archivierungsmöglichkeiten. Urlaubsbilder lassen sich zum Beispiel erst im „Europa”-Ordner ablegen, der sich dann in Länder und Städte gliedert. Diese Programme böten auch mehr Recherchemöglichkeiten innerhalb der Sammlung. So können Nutzer gezielt die Exif-Daten durchsuchen. „Damit lassen sich zum Beispiel nur Bilder auffinden, die mit einer Langzeitbelichtung aufgenommen wurden.”
„Photoshop Elements” setze sich immer mehr durch, da es neben der Bildbearbeitung auch eine einfache Archivierungsfunktion liefert, die für die meisten Nutzer vollkommen ausreicht, erklärt Barbat. Auch „ACDSee” biete zwar in erster Linie Bildbearbeitung, eigne sich aber ebenfalls für die grundlegende Bildverwaltung. Auch die eigentlich als RAW-Konverter entwickelten Programme „Adobe Lightroom” oder Apples „Aperture” hätten einfache Bilddatenbanken im Hintergrund.
Im professionellen Umfeld verbreitet und etabliert seien die Digital-Asset-Management-Lösungen „Canto Cumulus” und „Extensis Portfolio”, sagt Barbat. Von „Cumulus” wurde eine leicht abgespeckte sogenannte Single-User-Version ausgekoppelt. Daneben gebe es Nischenprogramme wie „iView”, „StudioLine” oder „pixafe”.
Die relativ hohen Preise dieser Programme - die entsprechende Version von „Cumulus” etwa kostet rund 350 Euro - rechtfertigten sich durch den Funktionsumfang, das Tempo und die Handhabung, urteilt Barbat. „Picasa beispielsweise ist als Hobbyprogramm eine schöne Geschichte, die Datenbankstrukturen sind aber lange nicht so effizient wie bei höherwertigen Programmen.” Entsprechend hapere es beim Tempo.
Wie gut eine Software die Sammlung strukturiert, hängt auch von den Anforderungen des Fotografen ab. Wer nur gelegentlich seine Angehörigen auf Feiern oder im Urlaub ablichtet, brauche keine komplizierte Verzeichnisstruktur, erläutert Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband in Frankfurt. „Anders sieht es bei einem Liebhaber von Landschaftaufnahmen aus, der im Jahr 10.000 Bäume fotografiert.” Hier sei es wichtig, dass sich die Struktur auch später noch einfach anpassen lässt. Im Zweifelsfall lohne auch die doppelte Ablage. Generell gelte: Je mehr Aufnahmen ein Fotograf schießt, desto besser muss das Archiv sein.
Eines sollten Fotografen aber wissen: Ihre Software kann noch so gut sein, das Archivieren ist ein Zeitfresser, sagt Linden. Spezielle Schlagwörter zu vergeben, geht nur manuell. Eine Ausnahme bestehe, wenn die Kamera mit jedem Bild GPS-Daten aufzeichnet und diese Ortskoordinaten mit in die Bilder schreibt. Wurde etwa das Reichstagsgebäude fotografiert, erkennen einige Programme anhand der GPS-Daten den Ort und vergeben entsprechende Schlagwörter.
Online-Dienste sind kein Ersatzarchiv
Zunehmend werden auch Foto-Communitys im Netz zum Bilder ablegen genutzt - laut Markus Linden vom „Foto-Magazin” ist das aber keine befriedigende Lösung. Dafür sei das Upload-Tempo zu gering. Auch das Argument, im Web abgelegte Bilder entlasteten die Festplatte, ziehe nicht: Für eine Foto-Vorauswahl sei auf jedem Computer Platz. Sofern der Nutzer aber Originaldaten hochladen kann und nicht in der Auflösung beschränkt wird, seien die Portale ein guter Sicherungsort für die besten Bilder - für den Fall, dass die Festplatte den Geist aufgibt.