Kreis Heinsberg: VHS engagiert sich in der Sprachförderung

Kreis Heinsberg : VHS engagiert sich in der Sprachförderung

Seit etwas mehr als einem Jahr verzeichnet die Anton-Heinen-Volkshochschule einen stetig steigenden Bedarf an Anfängerkursen „Deutsch als Fremdsprache“ für Flüchtlinge. Die Kreisverwaltung beantwortete jetzt eine Anfrage der SPD-Kreistagsfraktion zum Thema.

„Die Flüchtlingsströme nach Europa stellen auch für die Volkshochschule des Kreises Heinsberg eine aktuelle und bedeutsame Herausforderung dar. Auch die Weiterbildung im Kreis Heinsberg muss und wird hier Verantwortung übernehmen, denn Flüchtlinge und Einwanderer müssen mit Blick auf die demografischen Herausforderungen der nächsten Jahre als große Chance und Bereicherung und nicht als Belastung für unsere Gesellschaft gesehen werden.“

Dies erklärte die Kreisverwaltung in einer im Kreisausschuss vorgelegten Antwort auf eine Anfrage der SPD-Kreistagsfraktion zur Sprachförderung für Flüchtlinge. Qualifizierte Weiterbildung stelle eine Perspektive für diese Menschen dar, die nur darauf warten würden, sich mit ihren Fähigkeiten positiv in die Gesellschaft und in die Wirtschaft einzubringen.

Aus diesem Grunde führt die Anton-Heinen-Volkshochschule derzeit acht parallel laufende, vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vollfinanzierte Integrationskurse durch, die jeweils 100 Unterrichtsstunden Sprachunterricht und 60 Unterrichtsstunden Orientierungskurs zur Kultur und Geschichte Deutschlands beinhalten. Allerdings haben laut Verwaltung Asylbewerber keinen Zugang zu den Integrationskursen. Aus diesem Grunde engagiere sich die VHS auch im Bereich der Sprachförderung für Flüchtlinge.

Seit etwas mehr als einem Jahr verzeichnet die VHS einen stetig steigenden Bedarf an Anfängerkursen „Deutsch als Fremdsprache“ für Flüchtlinge. Aus diesem Grund wurden zum Beispiel im ersten Semester des Weiterbildungsjahres 2014/2015 mehrere laufende Kurse „geteilt“, das heißt neue entsprechende Kurse wurden parallel eingerichtet.

Außerdem wurden im Januar mehrere zusätzliche Kurse organisiert. Einige dieser Kurse finden unmittelbar vor Ort statt in Kooperation vor allem mit Gruppen von Ehrenamtlern, so zum Beispiel in Selfkant-Höngen und in Wegberg-Arsbeck, wo reine Flüchtlingskurse installiert wurden.

Bei der VHS gilt gemäß der vom Kreistag beschlossenen Entgeltordnung für Flüchtlinge überwiegend eine Entgeltermäßigung von 75 Prozent. Lediglich die restlichen 25 Prozent werden in der Regel von den örtlichen Sozial­ämtern übernommen. Damit sind diese Kurse für die Teilnehmer im Regelfall kostenfrei.

Mit Blick auf den neuen Semesterstart ist bei der VHS bereits jetzt abzusehen, dass die in den nächsten Tagen und Wochen startenden Kurse wahrscheinlich nicht ausreichen werden. „Die VHS bereitet sich deshalb darauf vor, gemeinsam mit den Kursleitenden auf der Basis der Erfahrungen der ersten Semesterwochen Kurse zusätzlich einzurichten.

Dies wird — soweit es jetzt absehbar ist — auch gelingen. In bestimmten Städten sind bereits Überbuchungen in Kursen festzustellen, in anderen gibt es noch wenige freie Plätze“, so die Verwaltung.

Die VHS ist sich nach Darstellung der Verwaltung der Tatsache bewusst, dass „in der veränderten Situation das Angebot mit einem überwiegend zentralen Semesterstart im September nicht ausreichen kann und wird“. Die VHS strebt an, zusätzlich zum bestehenden Programm in allen Städten und Gemeinden, in denen entsprechender Bedarf festgestellt wird, weitere Anfängerkurse anzubieten.

All diese Kurse sind keine Intensivkurse, sondern bieten an zwei bis drei Tagen jeweils 90 Minuten Unterricht. Nach Feststellung der VHS und nach Aussagen der Teilnehmer sind diese Kurse ein guter Einstieg für alle, die Deutsch lernen wollen.

Zu der Frage, ob für Flüchtlinge ausreichend Möglichkeiten zur Sprachförderung zur Verfügung stehen würden, merkte die Verwaltung an, dass sich derzeit im Kreis Heinsberg verschiedene Runde Tische und Netzwerke etablieren würden, in denen die beteiligten Akteure versuchten, diese Frage zu beantworten. Die Volkshochschule sei in den Netzwerken vertreten und beteilige sich intensiv mit dem Ziel, entstehenden Bedarf zu decken.

Um die deutlich gestiegene Anzahl der Kurse verwaltungsmäßig bearbeiten zu können, wurde in der vergangenen Woche eine zusätzliche Verwaltungsmitarbeiterin mit einer halben Stelle der VHS zugewiesen, die sich insbesondere mit der Organisation von Integrationskursen und den Sprachkursen für Flüchtlinge beschäftigt.

Außerdem kooperiert die Anton-Heinen-Volkshochschule im Rahmen des Projektes „Fremde willkommen heißen — Integration ermöglichen“ mit den drei Berufskollegs des Kreises. Für den von der VHS an diesen Schulen durch­geführten Vollzeitunterricht „Deutsch als Fremdsprache“ wurden vom Kommunalen Integrationszentrum 25 000 Euro zur Verfügung gestellt.

Zur finanziellen Unterstützung der VHS wird das Integrationszentrum im Entwurf des Haushaltsplanes 2016 den Betrag von 20 000 Euro für die Durchführung von Sprachkursen für Flüchtlinge veranschlagen. ­Außerdem will die VHS die Kooperation mit den Ehrenamtlern verstärken und diese unterstützen. Aktuell ist daher schon im Oktober eine zweitägige VHS-Fortbildung für Menschen vorgesehen, die ehrenamtlich vor Ort Sprachunterricht geben möchten.

(disch)