1. Digital

Hamburg/München: Die Zukunft: Fernsehen, Telefon und Internet über eine Leitung

Hamburg/München : Die Zukunft: Fernsehen, Telefon und Internet über eine Leitung

Wenn es um die Zukunft von Fernsehen, Telefon und Internet geht, fällt oft das Schlagwort „Triple Play”. Dem Multimedia-Angebot aus einer Hand - alle drei Dienste von einem Anbieter über eine Leitung - sagen Experten eine große Zukunft voraus.

Die Unternehmen, die im vergangenen Jahr damit in ersten Regionen Deutschlands gestartet sind, wollen kräftig in die Technik investieren und ihre Angebote ausbauen. Triple Play dürfte daher auch auf der CeBIT (15. bis 21. März) in Hannover ein Thema sein.

Um Triple Play zu beziehen, gibt es zwei Möglichkeiten: Über schnelle DSL-Internetzugänge der Telekommunikationsunternehmen oder über Kabelanschlüsse der Kabelnetzbetreiber. Beide Branchen machen dabei einander auf dem Gebiet der jeweils anderen heftig Konkurrenz, stellen die Autoren der Studie „Deutschland Online 4” fest, in der die Entwicklungen des Breitband-Internets untersucht wurden. Die Experten rechnen bis zum Jahr 2010 mit 2,6 Millionen Triple-Play-Nutzern. Bis 2015 sollen es 7,5 Millionen sein.

Als erste Telekommunikationsfirma in Deutschland hatte HanseNet im Mai mit „Alice homeTV” ein Triple-Play-Angebot gestartet. Dabei handelt es sich laut HanseNet-Sprecher Carsten Nillies in Hamburg um so genanntes IP-TV, bei dem gegenwärtig bis zu 100 TV-Programme und 600 Filme über die DSL-Leitung betrachtet werden können. Ein „Alice” -Komplettanschluss für Telefon und Internet ist dafür Voraussetzung.

Dieser ist laut Nillies zum Monatspreis ab 19,90 Euro erhältlich. „Alice homeTV” kostet zusätzlich ab 9,90 Euro im Monat. Darin enthalten sind unter anderem die Leihgebühr für eine Set-Top-Box und 60 Free-TV-Programme. Gegen Gebühr lassen sich Pay-TV-Pakete dazubuchen oder Spielfilme abrufen. Um das neue Produkt zu testen, hatte HanseNet „Alice homeTV” laut Nillies zunächst in Hamburg und Lübeck angeboten.

Die Deutsche Telekom zog im Oktober mit ihrem Triple-Play-Angebot „T-Home” nach. Für Pauschalpreise zwischen rund 80 und 90 Euro im Monat können die Bündelangebote aus Internet, Telefonie und TV-Inhalten in den Ballungsgebieten in Deutschland genutzt werden, die bereits über das Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL verfügen. Laut T-Com-Sprecher Martin Frommhold in Darmstadt können derzeit rund sechs Millionen Haushalte an das VDSL-Netz angeschlossen werden. In den Paketen enthalten sind nach seinen Angaben 130 IP-TV-Programme und 1300 Video-on-Demand-Titel.

Arcor wird auf der CeBIT erstmals ein eigenes Triple-Play-Angebot präsentieren. Die IPTV-Offerte des Unternehmens in Frankfurt enthält 50 Free-TV-Sender. Weitere Programmpakete mit mehr als 70 kostenpflichtigen Sender können zusätzlich gebucht werden. Die Markteinführung ist für die zweite Jahreshälfte geplant.

Doch ein Wohnort in einer Stadt, in der bereits DSL-Leitungen liegen und in der die Telekommunikationsfirmen Triple Play anbieten, sagt noch nichts aus über die Empfangsmöglichkeiten. Laut HanseNet-Sprecher Nillies ist etwa für „Alice homeTV” eine „ADSL 2+” -fähige Leitung mit einer Bandbreite von bis zu 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Voraussetzung. Zwar würden für IP-TV nur 2 bis 4 Mbit/s benötigt, jedoch müsse ein Puffer berücksichtigt werden. Vor der Freischaltung werde daher die Leitung durchgemessen. Ist die Bandbreite zu niedrig, bekomme der Interessent eine Absage.

Möglicherweise können dann die Kabelnetzbetreiber einspringen, die auch für Verbraucher eine Triple-Play-Alternative sind, die keinen DSL-Anschluss bekommen. Die Firmen, allen voran Marktführer Kabel Deutschland (KDG), treiben den Ausbau ihrer Netze ehrgeizig voran: Nach und nach machen sie die Leitungen rückkanalfähig, so dass darüber nicht nur wie gewohnt ferngesehen, sondern auch telefoniert, im Internet gesurft oder ein On-Demand-Dienst abgerufen werden kann.

Nach Angaben von Ralf Heublein, Geschäftsführer des Deutschen Kabelverbands in Berlin, ist derzeit in rund 13,5 Millionen Haushalten Triple Play per Kabel möglich. Das entspreche etwa der Hälfte aller erreichbaren Haushalte. Bis Ende 2008 soll das Angebot in rund 90 Prozent aller erreichbaren Haushalten verfügbar sein.

KDG hat laut Sprecher Marco Gassen in Unterföhring bei München bislang rund 8 Millionen Kabelhaushalte rückkanalfähig ausgerüstet, hauptsächlich in Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Hamburg, Schleswig-Holstein und in Bayern. Zum digitalen Kabelanschluss für monatlich 16,90 Euro, über den 76 Free-TV-Programme, 23 Radiosender und etliche Pay-TV-Programme zu empfangen sind, bietet KDG verschiedene Pakete aus Internetzugang und Telefonie zu Preisen von 19,90 bis 49,90 Euro.

Im 39,90 Euro teuren Paket „Comfort Plus” etwa ist laut Gassen eine Doppel-Flatrate für Internet und Telefon enthalten. Die Bandbreite beträgt 10,2 MBit. Rund 241.000 KDG-Kunden nutzten Triple Play bereits. Für 2007 sei geplant, die Kabelnetze in Niedersachsen und in weiteren Regionen Bayerns auszurüsten. Bis Ende des Jahres soll Triple Play in mehr als 10 Millionen Haushalten erhältlich sein. Neben der Infrastruktur will das Unternehmen laut Gassen auch die Paketinhalte erweitern - etwa durch zusätzliche TV-Programme.

Doch bei aller Euphorie sollten die neuen Multimedia-Angebote nicht übereilt geordert werden, warnt Peter Knaak, Technikexperte der Stiftung Warentest in Berlin: „Die Angebote haben alle ihre Schattenseiten.” Die größten Probleme sieht Knaak derzeit beim Triple Play übers Internet, wo es noch viele Störungen gebe - ähnlich wie in der Anfangsphase der DSL-Technologie. Grund dafür seien die „enormen Bandbreiten”, die IP-TV erfordere.

„Über Kabel funktioniert das deutlich besser”, sagt Knaak. Bei dieser Empfangslösung müssten sich die einzelnen Dienste keine Bandbreite teilen. Der Nachteil bei Kabel sei jedoch, dass Kunden beim Telefonieren auf einen Anbieter festgelegt sind. Günstige Call-by-Call-Gespräche sind dann nicht mehr möglich.