Pero Marianovic aus dem Dürener Bfw spielt für Schalke 04 : „Blindenfußball macht Spaß“
Stolberg/Düren Auf den Bolzplätzen seiner kroatischen Heimat war Pero Marianovic als Jugendlicher immer zu finden. Und auch nach seiner Flucht 1993 vor den Wirren des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien ließ den Kroaten die Leidenschaft Fußball in seiner neuen Heimat Deutschland nicht los.
Bis zum heutigen Tag. Obwohl: Nicht als Sehender frönt Marianovic sein Hobby, sondern als blinder Mensch kickt er morgen in Stolberg mit seinem FC Schalke 04 zum Auftakt der Bundesligasaison 2019.
Der jetzt 43-Jährige aus dem Münsterland, der seit mehreren Jahren im Dürener Berufsförderungswerk (Bfw) verschiedene Rehamaßnahmen durchläuft und sich zum Bürokaufmann ausbilden ließ, hat wegen einer nicht zu heilenden Augenkrankheit, die 2001 diagnostiziert wurde, nur noch eine Sehstärke von anderthalb Prozent. Er verlor seine Arbeitsstelle, kam im Januar 2014 zum Bfw an die Karl-Arnold-Straße.
Auf dem Kunstrasenplatz des Bfw absolvierten die Blindenfußballer des FC Schalke 04 vor rund fünf Jahren ein Trainingslager. „Ich habe einfach gefragt, ob ich mitspielen darf“, sagt Marianovic und lacht. Die Schalker ließen ihn mitkicken. „Ich hatte schon Bammel“, gesteht er. Denn nun musste er mit verklebten Augen und Dunkelbrille wirklich in völliger Dunkelheit agieren: „Ich kann normal bei meinem Gegenüber einen winzig kleinen Teil des Körpers erkennen, alles andere sehe ich nicht.“
Nun sah Marianovic auf dem 40 mal 20 Meter großen Feld nichts mehr, genauso wie seine Mitspieler. Doch die waren es gewohnt, auf die Zurufe ihres Guides hinter dem gegnerischen Tor, des eigenen Trainers und Torwart zu lauschen, das Rasselgeräusch des rollenden Balles richtig einzuschätzen, die Orientierung nicht zu verlieren und auch zu wissen, wo sich denn nun die Gegner aufhalten. „Anfangs habe ich mich schwer getan“, gestand er. Jetzt ist Marianovic, der als Dauerkartenbesitzer viele Spiele der blau-weißen Profis in der Veltins-Arena verfolgt, als Verteidiger, Freistoß- und Strafstoßschütze nicht wegzudenken.
Natürlich wünscht er sich zum Abschluss der Bundesligasaison einen Platz weit vorne, auf jedem Fall vor dem BVB. Doch vor allem will Marianovic eins: „Ich will unsere Sportart bekannter machen. Kein Sehbehinderter braucht Angst zu haben, sie auszuüben. Fußball macht einfach Spaß.“