Kreis Düren : Thomas Rachel (CDU): Vom Italiener nach Jamaika?
Kreis Düren Vor 22 Jahren war Thomas Rachel erst acht Monate Bundestagsabgeordneter für die CDU, doch plötzlich mit mehreren weiteren damals jungen Parlamentariern ein Thema in den ARD-Tagesthemen. Das hatte keine inhaltlichen Gründe.
Der Hintergrundbericht beleuchtete einen für viele Konservative in der Union und Fundis bei den Grünen beinahe unerhörten Vorgang: Die Jungpolitiker trafen sich in einem italienischen Restaurant in Bonn („Sassella“) und sprachen regelmäßig mit- und nicht nur übereinander.
Das fiel auf, das war in der Helmut-Kohl-Ära höchst verdächtig. CSU-Generalsekretär Bernd Protzner verpasste ihnen einen bewusst mehrdeutigen Namen: „Pizza-Connection“. Einige dieser politischen Grenzüberschreiter sitzen vielleicht bald wieder an einem Tisch und bestellen dann lachend eine „Jamaika“.
Der Christdemokrat aus dem Kreis Düren wäre ein Pizza-Mann der ersten Stunde — so wie Cem Özdemir, wie Katrin Göring-Eckardt, Hermann Gröhe oder Peter Altmaier. Alle könnten einer neuen Bundesregierung angehören, wenn aus der nun beginnenden Sondierungsrunde von Union, FDP und Grünen Koalitionsverhandlungen werden und wenn diese erfolgreich sein sollten und wenn am Ende das passende Personal gesucht wird. Das sind allerdings ziemlich viele „Wenns“.
Vor dem Trialog fühle er sich „zwischen angespannt und gespannt“, sagt der 55-Jährige, „das werden schwierige Verhandlungen“. Er setzt nach: „Bei gutem Willen aller Beteiligten sollte es möglich sein. Das setzt Kompromissbereitschaft voraus.“
Es ist für den Dürener eine erfüllte Grundlage vor den Sondierungen gewesen, dass sich die Union in der Flüchtlingsfrage geeinigt habe. Thomas Rachel war sicher kein Fan der „Obergrenze“. „Mir ist wichtig, dass das Grundrecht auf Asyl gewährleistet bleibt. Gleichzeitig ist es notwendig, dass die Gesamtzahlen begrenzt werden, weil auch die Aufnahmefähigkeit des Landes betrachtet werden muss.“ Er halte es für sinnvoll, genauer hinzusehen.
Parlamentarischer Staatssekretär
Rachel ist als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium Mitglied der aktuellen Bundesregierung und bleibt das auch, bis sich der neue Bundestag am 24. Oktober konstituiert hat. Er macht seinen Job ungeachtet der anstehenden Verhandlungen: „Ich pendele weiter hin und her zwischen Berlin und der Region.“ Das bleibt bis zur Bildung eines neuen Bundeskabinetts so, dann allerdings „geschäftsführend“.
Zugeknöpft reagiert der 55-Jährige auf Fragen zu seiner persönlichen Zukunft, die ihm tatsächlich beinahe an jeder Ecke gestellt werden. „Dazu sage ich nichts.“ Immerhin ist er seit 2005 Parlamentarischer Staatssekretär und als solcher auch sehr oft in den Forschungseinrichtungen der Region unterwegs, vor allem im Dürener Nordkreis.
Ob er dieses Amt auch in einem Kabinett „Merkel IV“ ausüben darf, hängt von den schwierigen Koalitionsverhandlungen und der Verteilung der Fachbereiche im Erfolgsfall ab. Es ist eigentlich die Regel, dass die Partei, die den Zuschlag für ein Ministerium erhält, das komplette Personal mitbringt. Und die FDP hat am Forschungsministerium großes Interesse, wurde aus liberalen Kreisen in Berlin schon vier Tage nach der Wahl kolportiert. Gelegentlich gibt es auch Ausnahmen von diesem Verteilungsschlüssel. Die Sozialdemokratin Aylan Özogus als Staatsministerin im CDU-geführten Bundeskanzleramt wäre ein Beispiel.
Bis zur Verteilung des Kuchens bleiben viele Fragen offen. „Jamaika“ kommt wohl nur, wenn das Bündnis allen schmeckt, auch aus der „Pizza-Connection“.