Kreis Düren : Wenn Bürger sich über die Feuerwehr beschweren
Kreis Düren Bürger, die sich beim Landrat beschweren, weil in Kreuzau die Alarmierung der Feuerwehr mit Hilfe von Sirenen wieder eingeführt wurde und das als Lärmbelästigung empfunden wird. Anwohner aus Langerwehe, die meckern, weil ihrer Meinung nach viel zu viele Einsatzkräfte zu einem Zimmerbrand ausgerückt sind, bei dem ein 76-jähriger Mann ums Leben gekommen ist — die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehren im Dürener Land haben nicht nur vermehrt mit Gaffern und Beleidigungen zu kämpfen, sondern auch mit mangelnder Wertschätzung.
„Es ist für viele Leute einfach selbstverständlich, dass wir da sind“, sagt Kreisbrandmeister Karlheinz Eismar. „Aber es fehlt vielen das Verständnis für unsere Arbeit. Ich möchte sogar sagen, dass wir auf immer mehr Unverständnis stoßen.“ Nicht selten, ergänzt Eismar, würden neue Feuerwehrfahrzeuge als „schönes Spielzeug“ betitelt. „Das sind sie aber natürlich überhaupt nicht. Feuerwehrfahrzeuge sind für uns absolut notwendiges Arbeitsmaterial.“
Pflichtaufgabe der Kommune
Karl-Heinz Latz, Wehrleiter in Nideggen und zuständig für Aus- und Fortbildung der Feuerwehrleute im Kreis Düren, hat noch eine andere Vermutung. „Ich höre immer wieder, dass Leute meinen, die Grundsteuer B in ihrem Ort würde wegen der steigenden Kosten für die Freiwillige Feuerwehr erhöht. Das ist Unsinn. Die Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe der Kommunen. Würde es keine Freiwillige Wehr geben, deren Mitglieder ehrenamtlich und unentgeltlich arbeiten, müssten die Städte und Gemeinden Berufsfeuerwehren einsetzen. Und das wäre ungleich teurer.“
Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr, das bedeutet Einsätze bei Bränden, aber auch bei schweren Verkehrsunfällen, Beseitigungen von Ölspuren oder Tierrettung, um nur einige Beispiele zu nennen. Er bedeutet aber auch unzählige Ausbildungs- und Fortbildungsstunden. Feuerwehrmänner mit der Berechtigung, Atemschutzgeräte zu tragen, müssen darüber hinaus jedes Jahr zu einer Belastungsübung und regelmäßig zu einem medizinischen Check.
Latz: „Die Wehrleute sind an ihrer maximalen Belastungsgrenze angekommen. Zu den Einsätzen und Lehrgängen kommt noch die Begleitung von Martins-, Karnevals-, Mai- und Schützenzügen. Außerdem müssen wir uns im Augenblick mit den Folgen eines möglichen Störfalls im Atomkraftwerk Tihange beschäftigen.“ Überhaupt, ergänzt Latz, würden die technischen Anforderungen immer weiter steigen. „Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr ist eine riesige Aufgabe. Das müssen sich die Menschen einmal klar machen.“
Dass zu so einem Einsatz wie dem Zimmerbrand in Langerwehe 50 Feuerwehrleute ausrücken, hat gut nachvollziehbare Gründe. „Es gibt Feuerwehrdienstvorschriften“, sagt Eismar. „Zum Beispiel müssen in den ersten acht Minuten neun Einsatzkräfte am Brandort sein, in den nächsten 13 Minuten fünf weitere plus ein Führungstrupp mit drei Personen. Wenn wir eine Person aus einer brennenden Wohnung retten müssen, müssen darüber hinaus vier Wehrleute im Einsatz sein, die eine Atemschutzgeräteausbildung haben.“
Die meisten arbeiten auswärts
Es gibt Studien, die belegen, dass viereinhalbmal so viele Feuerwehrleute alarmiert werden müssen, wie gebraucht werden, damit die erforderliche Anzahl von Einsatzkräften auch wirklich verfügbar ist. Latz: „Es ist heute nicht mehr so, dass die meisten Feuerwehrleute in ihrem Dorf wohnen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die meisten arbeiten auswärts und können im Ernstfall eben nicht in den vorgeschriebenen acht Minuten an ihrem Feuerwehrgerätehaus sein.“
Auf der anderen Seite kann es aber dann — so wie kürzlich in Langerwehe — auch schon einmal sein, dass überdurchschnittliche viele Wehrleute zum Einsatz kommen. „Es fehlt den Menschen das Verständnis dafür, dass wir helfen“, sagt Karl-Heinz Latz. „Und deswegen auch schon einmal in der zweiten Reihe parken oder mit Blaulicht und Sirene fahren.“
Latz und Eismar wünschen sich mehr Wertschätzung für die Arbeit der Feuerwehr. „Die Feuerwehr“, sagt Latz, „ist weder ein produktiver Betrieb noch ein Wirtschaftsunternehmen. Aber wir sind immer für die Bürger da und setzen unter Umständen auch unser eigenes Leben aufs Spiel. Das sollte eigentlich jedem klar sein.“