Kreis Heinsberg: Wie anstrengend die Feldarbeit doch war

Kreis Heinsberg : Wie anstrengend die Feldarbeit doch war

Die tropischen Temperaturen, die an diesem Nachmittag beim Besuch im Bauern­museum Selfkant herrschten, machten den Abonnenten unserer Zeitung, die zu dieser Aboplus-­Veranstaltung nach Tüddern gekommen waren, umso mehr deutlich, wie anstrengend früher die Feldarbeit gewesen sein muss.

Wenn zum Beispiel die Frauen — „wie die fleißigen Bienen“, so formulierte es Alfons Krings vom Verein Bauernmuseum Selfkant bei der Führung — bei sengender Hitze die Garben binden mussten.

Mehr als 1000 Exponate

Alfons Krings stammt selbst aus einer landwirtschaftlichen Familie, studierte nach einer Land­maschinenmechanikerlehrer Maschinenbau und unterrichtete am Berufskolleg Landwirtschaftsschüler — auch auf Plattdeutsch, wie er sich erinnerte. In fachkundiger und anschaulicher Manier führte er die Gäste durch das Bauernmuseum, das auf der 2000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche mehr als 1000 Exponate beherbergt. Das Spektrum reicht von Sensen und Sicheln über Dreschmaschinen bis zu Traktoren, aber auch eine Dorfschmiede, eine Schusterei und eine Korbmacherei sind unter anderem zu entdecken in diesem mit großem ehrenamtlichen Engagement geführten Museum, das 1995 auf Initiative von Edmund Laurs aus der Taufe gehoben worden war. So wird ein bedeutendes Stück Heimatgeschichte auf eindrucksvolle Art und Weise bewahrt.

Ein eher skurril anmutendes Ausstellungsstück ist ein Hundelaufrad, das an ein überdimensioniertes Hamsterlaufrad erinnert. Sein Zweck war früher der Antrieb von Waschmaschine oder Butterfass. „Das wäre heute Tierquälerei“, merkte Alfons Krings an.

Die Besucher erfuhren, wie der Mähbinder eine erste große Erleichterung bei der Getreideernte brachte. „Das war ein Segen für die Landwirtschaft“, so Krings. Aber bei allem technischen Fortschritt, der heutzutage ja noch stärker in den Vordergrund tritt, glaubt er dann doch nicht daran, dass es ­sogar einmal eine Mähdrescher-Backmaschine geben könnte. Die Besucher erfuhren beispielsweise auch, wie wichtig der Schleifstein war, denn mit einer scharfen Sense konnte die Muskelkraft geschont werden.

Erklärt wurde, dass eine Wannmühle wie eine Art Windmaschine dazu diente, die Spreu vom Weizen zu trennen. Und Krings betonte die Bedeutung der Pferde in der Landwirtschaft: „Ein Bauer ohne Pferd war kein Bauer“, sagte er. Die Pferde seien gut gepflegt worden, sie seien aber auch sehr treu gewesen. Eindrucksvoll ist der Maschinenpark des Museums, zu dem eine Hochleistungs-Strohballenpresse ebenso gehört wie ein großer Deutz-Stationärmotor und natürlich die etwa 20 Traktoren.

Der Sohn von Alfons Krings sorgte für einen knatternden Schlusspunkt: Christian Krings hatte vor dem Museum einen Glühkopf-Lanz-Bulldog aus dem Jahr 1951 geparkt. Er brachte ihn zum Glühen. Das Gefährt — „sehr robust und sehr leistungsstark“ — hat aus Australien den Weg zurück nach Deutschland gefunden und ist nun im Selfkant heimisch. Die Technik sei revidiert, sprich überarbeitet, aber die Optik werde beibehalten, zeigte sich Christian Krings sichtlich stolz auf die Patina des Traktors.

(disch)