Erkelenz : Wenn der Atem stillsteht, wird es gefährlich
Erkelenz „Ich bin ein Vereinsmensch”, meinte Siegfried Spelthahn, der Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Atemstillstand Erkelenz e.V., der selbst seit sechs Jahren mit Schlafapnoe und nachts mit einer so genannten Atemhilfe, einem lebenswichtigen Gerät lebt.
„Als Betroffene des Schlaf-Apnoe-Syndroms haben wir uns ausgiebig mit diesem Thema sowie den einzelnen Behandlungsmethoden beschäftigt”, so der Vorsitzende über sich und seinen Kollegen, den zweiten Vorsitzenden Rheinhard Lowin.
Um anderen Menschen, die ebenfalls an Schlafapnoe erkrankt sind zu helfen, haben sie diese Selbsthilfegruppe vor genau vier Jahren mit der Unterstützung von zahlreichen Fachärzten, Medizinern von Schlaflabors, Herstellern technischer Hilfsmittel, der AOK-Heinsberg und weiteren Organisationen sowie der Stadt Erkelenz gegründet.
An jedem 2. Mittwoch im Monat treffe sich seit dem die Gruppe, die bei der Gründerveranstaltung sogar 83 Interessierte zählte, um 20 Uhr im Forum der Grundschulen in Erkelenz Mitte.
Aber nicht nur dort gibt die Selbsthilfegruppe, die derzeit rund 40 Mitglieder stark ist, ihre gewonnenen Erfahrungen weiter, sondern auch im Internet unter http://www.shg-schlafapnoe.de
Aber auch auf dem Wochenmarkt stellt sich Spelthahn hin und steht interessierten Rede und Antwort. „Bis zu 80 Leute erkundigen sich da”, meinte er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Diese Hilfe zur Selbsthilfe sei aber nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für deren Angehörige gedacht. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen sowie deren Angehörigen die Angst vor der Krankheit zu nehmen”, betonte der Vorsitzende, der sich ein Leben ohne das Gerät, das rund 3000 Euro in der Anschaffung koste, nicht mehr vorstellen könne.
Konkret hilft der Verein dabei, über die möglichen Ursachen aufzuklären, die unterschiedlichen Behandlungsmethoden aufzuzeigen, oder bei der Wahl von geeigneten technischen Hilfsgeräten. Er setzt sich bei Bedarf auch unterstützend für einen Platz im Schlaflabor ein und betreut die Patienten nach ihrer Entlassung aus dem Schlaflabor.
„Die Schlafapnoe ist ein krankhafter Atemstillstand, mit dem das Alarmsystem des Körpers auf Sauerstoffmangel und verminderten Herzschlag reagiert”. Meist leiden die Patienten unter einer Mischform, die nicht ohne Folgen für sie bleibt.
Auch Kinder können von der Krankheit betroffen sein, wie Spelthan weiß: „Bei dem jüngsten, mir bekannten Fall wurde bei einem erst ein Jahr jungen Kind Schlafapnoe festgestellt.”
Die langfristigen Folgen können unter anderem Herz- und Kreislauferkrankungen, Impotenz, Depressionen und bei Kindern Bettnässen sein. Die Überlebenswahrscheinlichkeit nimmt dabei ohne Behandlung rapide ab. Häufig stirbt dann der Apnoiker an Herzinfarkt, plötzlichem Herztod oder Schlaganfall.
Aber nicht nur dass, durch den so genannten Sekundenschlaf, etwa bei Lkw-Fahrern geschehen tagtäglich schwere Verkehrsunfälle. Hinter vielen dieser Unfällen stünde nachweislich eine bislang unerkannte Schlafapnoe.
Um eine Schlafapnoe sicher feststellen zu können, werden die Patienten in Schlaflabore geschickt. „Bei etwa zwei Millionen in Deutschland unter Schlafapnoe leidenden Mitmenschen ist es derzeit allerdings leichter, einen Sitzplatz in einem ausverkauften Fußballstadion zu bekommen als vor Ablauf von drei Monaten einen Platz in einem Schlaflabor.”
Neben der Aufklärung steht bei den regelmäßigen Treffen der SHG der Erfahrungsaustausch, die Problembewältigung bei der Verwendung von technischen Hilfsgeräten und der Umgang mit der Krankheit im Vordergrund. Jeder Interessierte sei eingeladen, sich über das Thema „Schlafapnoe” und die Tätigkeiten der SHG zu informieren, so der Vorsitzende, der sich ausdrücklich bei der Stadt Erkelenz bedankt, die der Selbsthilfegruppe die Räume kostenlos zur Verfügung stelle.