Aachen : Auszug aus dem Elternhaus: Von Nesthäkchen und Schwarmvögeln
Aachen Auf den Schulabschluss folgt bei angehenden Studenten in der Regel der Auszug aus dem Elternhaus, schließlich sind sie ja jetzt erwachsen. Oder doch noch nicht? Obwohl dieser Schritt nach außen meist als souveräner Übergang ins Erwachsenwerden verkauft wird, herrscht innerlich eine Mischung aus Vorfreude, Zweifel und Unsicherheit.
Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, diesen wichtigen Schritt in die Selbständigkeit nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Soll es ein Zimmer im Studentenwohnheim werden, eine eigene kleine Wohnung oder doch lieber eine Wohngemeinschaft?
Wenn die Uni nicht weit entfernt ist, liegt die Entscheidung nahe, erst einmal bei den Eltern zu bleiben — eine Option, die bei jungen Studenten beliebt ist. Im Durchschnitt lebt in Deutschland etwa ein Fünftel der Studenten bei den Eltern. Die neueste Eurostudent-Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zeigt: Je älter die Studenten, desto seltener wohnen sie noch bei ihren Eltern. Fast ein Drittel der unter 22-jährigen Studenten bevorzugt diese Wohnoption, bei den über 30-jährigen sind es nur noch sieben Prozent.
Im europäischen Vergleich ist das aber relativ wenig, denn in zwei Drittel der Europäischen Staaten leben mit Abstand die meisten Studenten noch zu Hause. Lieber erst mal in der gewohnten Umgebung bei Familie und Freunden zu bleiben und zu pendeln — dafür hat man schließlich das Semesterticket, oder?
Das Wohnen bei den Eltern kann sich jedoch auch negativ auf die Studenten auswirken, wie die DZHW-Studie herausfand. Denn diese Studenten fügen sich demnach schlechter in das Leben an der Universität ein, sie fühlen sich dort häufiger fremd oder fehl am Platz. Bei Studenten, die in WGs oder Wohnheimen leben, ist dies seltener der Fall.
Während im europäischen Durchschnitt nur jeder zehnte Student allein in einer Wohnung wohnt, entscheiden sich 17 Prozent der deutschen Studenten für diese Option. Doch die Einsiedler können mit den Schwarmvögeln unter den Studenten nicht mithalten, denn in Deutschland liegen Wohngemeinschaften hoch im Trend. Für 29 Prozent der Studenten ist dies die bevorzugte Wohnsituation. Das liegt weit über dem europäischen Durchschnitt.
Die Wohnsituation hängt aber nicht nur von den persönlichen Vorlieben ab, sondern auch von dem Geld ab, das man fähig und willens ist, für die monatliche Miete auszugeben. Bei Studenten ist das Geld in der Regel knapp. Deshalb sind die Plätze in den Studentenwohnheimen heiß begehrt. Dort ist die Miete meist günstiger als auf dem freien Wohnungsmarkt.
Hinzu kommen weitere Vorteile: die Wohnungen sind zentral gelegen, teilweise möbliert und haben einen Internetzugang sowie Waschmaschinen und Trockner. Bei pauschalen Mietpreisen müssen sich Studenten keine Sorgen um Nachzahlungen machen, wenn der Mitbewohner stundenlang duscht, oder im Winter bei offenem Fenster pausenlos geheizt wird. Damit steht aber auch ein möglicher Nachteil fest: Im Studentenwohnheim kann man sich seine Mitbewohner — im Gegensatz zu einer WG — nicht selbst aussuchen.
Außerdem sind die Wohnplätze begrenzt. Laut dem Studierendenwerk Aachen fanden 2017 in den 24 Wohnanlagen der Stadt knapp zehn Prozent der gut 55 000 eingeschriebenen Aachener Studenten Platz. Damit steht die Universitätsstadt sogar etwas besser da als der Durchschnitt in NRW.