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Berlin/Potsdam: Alternativer Empfang: Internetradio lässt sich auch ohne PC hören

Berlin/Potsdam : Alternativer Empfang: Internetradio lässt sich auch ohne PC hören

Welchen UKW-Sender Radiohörer auch einstellen, fast überall schallt ihnen dröger Dudelfunk oder liebloses Formatradio entgegen. Doch es gibt Alternativen: Sie können sich über ihren Rechner oder mit speziellen Empfängern für Küche oder Wohnzimmer bei Tausenden Radiostationen im Internet einklinken.

Ein Weg, dem Netz Musik zu entlocken, sind Audio-Adapter, wie sie zum Beispiel Philips mit dem Wireless Music Adapter SLA5520 anbietet. Auch Pinnacle hat mit dem SoundBridge HomeMusic ein solches Gerät im Programm. Per WLAN oder Netzwerkkabel mit dem Internet und per Klinken- oder Cinch-Stecker mit der Anlage verbunden, öffnen die ab rund 70 Euro erhältlichen Geräte den Weg in den digitalen Äther. Aber auch Musik, die auf Rechnern im Netzwerk schlummert, können die meisten Adapter abspielen.

Wer ein Gerät sucht, das nicht an eine Anlage angeschlossen werden muss, bekommt die Adapter auch mit Lautsprechern im Radio-Look ab rund 150 Euro. Solche Geräte bieten etwa der Hersteller Terratec mit dem Noxon iRadio oder das Unternehmen TechniSat mit dem Internetradio 1 an. In teuren Media-Centern oder netzwerkfähigen DVD-Rekordern ist die Streaming-Funktion für Internetradio meist integriert.

„Der klassische Weg über den Rechner ist aber immer noch am weitesten verbreitet”, sagt Sven Väth, Vorsitzender des Deutschen Internet-Radio Verbundes (DIRV) in Stahnsdorf (Brandenburg). Oft genügt ein Klick auf der Internetseite eines Radiosenders, und die Musik läuft im Browser oder der Medien-Player startet. Fehlende Plug-Ins können schnell heruntergeladen werden. Auch Formate abseits des Quasi-Standards MP3 stellen kein Hindernis dar.

„Bei Stand-alone-Geräten ist das Handling enorm wichtig”, sagt Väth. Denn oft müssen im Gegensatz zum Computer Displays mit wenigen Zeilen und wenige Knöpfe reichen, um alle Einstellungen vorzunehmen. In der Regel werden die Adapter und Empfänger deshalb im Netzwerk komfortabel über ein Browser-Interface eingerichtet. Sowohl die Medien-Player auf dem Rechner als auch die Stand-alone-Geräte haben vorkonfigurierte Senderlisten an Bord, die aktualisiert werden können. Zur Orientierung seien die Listen sehr nützlich, sagt Väth.

Schätzungen, wie viele Webradios es gibt, sind schwierig - alleine schon wegen der Definition. Internetradio kann sowohl Live-Hörfunk mit oder ohne Moderation, ein Musikstream aus der Konserve, ein nach dem individuellen Geschmack zusammengestelltes Musikangebot oder auch ein Podcast sein. Die Grenzen sind fließend. Auf jeden Fall ist für jeden etwas vorbei. „Viele Projekte suchen sich thematisch oder musikalisch Nischen abseits vom Mainstream”, sagt Väth. Am aktivsten in Sachen Internetradio seien US-Amerikaner, Briten und Deutsche.

Dass immer mehr Menschen Internetradio einschalten, zeigt eine Statistik des Branchenverbands BITKOM in Berlin. Hörten 2005 erst 15,1 Millionen Europäer Radio im Internet, waren es 2006 bereits 20,4 Millionen. Getrieben wird die Entwicklung von schnellen Internetzugängen und günstigen Datenflatrates.

Die große Sendervielfalt weiß der Mensch als Gewohnheitstier aber stets auf ein verträgliches Maß zu reduzieren. Regelmäßig höre kaum jemand mehr als ein halbes Dutzend verschiedener Sender, so Väth. Wer deshalb keinen großen Aufwand treiben und keinen eigenen Adapter oder Empfänger anschaffen will, kann auch mit seinem PDA oder Smartphone glücklich werden - WLAN-Fähigkeit vorausgesetzt.

Auch diese Geräte haben Browser wie Medien-Player an Bord und meist einen Klinkenstecker-Ausgang zum Anschluss an die Anlage. Diese Lösung kann also als stationärer Adapter oder innerhalb der Hotspot-Reichweite als tragbares Mini-Radio eingesetzt werden.

Beim Kauf eines Adapters oder Empfängers lohnt sich genaues Hischauen. Wichtig ist, dass das Gerät die Verschlüsselungsmethoden WPA oder WPA2 beherrscht. Sonst muss das heimische Drahtlosnetzwerk unnötigerweise auf die unsichere WEP-Verschlüsselung umgestellt werden. Wer in Musikportalen gekaufte Musik auf dem Rechner liegen hat und diese auch über die neue Hardware abspielen will, muss beim Kauf auf die Wiedergabefähigkeit kopiergeschützter Formate achten.

Die in Hannover erscheinende Zeitschrift „c´t” hat in einem Test herausgefunden, dass zwar alle Hersteller angaben, Microsofts Kopierschutz DRM zu unterstützen. Mit dem aktuellen Format DRM 10 kam aber nur ein einziges Gerät zurecht. Die Tester raten zudem, beim Kauf darauf zu achten, dass an den Adapter oder Empfänger weitere Soundquellen angeschlossen werden können - zum Beispiel über USB. Und auch das Vorhandensein eines herkömmlichen UKW-Empfangsteils kann laut „c´t” nicht schaden: „Als reines Internetradio ist man derzeit noch etwas „weitsichtig”, da lokale Radiosender nur vereinzelt mit Streaming-Angeboten im Internet vertreten sind.”