1. Digital

München/Hamburg: Als die Bilder Schärfe lernten: Der Sinn von Grafiktreiber-Updates

München/Hamburg : Als die Bilder Schärfe lernten: Der Sinn von Grafiktreiber-Updates

Das erkunden virtueller Welten kann seine Tücken haben: Statt die Grafikpracht genießen zu können, wird einem Spiele-Charakter zugeschaut, der zäh über den Bildschirm ruckelt. Die vom Anbieter versprochene Detailfülle zeigt sich außerdem nur in Form matschig wirkender Texturen.

Gern wird in so einem Fall dazu geraten, doch einfach einen neuen Rechner inklusive möglichst hochwertiger Grafikkarte zu kaufen - erst dann könne, so heißt es, die Schönheit der Spielwelt auch wirklich wiedergegeben werden. Doch manchmal ist so teurer Aufwand nicht nötig: Eine kostenlose Aktualisierung des Grafikkarten-Treibers wirkt oft schon Wunder.

Kokosnüsse, irgendwo müssen doch Kokosnüsse liegen - mit diesen Gedanken blickt Spieler „Shavo” auf den Bildschirm als er die Welt Hyboria in dem Online-Rollenspiel „Age of Conan” in den ersten Tagen erkundet. Der Rechner unter dem Schreibtisch erfüllt zwar die auf der Spiele-Verpackung angegebenen empfohlenen Voraussetzungen, trotzdem hält sich der Spaß in Grenzen. Die Grafikeinstellungen mussten auf das Minimum gesetzt werden, damit das Spiel nicht gänzlich in eine Dia-Show ausartet, und die von einem Auftraggeber gewünschten Kokosnüsse sind kaum auszumachen.

Ein frustrierter Blick in das Technikforum des Spiele-Anbieters gibt dann einen Hinweis: Für die Grafikkarte in dem Computer existiert längst ein neuer sogenannter Treiber, also eine aktualisierte Software. Eine halbe Stunde später ist die Installation beendet, und der Blick auf Hyboria zeigt gänzlich Neues: Plötzlich können die Grafikeinstellung auf hohe Qualität gesetzt werden, ohne dass es auf dem Bildschirm auch nur ansatzweise ruckelt - und die gesuchten Kokosnüsse sind nun deutlich zu erkennen, da sie durch bläuliche Partikeleffekte kenntlich gemacht werden, die mit dem alten Treiber schlicht und einfach nicht sichtbar waren.

Ob aus Unlust oder Unwissenheit: Der zurückhaltende Umgang mit den Updates bei den Grafikkartentreibern ist ein verbreitetes Phänomen. So erzählt Daniel Visarius von der in München erscheinenden Zeitschrift „Gamestar”, dass im Rahmen einer nicht repräsentativen Umfrage des Blattes 18 Prozent der Befragten angaben, sie würden diesen Treiber nur einmal im Jahr oder seltener aktualisieren. 10 Prozent hätten angegeben, dass sie es bei einem einmal installierten Treiber belassen würden.

Was dann allerdings Folgen hat: „Wer so lange auf ein Update verzichtet, muss in einigen Spielen mit einer um bis zu zehn Prozent verringerten Leistung rechnen”, sagt Daniel Visarius. Bei den Grafikkarten-Herstellern selbst geht man sogar noch von weit größeren Unterschieden aus. Das gilt jedenfalls dann, wenn man ein Kartenmodell nimmt und über dessen Verkaufszeitraum die Differenz zwischen dem ursprünglichen Treiber und der finalen Version am Ende des Lebenszyklus vergleicht: „In dieser Zeit gibt es Performance-Zunahmen um bis zu 40 Prozent”, erklärt Michael Schmid, Sprecher von AMD in München, dem Anbieter der ATI-Grafikkarten.

Diese Unterschiede beruhen speziell bei Spielen darauf, dass gerade diese Software-Gattung regelmäßig unter die Lupe genommen wird. „Derzeit sind es etwa 30 Spiele, die wir regelmäßig prüfen”, so Michael Schmid. Dabei handelt es sich um die aktuellsten und meistverkauften Titel, die auf ihre Zusammenarbeit mit der jeweiligen Grafikkarte hin überprüft werden. Zusätzlich hinzugefügte Funktionen bei neuen Treiberversionen können die Spielleistungen optimieren. Neben diesen 30 Top-Titeln gibt es 500 weitere Spiele, die nach dem Zufallsprinzip turnusmäßig immer wieder überprüft werden.

Laut Daniel Visarius haben diese ständigen Kontrollen zur Folge, dass zum Beispiel ATI monatlich eine neue Treiberversion veröffentlicht. Bei Konkurrent Nvidia sind die Erscheinungstermine den Angaben zufolge etwas unregelmäßiger. Aktuelle Informationen finden sich auf den Internet-Seiten des jeweiligen Anbieters.

Allerdings sind mit der Installation eines neuen Treibers nicht immer alle Probleme gelöst. „Kein Treiber ist perfekt für alle Spiele”, so Daniel Visarius. Oft hilft dann ein Blick in die Foren der jeweiligen Titel, wo Spieler sich austauschen, welche Erfahrungen sie mit welchem Treiber haben. Grundsätzlich sei es aber empfehlenswert, „alle drei bis vier Monate” ein Update zu machen. „Denn je mehr Zeit verstreicht”, so Daniel Visarius, „desto größer werden die Unterschiede.”