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Paris: Auch kostenlos kann kosten: Die Welt der gebührenfreien Online-Spiele

Paris : Auch kostenlos kann kosten: Die Welt der gebührenfreien Online-Spiele

Computer- und Konsolenspieler zieht es in der Regel alle paar Wochen zum Händler, wo sie neue Titel für je etwa 50 Euro kaufen. Dann kehren sie zurück an ihren Spiel-Platz - um nach dem Durchspielen wieder den Händler aufzusuchen.

Doch diese Tradition wird immer häufiger durchbrochen: Über das Netz lassen sich zunehmend kleine oder auch umfangreichere Spiele nutzen, die nichts kosten.

Hinter den zunächst selbstlos wirkenden Angeboten verbergen sich aber ebenfalls Geschäftsmodelle: Mal werden die Gratisspiele durch Werbung finanziert, mal soll die Software den Spieler so in den Bann ziehen, dass er Extras dann doch mit barer Münze bezahlt.

Die einfachste Möglichkeit der kostenlosen Spielerei sind Titel, wie sie neben vielen anderen Anbietern auch Net World Media unter http://www.flashgames.de bereithält. „Dabei handelt es sich um kleine Spiele, was sowohl für die Spielzeit als auch für die Datenmenge gilt”, sagt Geschäftsführer Marc Brüggemann.

Es gibt Actionspiele, Adventures und Strategietitel ebenso wie Denkspiele - die sich aber im Gegensatz zu herkömmlichen Titel auch mal in fünf Minuten spielen lassen. „Oft sind das Arbeiten von Hobby-Entwicklern oder von solchen, die ihre Bekanntheit steigern wollen.”

Dass es weder an Entwicklern noch an Spielen mangelt, zeigen die Zahlen: Laut Brüggemann waren im Februar 6240 Titel im Angebot. „Als wir angefangen haben, mussten wir selbst nach neuen Spielen suchen - heute gibt es immer mehr kleine Entwickler, täglich kommen neue Titel hinzu.”

Aber auch hier geht es im Endeffekt darum, dass die Anbieter ihr Auskommen suchen. Das geschieht mal durch Werbebanner auf der Internetseite, mal durch Werbung, die in die Spiele eingebaut ist.

Eine weitere Möglichkeit zum kostenlosen Spielen sind sogenannte Browser-Games, wie sie etwa Upjers anbietet (http://www.upjers.de). Solche Titel werden über einen Internet-Browser gespielt,

Downloads oder eine Installation sind nicht notwendig. In der Wirtschaftssimulation „Kapiland” etwa geht es darum, ein Firmenimperium aufzubauen - die produzierten Güter können mit anderen Spielern gehandelt werden.

Wer aber sein Imperium ausbauen möchte, stößt nach einer Weile an Grenzen - jedenfalls wenn er kostenlos spielen will. „Es gibt die Möglichkeit, eine bestimmte Anzahl von Gebäuden kostenlos zu errichten”, sagt Upjers-Geschäftsführer Klaus Schmitt. Sollen es mehr werden, muss im kostenpflichtigen Premium-Modus Geld gezahlt werden - was aber bisher nur sehr wenige Spieler tun.

Der nächste Schritt nach Browser-Games sind echte Onlinespiele. Solche Titel bietet zum Beispiel GOA aus Paris an (http://www.goa.com). Der Entwickler ist vor allem für Kostenpflichtiges wie „Dark Age of Camelot” oder „Warhammer Online” bekannt. Kostenlose Multiplayer-Onlinespiele sollen nun das Programm erweitern. Eines davon ist der Golftitel „Pangya”.

Bei dem grellbunten Spiel mit Comicoptik können die Teilnehmer auch gegeneinander antreten - ohne dafür Geld zu zahlen. Es sei denn, sie wollen Extras haben. „Das gilt zum Beispiel, wenn man einen besonders schicken Golfschläger haben möchte”, so GOA-Sprecherin Claudia Nimmesgern. Für den ist der Griff in die reale Brieftasche notwendig.

Wie bei den herkömmlichen Computerspielen gibt es auch unter den kostenfreien Titeln nicht nur die harmlose Variante. So ist etwa „War Rock” ein Actionspiel mit reichlich Waffen (http://www.warrock.net). Auch hier macht sich der Neuling gratis auf den Weg in die Spielwelt.

Er kann sich nach einer Weile aber mit Bargeld das virtuelle Leben erleichtern. „Auf diese Weise oder auch durch Erfolge im Spiel kommt man dann zu besseren Waffen und Ausrüstungen”, sagt Marc Berekoven vom Publisher Flashpoint in Hamburg.

Den großen Durchbruch haben die Bezahlmodelle in Deutschland noch nicht geschafft. Denn zum einen bewegen sich die Titel noch in einer Marktnische. „Außerdem gibt es viele Menschen, die tatsächlich lange Zeit spielen, ohne zu bezahlen”, sagt Petra Schmitz von der in München erscheinenden Zeitschrift „GameStar”.

Sie müssen sich bei vielen dieser Spiele mit einem Manko abfinden: „Die Grafik ist meist eher minderwertig, da die Entwickler über vergleichsweise niedrige Budgets verfügen.”

Möglicherweise werden sich in nächster Zeit aber auch die großen Entwickler an entsprechende Projekte machen. Eine erste Mischform aus Kauftitel und kostenloser Online-Ergänzung ist das Action-Rollenspiel „Hellgate London”. „Hier gibt es neben der Solospiel-Möglichkeit auch einen Onlinemodus”, sagt Petra Schmitz.

Der kann gratis genutzt werden, ein kostenpflichtiges Abo erweitertert die Möglichkeiten. Und der Entwickler Flagship Studios denkt schon weiter: Als Testversion für den Onlinemodus von „Hellgate” hatte man das Onlinespielchen „Mythos” entwickelt. Dieses „Abfallprodukt” soll nun laut Petra Schmitz noch in diesem Jahr offiziell auf den Markt kommen.

Micropayment - virtuelle Extras für echtes Geld

Micropayment ist der Begriff, mit dem bei den Gratistiteln die kostenpflichtige Möglichkeit gemeint ist, zusätzliche Gegenstände im Spiel zu kaufen. Laut dem Anbieter GOA wird per SMS, Kreditkarte oder Audiotel ein Konto des Spielers aufgefüllt.

Damit lassen sich direkt virtuelle Gegenstände erwerben - oder es gibt für echtes Geld eine Art Spielgeld zum Einkaufen im Onlinespiel. Gerade bei solchem Spielgeld, das meist in Paketen angeboten wird, gilt es laut Petra Schmitz von der Zeitschrift „GameStar” jedoch aufzupassen.

„Mit dem kleinsten Paket lassen sich dann im Spiel vielleicht gerade einmal eineinhalb Gegenstände kaufen - für zwei Gegenstände muss man dann schon die doppelte Menge an echtem Geld einsetzen.”