Heinsberg : Zahlen für Gutachter erschreckend
Heinsberg „Fragen Sie die Eltern!” So lautet der eindeutige Rat von Dr. Ernst Rösner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund, der die Schullandschaft in der Stadt Heinsberg bereits Ende vergangenen Jahres begutachtet hat.
Auf diese Weise könne die beste Antwort gefunden werden auf die Frage, ob es für die Stadt Heinsberg besser wäre, im Schulzentrum Oberbruch eine Gesamtschule mit eigener Oberstufe oder eine Sekundarschule einzurichten, betonte er im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung in der Stadthalle Heinsberg.
Eingeladen dazu hatte der SPD-Ortsverein unter dem Motto „Weiterführende Schule in Heinsberg: Sekundar- oder Gesamtschule”. Im Frühjahr hätten sich die Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Grünen in einem gemeinsamen Antrag für die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule mit eigener Oberstufe ausgesprochen, sagte Vorsitzender Dr. Hans Josef Voßenkaul in seiner Einführung. Durch den schulpolitischen Konsens für das Land Nordrhein-Westfalen sei die Einrichtung dieser Schulform jedoch nicht mehr möglich, so dass für die Stadt eine andere Lösung gefunden müsse.
Das Beste für die Schüler
„Die SPD Heinsberg ist der Ansicht, dass eine Entscheidung von dieser Tragweite ohne ideologische Grabenkämpfe gefällt werden und sich ausschließlich von dem Gedanken leiten lassen sollte, das Beste für die Heinsberger Schüler und damit auch für die Stadt Heinsberg zu erreichen”, erklärte er und freute sich, neben Bürgermeister Wolfgang Dieder auch weitere Vertreter anderer politischer Gruppierungen im Publikum zu sehen.
Diese Ansicht teilte auch der Referent: „Wichtig ist, dass es den Zwergen was nützt! Alles andere ist Ideologie”, erklärte er im Laufe seines Vortrags. Zuvor hatte er anhand der Zahlen des Übergangs von der Grundschule auf weiterführende Schulen die besondere Situation in Heinsberg verdeutlicht. Während landesweit der Übergang auf die Hauptschule zwischen 2001 und 2010 von 19,5 auf 12,3 Prozent zurückgegangen sei, zeige dieser Wert in Heinsberg Stabilität auf hohem Niveau. Während in Heinsberg 2001 genau 25,8 Prozent der Viertklässler auf die Hauptschule gewechselt seien, habe der Wert im vergangenen Jahr nur 0,3 Prozent darunter gelegen. Während sich der Anteil der Gymnasiasten landesweit von 15,8 auf 18,9 Prozent gesteigert habe, sei auch er in Heinsberg fast stabil geblieben, mit einer leichten Steigerung von 9,2 auf 9,4 Prozent.
Beim Blick auf diese Zahlen habe er „einen Schreck gekriegt”, so Rösner. „Die Zahlen aus Heinsberg sind bedrückend, wo doch heute für die berufliche Ausbildung immer höhere Schulabschlüsse gefordert seien. Erklärbar seien sie für ihn nur, weil Eltern vielleicht ganz feste Bindungen an bestimmte weiterführende Schulen hätten oder weil Eltern blind den Empfehlungen der Grundschule vertrauen würden. Und dabei würden zwei Drittel aller Kinder, die auf eine höhere als die empfohlene Schulform wechseln würden, dort auch die Versetzung schaffen. „Mehr gymnasiale Standards in Heinsberg”, lautete seine Forderung aufgrund dieser Beobachtungen.
„Tun Sie alles, um mehr Kindern zu höherwertigen Schulabschlüssen zu verhelfen.” Ermöglichen könnten diese eine Gesamtschule oder eine Sekundarschule ohne Oberstufe, die allerdings mit Schulen mit Oberstufe wie etwa einem Gymnasium oder einem Berufskolleg feste Vereinbarungen treffen könne. Um hier zu einer guten Entscheidung zu kommen, riet er zu einer Elternbefragung. Das Ergebnis könne Richtschnur des politischen Handelns sein. „Auch eine Schule funktioniert nach Marktbedingungen!” Nebeneffekt sei, dass für die kommenden zehn Jahre Ruhe einkehre in der Diskussion um richtige oder falsche Schulen.