Frankfurt/Main : „Elektronische Schinken”: Das können die neuen Lesegeräte für E-Books
Frankfurt/Main Lange waren sie eher eine Spinnerei für Technikverliebte, aber jetzt soll die große Zeit der E-Books gekommen sein.
Auf der Frankfurter Buchmesse (noch bis 19. Oktober) waren sie eines der ganz großen Themen, so dass fast der Eindruck entstehen konnte, das Buch aus Papier habe ausgedient.
Tatsächlich bieten die auf der Messe gezeigten Lesegeräte den Nutzern eine Menge Komfort. Ausgereizt sind ihre technischen Möglichkeiten aber noch lange nicht.
Einer der künftigen Stars unter den „elektronischen Schinken” soll von Sony kommen. Der Hersteller kündigte ihn in Frankfurt schlicht als „Reader” an. Auf der silberfarbenen Fassung des sechs Zoll großen Displays steht allerdings die Bezeichnung Sony Reader PRS-505. Vom ersten Quartal 2009 an soll er hierzulande im Buchhandel zu haben sein. Einen Preis nannte Sony-Deutschland-Chef Jeffry van Ede nicht. „Aber als Anhaltspunkt kann ich geben, dass er in Großbritannien 199 Pfund (etwa 249 Euro) und in Frankreich 299 Euro kostet.”
Wie bei allen aktuellen E-Book-Lesern kommt für das Display die Technik „E-Ink” zum Einsatz. Sie soll dem Flimmern einen Riegel vorschieben und macht das Hinterleuchten des Schirms unnötig - beides schont die Augen. Rund 160 elektronische Bücher sollen auf den 192 Megabyte (MB) großen Speicher passen. Der mit einer Lederoptik-Mappe ausgelieferte Sony-Reader wiegt rund 260 Gramm - nicht mehr als ein durchschnittlich dickes Buch. Auch das gilt durchweg für die Geräte.
Mit 174 Gramm noch leichter ist das CyBook. Der Hersteller Bookeen bietet es online an. „Wir wollen das auch in die Buchläden holen”, sagt Ronald Schild vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Nur 8,5 Millimeter dick ist das Gerät mit dem schwarzen Rahmen und dem ebenfalls sechs Zoll großen Display. Die Schrift lässt sich verschieden groß darstellen, wie es heute Standard ist. „Insgesamt hat das Gerät recht wenige Funktionen, damit liest man einfach.”
Der Readius vom gleichnamigen Hersteller bietet dagegen mehr Möglichkeiten. Das in Frankfurt als Prototyp gezeigte Gerät ist unter anderem mit UMTS ausgestattet, so dass sich auch Mails oder Blogs auf das Display holen lassen. Ein vollwertiger Browser fehlt allerdings. „Man weiß noch nicht, wofür sich der Readius durchsetzen wird”, sagt Schild, „fürs Lesen von Büchern oder für das Abrufen von Mails.”
Der Knackpunkt des von 2009 an in Deutschland erhältlichen Geräts ist aber sein Display: Es ist recht klein und lässt sich falten. Zugeklappt ist der Readius daher kaum größer als ein Schokoriegel. Bedient wird er durch fünf übereinander angeordnete Tasten, die sich drücken, aber auch verwenden lassen wie das Touchpad eines Notebooks.
An einen Scanner erinnert der iLiad Digital Reader 1000 S: Das Display des Geräts von iRex ist etwa so groß wie ein DIN-A4-Blatt ohne Rand. Das hat seinen Preis: Knapp 600 Euro kostet der etwa bei Onlinebuchhändlern erhältliche iLiad. Auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm können sich die Nutzer Notizen machen. Das soll in Zukunft auch beim Nachfolger von Sonys Reader möglich sein, der in Frankfurt aber noch nicht gezeigt wurde.
Zumindest nicht offiziell vorgeführt wurde auch Amazons Kindle - in den USA schon seit einiger Zeit zu haben. Hier lassen sich Notizen über eine Minitastatur eintippen. Via Wi-Fi werden bestimmte Internet-Inhalte aufs Gerät geholt. „Der Speicher reicht für etwa 200 Bücher”, so Firmensprecherin Christine Höger. Angezeigt werden Dateien in einem Amazon-eigenen Format sowie im Format MobiPocket.
Nicht zuletzt eine Frage des Formats ist auch jene, was künftige E-Book-Lesegeräte können werden. So setzt Sony beim Reader vor allem auf das relativ neue EPUB-Format, während die iLiad-Hersteller vor allem MobiPocket „pushen”. Dieses beherrscht auch die jüngste Version des BeBook, eines weiteren Geräts. Mit PDF können alle drei umgehen - ebenso wie das CyBook und der Readius. Beide bekommen wohl auch das EPUB-Format, das CyBook liest bereits MobiPocket. Welches Format sich am Ende durchsetzt, könnte noch spannend zu beobachten werden.
„Bei den Displays könnte es künftig in die Acht-Zoll-Richtung gehen”, sagt Per Dalheimer vom Onlinebuchhändler Libri.de aus Hamburg. Das würde - vom iLiad abgesehen - größere Bildschirme als heute bedeuten. Als weiterer Schritt stünden farbige Displays an. „Ich gehe auch davon aus, dass man in den nächsten zwei, drei Jahren mehr Displays hat, die sich ganz klein zusammenklappen lassen - und vielleicht bis auf DIN A4 auseinanderfalten”, sagt Ronald Schild. Außerdem würden sich die teils schon vorhandenen Internet-Anbindungen weiter durchsetzen.
Nach Ansicht eines Experten in Sachen Anwenderfreundlichkeit technischer Geräte wären weitere Verbesserungen auch wünschenswert: Die Schrift auf dem Display sei zwar sehr gut lesbar, lobt Sven Koerber vom Unternehmen SirValUse in Hamburg, der stellvertretend für die Geräte den Kindle getestet hat. Allerdings falle die „visuelle Orientierung” schwer, „weil ich keine Doppelseiten habe, keine Seiten umblättern kann und der Bildaufbau sehr langsam ist.”