Heinsberg : Über verglaste Treppe ins „Herz”: „Haus Lennartz” wird umgebaut
Heinsberg Von außen deutet nur ein Bauzaun darauf hin, dass sich hinter der Fassade des ehemaligen Hauses Lennartz am Heinsberger Torbogen etwas tut.
Ein Blick in den Innenhof, den Stadtplaner André van Vliet und Erster Beigeordneter Jakob Gerards in dieser Woche den Mitgliedern des Ausschusses für Kultur, Partnerschaft und Tourismus des Kreistages ermöglichten, verriet da schon mehr.
Der Ortstermin folgte einer Präsentation des Stadtplaners im Sitzungssaal des Museums. Dabei ließ er noch einmal die Geschichte des Hauses Revue passieren und verdeutlichte die Planung anhand eindrucksvoller Computeranimationen. Die in ihrer Entstehung in den Anfang des 16. Jahrhunderts datierten Gebäude „Torbogenhaus”, in dem sich heute das Kreismuseum befindet, und das ehemalige „Haus Lennartz” seien im Lauf der Geschichte immer wieder zusammen genutzt worden, so van Vliet.
Und diese gemeinsame Nutzung ist auch für die Zukunft geplant, denn durch zwei Durchgänge im Erd- und im Obergeschoss soll das Ensemble beider Gebäude künftig das um rund 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche erweiterte Museum, einen Gastronomiebereich und im Dachgeschoss des Hauses Lennartz einen Veranstaltungsraum für die Stadt Heinsberg beherbergen.
Im Mitte 2007 erworbenen Haus Lennartz habe man zunächst „alle neuen Zutaten weggerissen”, erklärte der Stadtplaner. Gefunden habe man dabei unter anderem einen historischen Gewölbekeller aus dem 16. Jahrhundert und einen mit einer Kuppel überwölbten Brunnen, die in die bestehende und in die neu hinzukommende Architektur integriert werden sollen. Für den Besucher erreichbar sein soll der erweiterte Museumskomplex, dessen Fertigstellung für den Herbst 2011 geplant ist, künftig über die Toreinfahrt des Hauses Lennartz. Nach links geht es dann in den großzügigen Empfangsbereich im Untergeschoss des Museums.
Herzstück des neuen Projekts soll im Obergeschoss die Präsentation von Gemälden der Heinsberger Künstlerfamilie Begas werden. Der im Torbogenhaus frei werdende Raum im Obergeschoss soll für eine Bibliothek und für Projekte der Museumspädagogik genutzt werden.
„Alles was hier neu hinzukommt, wollen wir auch optisch herausstellen”, erklärte van Vliet das Konzept, das vor allem an dem im Innenhof im Bau befindlichen Ensemble aus verglastem Treppenhaus und Aufzug deutlich wurde. Zusätzliche, wesentliche Details der Maßnahme sind weitere, große Glasflächen, die in allen drei Ebenen den Blick frei lassen sollen auf die Kirche und auf den Burgberg. Ein noch bestehendes Nebengebäude soll schließlich nach seiner Sanierung für künftige Großveranstaltungen auf dem Burgberg auch als Künstlergarderobe genutzt werden können.
Zusätzlicher Beratungspunkt der Ausschusssitzung im Torbogenhaus war die weitere Ausgestaltung der Trägerschaft des erweiterten Museums. Angedacht ist ein Trägerverein für das Museum, dem sowohl der Kreis als auch die Stadt Heinsberg angehören. Ob er einmal „Museum Heinsberg” heißen könnte, wie es im Vorschlag zur Satzung steht, oder „Begas-Museum”, wie der Entwurf der Beitragsordnung verrät, ist noch offen.
Geplant ist jedoch, dass die Stadt dem Trägerverein - vorbehaltlich der Zustimmung der politischen Gremien - das Gebäude Torbogenhaus und die Museumsräume im Haus Lennartz mietfrei zur Verfügung stellt, zunächst für 25 Jahre. Kurzfristig soll das Torbogenhaus zudem saniert werden. Für die Finanzierung der dafür notwendigen Investitionssumme von rund 1,1 Millionen Euro sowie für die laufenden Personal- und Betriebskosten des Museums wären künftig rund 220000 Euro pro Jahr erforderlich. Diese jährlichen Kosten sollen zu etwa je einem Drittel vom Kreis, von der Stadt und von der Sparkassen-Kunst-Stiftung getragen werden.
Die Kreissparkasse habe eine Beteiligung in Höhe bis zu 75000 Euro zugesagt, erklärte Dezernent Helmut Preuß in der Sitzung. „Wir haben eine Lösung gefunden, die nur Gewinner kennt”, betonte er mit Blick auf die finanzielle Belastung des Kreises für das Museum, die sich mit der Neuregelung halbieren würde.
Ausdrücklich dankte er der Stadt und der Kreissparkasse für die harmonische Kooperation bei der Erarbeitung der neuen Konzeption. „Dieses Projekt hat es einfach verdient, dass es auf die Beine kommt”, pflichtete ihm Gerards bei. Damit alle Fraktionen diesen Vorschlag weiter beraten können, einigten sich die Ausschussmitglieder darauf, eine Abstimmung bis zur Kreisausschusssitzung am 22. Juni zu vertagen.