Lammersdorf : Spieler Justino vom VfL Vichttal gewinnt Training bei Real Madrid
Lammersdorf Das Trikot zeigt, welche internationale Fußballmannschaft Justino neben dem deutschen Rekordmeister Bayern München vor dem Fernseher anfeuert. Es ist Real Madrid. Er trägt die Rückennummer 9, auch wenn sein Liebling beim spanischen Topklub die 7 hat: Cristiano Ronaldo.
Der Name über der 9 zeigt, dass Justino einen großen Traum hat: Dort steht Zander, sein Nachname. Justino will Fußballprofi werden.
Justino Zander ist elf Jahre alt, wohnt in Lammersdorf und spielt seit Sommer 2014 für den VfL Vichttal. Aktuell in der D II-Jugend. Anfang des kommenden Jahres — der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest — wird Justino mit sieben anderen deutschen Nachwuchskickern aus sieben verschiedenen Bundesländern nach Madrid fliegen, um unter anderem ein Training in der Jugendakademie „La Fabrica“ von Real Madrid zu absolvieren. Er hat das NRW-Finale der deutschlandweiten Fußballcamps der Real-Madrid-Fußballschulen gewonnen und sich gegen 71 weitere Spieler aus NRW durchgesetzt. Wenn Justino Glück hat, trifft er auch den deutschen Nationalspieler und Mittelfeldstrategen von Real Madrid, Toni Kroos, der Schirmherr der Fußballschule ist.
„Am liebsten würde ich aber Cristiano Ronaldo treffen“, sagt Justino mit einem verschmitzen Lächeln — natürlich, wen sonst, wenn man schon so nah dran ist. Zumindest von der Tribüne aus wird er den dreimaligen Weltfußballer sehen, denn ein Heimspielbesuch bei den „Königlichen“ ist im Gesamtpaket eines verlängerten Wochenendes auf Kosten der Fußballschule inbegriffen. „Ich freue mich, aber ich bin auch ein bisschen aufgeregt.“
Vergangenes Jahr noch Zweiter
Vergangenes Jahr wurde Justino, der sich im Camp am heimischen Dörenberg in Vicht für das NRW-Finale qualifiziert hat, noch Zweiter hinter einem Torwart von Schalke 04. Dieses Jahr hat er einstimmig die sechs Jugendtrainer der Real-Madrid-Fußballschule überzeugt. In vier Spielen à 30 Minuten mit verschiedenen Teams mussten sich die Spieler beweisen.
„Justino ist pass- und dribbelstark und beidfüßig“, sagt Vater Marco Zander, der als Co-Trainer der Vichttaler D II jeden Meter seines Sohnes auf dem Feld verfolgen kann. „Ich sage immer wie Thiago“, antwortet Justino auf die Frage, mit welchem Spieler er sich vergleichen würde. Trotz der Nummer 9 auf dem Rücken ist Justino kein Stürmer, sondern ein „Zehner“, der auch oft auf die „Sechser“-Position, auf der Bayerns Thiago Alcantara spielt, ausweicht. Die 9 steht für seine Torgefahr. Wie viele der 44 Tore er diese Saison in den acht Spielen der Leistungsklasse, die sein Team alle gewonnen hat, geschossen hat, kann er nicht genau sagen. „Über zehn“, schätzt er.
Es scheint ihm auch nicht so wichtig zu sein. Generell macht der ruhige Elfjährige während des Gesprächs auch nicht den Eindruck, dass er sich wegen seines Talents über sein Team stellen würde.
„Justino ist gut erzogen. Er hat einen Supercharakter und ist keiner, der angibt“, sagt sein Trainer Erdal Celik, der Justino aufgrund seiner „überragenden Übersicht“ mit dem großen Zinédine Zidane vergleicht. „Er ist natürlich nicht perfekt, aber für sein Alter sehr, sehr weit.“ In einem Team mit vielen talentierten Spielern könne sein „typischer Zehner“ den Unterschied machen. Aber, sagt der Trainer mit einem minimalen Hauch Kritik in der Stimme, Justino könne sich nach einem Tor auch mal ausgelassener freuen. „Man sieht seinen Erfolgswillen wirklich jede Minute.“
Ziel: Leistungszentrum
„Das Ziel ist ein Leistungszentrum“, sagt Vater Marco Zander und nennt Leverkusen, Köln oder Gladbach als Beispiele. „Die Möglichkeit besteht jetzt auch schon, aber das ist noch zu früh. Man verbringt viel mehr Zeit auf der Autobahn als auf dem Platz.“
Irgendwann lasse sich der Schritt nicht mehr vermeiden, sagt Marco Zander. Aber momentan fühle Justino, der vorher bei Blau-Weiß und Alemannia Aachen gespielt hat, sich in Vichttal gut aufgehoben. Und durch das „Projekt 2004“, dem Jugendprogramm beim VfL, gut ausgebildet. Das Projekt sei auf vier, fünf Jahre ausgelegt, sagt Marco Zander, der selbst nie höherklassig, sondern nur „im Dorf“ gespielt habe. „Deswegen wird Justino auch noch länger in Vichttal spielen.“ Mindestens bis zum Ende der C-Jugend, fügt er hinzu.
Das Ziel, das Vater und Sohn gemeinsam verfolgen, ist der Profisport. Geschichten von gescheiterten Talenten gibt es zur Genüge. Die schulischen Leistungen, so lässt sich vermuten, machten dem Vater keine Sorgen. Der Sohn besucht die sechste Klasse des Franziskus Gymnasiums in Vossenack. „Justino war schon immer ein guter Schüler. Ihm fällt das Lernen nicht schwer“, sagt Marco Zander. „Das macht das Ganze natürlich leichter.“ In Mathe habe Justino eine Zwei. Ebenso wie überraschenderweise im Fach Sport. „Wegen Schwimmen...“, sagt Justino. Aber er will ja kein Profischwimmer werden . . .