Städteregion : Standort für Abendgymnasium: „Ortsschild darf nicht ausschlaggebend sein“
Städteregion Eigentlich wollte die Verwaltung im Schulausschuss nur einen kurzen Zwischenbericht vorlegen, doch dann kam alles anders. Zu der Frage, wo der Hauptstandort von Euregio-Kolleg und Abendgymnasium nach deren Zusammenführung sein wird, ist ein handfester politischer Streit ausgebrochen.
Das betrachtet Markus Terodde, Bildungsdezernent der Städteregion, die Trägerin beider Einrichtungen ist, mit Sorge, wie er im Interview mit unserer Zeitung darlegt.
Herr Terodde, angesichts der jetzt laut werdenden Forderungen aus Aachen, dass der Hauptstandort der gemeinsamen Einrichtung eben dort liegen soll, drängt sich der Eindruck auf, dass es Kommunikationsprobleme zwischen Ihnen und Ihrer Aachener Kollegin Susanne Schwier gegeben hat.
Terodde: Nein, das täuscht. Wir sprechen regelmäßig miteinander und entwickeln gemeinsam die Bildungsregion Aachen. Ich wollte die Fraktionen im städteregionalen Schulausschuss ergänzend zur Vorlage über ganz aktuelle Entwicklungen mündlich informieren. Wir konnten und können noch keinen abschließenden Vorschlag zum Standort machen, sondern nur eine Tendenz aufzeigen, weil wir zunächst alle relevanten Aspekte präzise und seriös prüfen möchten. Ich bin von der politischen Diskussion im Ausschuss allerdings überholt worden.
Wie sehr sind Sie davon überrascht worden, dass jetzt Rufe nach einem Hauptstandort in Aachen laut werden?
Terodde: Im gesamten Prozess haben wir in der Tat als Hauptstandort entweder den Hander Weg in Aachen oder die Friedrichstraße in Würselen im Blick gehabt. Wir haben kurz vor der Schulausschuss-Sitzung erste Informationen erhalten, dass es am Hander Weg wohl nicht die erforderlichen Kapazitäten gibt, um zusätzlich 340 Schüler des Euregio-Kollegs im Tagesbetrieb aufzunehmen. Deshalb reduzierte sich diese Option nun auf die Immobilie des Euregio-Kollegs in Würselen als Hauptstandort des zum Schuljahr 2017/18 zu erweiternden Abendgymnasiums.
Aachener Politiker verweisen darauf, dass es in der Stadt genügend leerstehende Schulen gebe, die man nutzen könnte.
Terodde: Wir reden von mehr als 500 erwachsenen Schülern mit spezifischen fachlichen und pädagogischen Ansprüchen. Die Stadt Aachen kann natürlich weitere, geeignete Schulgebäude in die Prüfung einbringen. Dafür sind wir offen. Sollte das geschehen, werden wir anhand der vereinbarten Kriterien — Erreichbarkeit, Kosten, Ausstattung etc. — die Realisierbarkeit prüfen. Parallel dazu werden wir aber die Gespräche mit der Stadt Würselen, die Eigentümerin des Gebäudes an der Friedrichstraße ist, fortführen, um eine abschließende Entscheidung vorzubereiten.
Im Aachener Schulausschuss wurde das Argument angeführt, dass 80 Prozent der Abendgymnasiasten aus Aachen kämen. Können Sie das bestätigen?
Terodde: Nein, nach meinen Informationen liegt der Anteil bei 64 Prozent. Zudem müssen wir die Wohnorte der Schüler des Euregio-Kollegs berücksichtigen. Hier ist das Verhältnis nahezu umgekehrt. Aber die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV oder die Zahl der vorhandenen Parkplätze gehören zu den Punkten, die noch abschließend geklärt werden müssen.
Spiegelt die Forderung aus der Kaiserstadt nicht beispielhaft die Probleme wider, die es nach wie vor zwischen Stadt und Städteregion gibt?
Terodde: Wir sind eine integrierte und profilierte Bildungsregion, das ist unsere klare Position. Es darf nicht ausschlaggebend sein, welches Ortsschild vor dem zukünftigen Hauptstandort steht. Wir sind eine Städteregion, und es geht im Kern um ein qualitativ hochstehendes und gut erreichbares Angebot in der Weiterbildung.
Der Verein WbK als Träger des Euregio-Kollegs hat bereits die Einstellung des Betriebs zum 31. Juli 2017 beschlossen, das um das Kolleg erweiterte Abendgymnasium soll am 1. August 2017 den Betrieb aufnehmen. Wird dieser Zeitplan zu halten sein, wenn Aachen nun einen anderen Standort vorschlägt und dieser dann geprüft und möglicherweise umgebaut werden muss?
Terodde: Wir sind nicht in Zeitnot, müssen die Entscheidungen aber so treffen, dass wir den 1. August 2017 halten können. Und es wäre darüber hinaus notwendig, mit ausreichendem Vorlauf für die neue Institution zu werben, die für die Bildungsregion Aachen auch in Zeiten rückläufiger Schülerzahlen von großer Bedeutung ist. Die Vorbereitung auf die Zusammenführung von Euregio-Kolleg und Abendgymnasium hat bisher in einem sehr konstruktiven Prozess stattgefunden. Insbesondere die Schulleitungen und Kollegien bringen sich engagiert ein. Diesen gemeinsamen Weg müssen wir fortsetzen.