Hückelhoven : Widerstand der Worte und der Wahrheit
Hückelhoven Es ist ein Widerstand der Worte und der Wahrheit. Er verzichtet auf Waffen und endet wehmütig.
Am 22. Februar 1943 werden Sophie und Hans Scholl zusammen mit Christoph Probst hingerichtet. Die Namen weiterer, ihnen angehöriger Freiheitskämpfer geben sie nie preis.
Das angebliche Verbrechen der kleinen studentischen Widerstandsgruppe aus München, die den Namen „Weiße Rose”trägt: Sie nutzte die Macht der Sprache, um in Form von Flugblättern gegen das Unrechtsregime der Nationalsozialisten zu demonstrieren und der schweigenden Mehrheit die Augen zu öffnen.
Nicht gerade einen leicht verdaulichen Stoff präsentierte die Hückelhovener Stadtverwaltung in der zweiten Saison des Theater-Starter-Projektes einem jungen Publikum ab 14 Jahren am Montag in der Aula des Gymnasiums. Das Bühnenstück „Die Weiße Rose” - inszeniert vom Neuen Tendenz Theater aus Neuss - lohnte sich trotz des bitteren Ausgangs allemal.
Minimalistisch in der Ausstattung, groß im schauspielerischen Ausdruck: Unter der Regie von Jürgen Eick konzentriert sich das Zwei-Personen-Stück auf die beiden historischen Figuren der Geschwister Scholl, verkörpert von Claudia Brasse und Harry Heib.
Gerade dadurch gelingt es, eine intime Atmosphäre zu schaffen, die den Blick auf die Innenwelten der beiden Protagonisten, ihre Motivation und Ängste zulässt. Als Kulisse dienen lediglich ein Tisch mit zwei Stühlen sowie wenige Requisiten, andere Akteure werden nur in den Schilderungen von Hans und Sophie lebendig.
Einen Zeitraum von mehreren Jahren umspannend, zeigt die Aufführung episodenartig die gedankliche Evolution der jungen Studenten. Ihre anfängliche Unbekümmertheit mündet schließlich in der verzweifelten Erkenntnis: „Der Unmut über die Nazis muss offen ausgesprochen werden, und wir machen den Anfang.”
Erholsam empfinden Sophie und Hans die Diskussionen im Kreise Gleichgesinnter im Kontrast zum „Einheitsbrei” der Machthaber, später machen sie sich deren eigene Strategie zu nutze. „Die denken sich Sätze aus, und wir denken uns auch Sätze aus”, entscheidet Hans.
Einer dieser Sätze lautet etwa: „Vergesst nicht, dass jedes Volk diejenige Regierung verdient, die es erträgt.” Sophie erfährt erst später vom mutigen Handeln ihres Bruders, fest entschlossen, sich auch der Weißen Rose anzuschließen.
Eine Unterbrechung erfährt ihre Arbeit, als Hans und weitere Mitglieder an die Ostfront abkommandiert werden. Nach seiner Rückkehr intensiviert sich der Widerstand unter dem Eindruck der Kriegsgräuel und des Warschauer Ghettos. „Die Stimmung schlägt um"”, meinen sie euphorisch und gehen bei ihren Flugblatt-Aktionen immer leichtsinniger vor.
Vom Hausmeister ihrer Universität ertappt, werden die „Feinde des Vaterlandes” von der Gestapo verhaftet. Der folgende Schauprozess sowie die Urteilverkündung scheint nur noch eine Formalität. Kurz vor der Vollstreckung dürfen sie noch gemeinsam eine Zigarette rauchen. „Ich wusste gar nicht, dass Sterben so einfach ist”, sagt Sophie.