Aachen: Die Börjerwehr lernt fliegen

Aachen : Die Börjerwehr lernt fliegen

Die ersten Oche-Alaaf-Rufe eines Fastelovvendsabends sind ein zuverlässiger Indikator dafür, ob das jecke Publikum eher pflichtschuldig oder wahrhaft feierwillig erschienen ist. Willi Schillings konnte von den ersten Minuten an beruhigt sein: Das erste vom Börjerwehr-Kommandanten eingeforderte Alaaf bekam dieser dreifach, so laut wie ein Orkan der Windstärke elf.

So konnte Schillings Stadtwache vor einem wohltemperierten Eurogress mit dem eigenen Showblock beginnen. Da haderte ein untersetzter Kalif inmitten seines Palasts ob der Tatsache, dass das Morgenland zwar wunderschön, aber eben fastelovvendfreie Zone ist. Und zwar nicht nur in lupenreiner Mundart, auch die Stimme des bärtigen Herrschers kam manchem im weiten Rund bekannt vor.

Schillings löste das Rätselraten auf: Unter dem Turban verbarg sich Hubert „Jüppchen” Crott, den die Börjerwehr für ihren Showblock gewonnen hatte. Dieser lautet im Jahr von Prinz Thomas I. auf das Motto „In Aachen sich die Balken biegen, die Börjerwehr lernt Teppich fliegen.” Und lehren tat die Börjerwehr vor einem warmen, orientalischen Bühnenbild und mit hübsch anzusehenden Bauchtänzerinnen, wie man ein Motto mehr sein lässt als nur austauschbares Beiwerk.

„Jetzt drückt das Programm”, musste Willi Schillings seine Truppe dann schließlich doch zum Abmarsch auffordern. Mit den Füßen scharrte bereits die „Kölsch Fraktion”, der mit Peter Horn und Franz-Martin Willizil zwei ehemalige Mitglieder der Höhner angehören. Während die beiden Recken gemeinsam mit Keyboarder Manni Bell den Saal aufmischten, hüpfte Hubert Crott jenseits der Bühne raus aus dem Kalifenkostüm und rein in die Montur, in der man ihn kennt.

Josef, Jupp und Jüppchen kennt man anno 2009 als Stimmungsgarantie. Und auch bei der Börjerwehr zeigte das närrische Trio sich gegen Ende der Session immer noch stärker als zu Beginn der letzten. Das Alaaf bekamen sie dreifach, sie bekamen es kräftig und sie bekamen es mit der Intensität eines Erdbebens. Der Wert auf der Richterskala: eine glatte Elf.

Spekulationen darüber, wie eigentlich Jüppchens bessere Hälfte, Marie, aussieht, waren wieder inbegriffen. Bestens zu ihm passen würde jedenfalls „Die Auswärtige” Agnes Kasulke. Auch manch routiniertem Narr im Eurogress war die quasselnde Putzfrau bislang kein Begriff. Ebenso vielen wird sie in Erinnerung bleiben - dank Anekdoten über Ehemann Erwin, die sie mal mit dem Holzhammer, mal mit der Giftspritze treffsicher platzierte. Und weil das Programm mit Tanz, Gesang und dem gesprochenen Wort eigentlich nur aus Treffern bestand, gerieten auch die letzten Alaaf-Rufe des Abends dreifach und kräftig. Und exakt so laut, wie es eben wird, wenn die Stadtwache Fastelovvend feiert.