Hückelhoven: Ungewöhnliche Rollenaufteilung gelingt

Hückelhoven : Ungewöhnliche Rollenaufteilung gelingt

Darf einem Theaterstück „voller Rachsucht, Neid, Missgunst und Tod” überhaupt ein gewisser Unterhaltungswert jenseits aller Betroffenheit zugesprochen werden?

Ja, es darf. Es muss sogar und zwar vor allem dann, wenn es sich um ein Bühnenwerk aus der Feder von Tennessee Williams handelt, etwa um „Die Katze auf dem heißen Blechdach”.

Theater einmal anders: Der Literaturkurs des Gymnasiums unter der Leitung von Angelika Claßen hatte beim Besetzen der Rollen eine ungewöhnliche Wahl getroffen, teilten sich doch bis zu fünf Schauspieler einen Charakter.

Besteht für einen Akteur die gängige Herangehensweise an seine Figur darin, eine ihr eigene Körpersprache und Ausdrucksweise zu entwickeln, ging es hier um eine größtmögliche gegenseitige Abstimmung auf deren jeweilige Eigenarten.

In der Aula ereignete sich die tragisch-komische Geschichte um eine entfremdete Familie im tiefen Süden der USA. „Lügen, Heuchelei und Selbstbetrug - das ist das Gesetz unseres Leben”, so Williams (1911 bis 1983) zur vergeblichen Suche nach Wahrheit. „Es gibt zwei Wege daraus: Schnaps ist der eine und der Tod ist der andere.”

Trinker Brick (Bernhard Edel, Matheus Hermann, Sebastian Thiemt) entscheidet sich für den Alkohol, ganz zum Entsetzen einer attraktiven Frau Maggie (Eda Dedeoglu, Swenja Hintzen, Victoria Mair, Fiona Orpin, Anika Stolz). Auf Bricks Vater hingegen, Plantagenbesitzer „Big Daddy” Pollitt (Daniel Hahn, Sergej Prus) wartet nur der Sensenmann.

Die Wahrheit über seine Krebserkrankung wird ihm allerdings vorenthalten. Als die Familie zu seinem 65. Geburtstag anreist, brechen unter der Oberfläche schlummernde Konflikte mit aller Gewalt wieder auf.

Brick geht langsam am Selbstmord seines besten Freundes Skipper zugrunde und wartet ständig auf den mit Schnaps provozierten „Knacks” im Kopf, der ihn wenigstens zeitweise von seinem Selbstekel erlöst. Die kinderlose Maggie, einsam und enttäuscht, hasst offenkundig die „halslosen kleinen Ungeheuer” von Bricks Bruder Gooper (Andreas Bartlewski, Sebastian Hillebrand) und dessen Gattin Mae (Dèsirèe Gobbers, Jessica Sorgenfrei).

Die Vorzeigeeltern schielen mehr oder weniger unverhohlen aufs väterliche Erbe. „Big Mama” Pollitt (Anna Fronhofen, Lena Kemnitz, Anna Loers, Eva Müller) gibt sich derweil alle Mühe, jegliche Anzeichen von Habgier und Neid zu ignorieren. Und der Patriarch des Hauses begegnet den Glückwünschen seiner Enkel mit anhaltenden Schimpftiraden. Gesundheit und ein langes Leben? Von wegen!

In weiteren Rollen: Jennifer Gunder und Matthias Evertz. Zuständig für Licht und Ton waren Manuel Joaquim und Sven Heske. Klaviermusik mit Gesang bildete den Anfangs- sowie Schlusspunkt der innovativen Aufführung. Danach folgte nur noch eines: tosender Applaus.