Kreis Düren: Talkrunde: „40 Jahre Kreis Düren - wie er wurde, was er ist”

Kreis Düren : Talkrunde: „40 Jahre Kreis Düren - wie er wurde, was er ist”

Die Entstehung des Kreises Düren war wohl keine Liebesheirat, vielmehr eine Zweckehe. „Es gab damals eine große Opferbereitschaft. Den Bürgern, aber auch den Verwaltungsmitarbeitern und den Politikern wurde einiges abverlangt”, blickte Landrat Wolfgang Spelthahn auf die Geschehnisse während der kommunalen Neugliederung zurück.

Und er würdigte das Handeln der damaligen Akteure. „40 Jahre Kreis Düren - wie er wurde, was er ist” war am Dienstagabend eine Veranstaltung im Kreishaus überschrieben, bei der Zeitzeugen an die Neugliederung und die vorausgehenden Ereignisse erinnerten. Eingeladen hatte der Geschichtsverein Düren in Kooperation mit dem Kreis.

Oberkreisdirektor a. D. Josef Hüttemann, als damaliger Kreisdirektor des Altkreises Düren ein Zeitzeuge mit weitreichenden Einblicken, oblag es, anekdotenhaft das Ringen um die beste Lösung zusammenzufassen. „Es war eine Neugeburt. Es sind keine zwei Kreise vereint worden, sondern es ist ein neuer Kreis entstanden”, unterstrich Hüttemann zu Beginn seines kurzweiligen Vortrags. Die Bedeutung Jülichs lasse sich allein am Wappen ablesen, wo der Jülicher Löwe nicht zu übersehen ist.

Rein technisch sollte eine effektivere Verwaltung entstehen. 1966 gab es in den Kreisen Düren und Jülich 129 selbstständige Gemeinden, blickte Hüttemann zurück. Nach freiwilligen Zusammenschlüssen waren es im Jahr 1969 immerhin noch 75. Schon früh habe sich im Prozess der kommunalen Neugliederung abgezeichnet, dass „die Stadt Düren zu groß war” und eine Zusammenfassung mit dem Altkreis Jülich die beste Lösung sei. Düren erfülle als Mittelzentrum die Funktion eines Oberzentrums und es bestehe dennoch ein ausgewogenes Verhältnis zur zweiten großen Stadt in einem neuen Kreis: Jülich.

Emotional hingegen sah die Lage anders aus, besonders in den Städten und Gemeinden. Die Abtretungen von Flächen, Zusammenschlüsse von Gemeinden und die Neuordnung von zum Teil gewachsenen Strukturen berührte die Menschen. Höhepunkt war wohl die Veranstaltung „Mein Landkreis bleibt Jülich”, bei der „eindrucksvoll das Heimatgefühl gelebt wurde”, wie sich Zeitzeugen erinnern konnten. Und dennoch: Politik und Verwaltung sahen der Realität ins Auge, dass ein Fortbestehen zweier eigenständiger Kreise keine Chance auf Genehmigung des Landes hatte.

Hüttemann berichtete von Gesprächen im Wohnzimmer des Jülicher Landrats, von einer „aufgeschlossenen und von Verständnis geprägten Atmosphäre”. Geklärt wurden neben dem Großen und Ganzen auch Details wie die „Fortführung der vom Kreis Jülich betriebenen Jugendzahnpflege”. Geklagt wurde dennoch: So wehrte sich Heimbach vor Gericht erfolgreich gegen einen Zusammenschluss mit Nideggen und Schmidt und Dorweiler, Pingsheim und Wissersheim wurden im Jahr 1975 Teil des neuen Kreises Düren.

Weitere Einblicke ermöglichten in einer Diskussionsrunde neben Hüttemann und Landrat Spelthahn Hubert Paulus, der damalige Leiter des Hauptamtes der Stadt Düren, der damalige CDU-Landtagsabgeordnete Karl Frey und der Dürener SPD-Politiker Felix Röhlich. Frey wusste von der besonderen Situation zu berichten, im Vorfeld der kommunalen Neugliederung in einem Wahlkreis zu kandidieren, der sowohl den Kreis Jülich als auch den Kreis Düren umfasste. Hubert Paulus skizzierte die Gemütslage in den später mit der Stadt Düren zusammengefassten Orten und rief in Erinnerung, dass damals überall rege Bautätigkeit einsetzte: „Die Stadt ist damals gewachsen, aber auch ihr Schuldenberg.”

Felix Röhlich verdeutlichte augenzwinkernd, mit welcher Emotionalität diskutiert wurde. Er vertrat damals offen die Meinung, dass Merzenich zu Düren gehören solle. Und erhielt als Antwort aus Merzenich ein anwaltliches Schreiben, solche Äußerungen in der Öffentlichkeit bitte zu unterlassen.