Kreis Heinsberg : Viele technische Neuerungen in der neuen Leitstelle des Kreises
Kreis Heinsberg „Die Technik hinkt der Taktik hinterher!“ — „Die Kapazität reicht nicht mehr aus!“ — „Wir platzen aus allen Nähten!“ Das waren Botschaften, die Dirk Hartmann, Leiter der Leitstelle, im Jahr 2015 Mitgliedern des Kreis-Bauausschusses bei einem Rundgang durch den Standort im Erkelenzer Feuerschutzzentrum übermittelt hatte.
„Die Einsatzlast der Leitstelle unterliegt einem stetig wachsenden, unter anderem dem demografischen Wandel in der Bevölkerung zuzuordnenden Leistungsanstieg“, hieß es in einer Vorlage der Kreisverwaltung. Und es gab schon damals den Hinweis auf viele technische Neuerungen: An allererster Stelle war da die Einführung des Digitalfunks zu nennen, aber unter anderem auch „eCall“, der automatisierte Notruf aus Kraftfahrzeugen.
Die alte Leitstellentechnik stammte aus den Jahren 2003/2004 und bedurfte — eben auch unter dem Gesichtspunkt der Einführung des Digitalfunks — einer kompletten Erneuerung. Zudem sollte die Zahl der Einsatzleitplätze und ergänzender Abfrageplätze nach dem Bedarf neu ausgerichtet, also erhöht werden.
Jetzt, knapp drei Jahre später, formulierte Dirk Hartmann es bei einem Presserundgang durch die nagelneue Zentrale in Erkelenz so: „Die Leitstelle ist jetzt wieder vor der Lage.“ Sie sei technisch auf dem neuesten Stand und damit optimal aufgestellt für die Abwicklung der Einsatzdisposition. Sie müsse nicht mehr technischen Entwicklungen hinterherlaufen. „Dies ist ein ganz großer Mehrwert für die Bürger“, so Hartmann. Rund um die Uhr werden Einsätze für Rettungsdienst und Feuerwehr sowie im Krankentransport von Erkelenz aus koordiniert. Von 40.000 Einsätzen und sogar von 200.000 Anrufen jährlich war am Freitag die Rede.
In der Regel wird ein Notruf binnen weniger Sekunden angenommen. Aber nicht nur die Zahl der Anrufe nimmt zu, auch die Dauer der Gespräche, denn: Die im Rettungsdienst geschulten Leitstellenmitarbeiter leiten immer öfter über das Telefon die Erste Hilfe an. Dabei geht es etwa zehnmal im Monat um Wiederbelebungsversuche.
Damit auch bei besonderen Einsatzlagen (zum Beispiel bei einem Unwetter) die Vielzahl der Anrufe bearbeitet werden kann, gibt es sieben Einsatzleitplätze im 230 Quadratmeter großen Hauptraum der Leitstelle — plus vier Sondereinsatzplätze gleich nebenan. Die im Zuge des Erkelenzer Neu- und Umbaus geschaffene Ausweichmöglichkeit mit einer sogenannten Redundanz-Leitstelle im Heinsberger Kreishaus bietet die Chance, vier weitere Leitplätze zu nutzen. Dies sei zuletzt bereits der Fall gewesen, berichtete Thomas Kähler, Leiter des Feuerschutzzentrums.
Die Telefon- und Funktechnik ist digital. Die Mitarbeiter können IT-gestützte Leitsysteme und Notrufabfragesysteme nutzen. Auf Bildschirmen erhalten sie alle notwendigen Informationen, sei es zu Alarmierungen und Einsatzkräften, Straßen und Objekten, besonderen Gefahren, Kapazitäten von Intensiv-Betten in Krankenhäusern oder auch einen Überblick über Wetterlagen.
Neu ist die „redundante“ Ausstattung. Dies bedeutet: Es gibt doppelte, baulich getrennte Technik- und Serverbereiche. So soll der Betrieb auch bei Stromausfall oder Brand in einem Bereich weiter gewährleistet bleiben. Mit Hilfe eines Stromgenerators wäre die Leitstelle im Falle eines Falles für 72 Stunden autark — nach „Auftanken“ noch länger. Und sollte beispielsweise ein Bombenfund in Erkelenz sogar eine Evakuierung erforderlich machen, bliebe ja noch das Kreishaus in Heinsberg als Ausweichzentrale, so Kähler.
Das Leitstellenpersonal, das im 24-Stunden-Dienst arbeitet, freut sich in Erkelenz zudem über neue Sozialräume, die in früheren Dienstwohnungen geschaffen worden sind.
Zu dem mit insgesamt 5,1 Millionen Euro veranschlagten Projekt Leitstelle gehört auch der Bau einer neuen Halle für Fahrzeuge des Katastrophenschutzes auf dem Gelände des Feuerschutzzentrums. Der Baubeginn ist vor kurzem erfolgt. Die alten Leitstellenräume werden in neue Ausbildungs- und Unterrichtsräume umgebaut, die für kreiseigene Fortbildungen genutzt, aber auch den Städten und Gemeinden sowie den Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt werden sollen.
Wenn alles fertiggestellt ist, soll das Feuerschutzzentrum im Frühjahr 2019 mit einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit präsentiert werden, das Zentrum, in dem — wenn Bürger in Not die 112 gewählt haben und rasch Hilfe zu leisten ist — alle Fäden zusammenlaufen. Das Szenario ist immer wieder neu: „Jeder Tag ist anders. Wir wissen nicht, was uns erwartet“, beschrieb dies treffend ein Leitstellenmitarbeiter.