Kreis Heinsberg: Speed-Dating: Vom Verkäufer bis zum Fachinformatiker

Kreis Heinsberg : Speed-Dating: Vom Verkäufer bis zum Fachinformatiker

„10:00“ zeigte die auf einer großen Leinwand eingeblendete Uhr, dann ging es los. All die potenziellen Auszubildenden, die in der Oberbrucher Festhalle früh ein Ticket für ihr Wunsch-Unternehmen ergattert hatten, machten sich auf den Weg in die große Halle und dort an die kleinen Tische, an denen die Unternehmensvertreter bereits auf sie warteten.

30 Unternehmen aus dem Kreis Heinsberg haben sich in diesem Jahr am „Speed-Aix“ genannten Speed-Dating für künftige Azubis beteiligt. Im fünften Jahr organisiert Michael Arth von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen diese Veranstaltungen. Zum zweiten Mal war er damit im Kreis Heinsberg zu Gast. Die Unternehmen, die in die Festhalle gekommen waren, präsentierten den Teilnehmern noch rund 250 offene Stellen für dieses Jahr.

Abseits vom üblichen Bewerbungsverfahren biete das Projekt „Speed-Aix“ jungen Menschen die Möglichkeit, sich ihren potenziellen Chefs in einem persönlichen Gespräch direkt vorzustellen und Berufswünsche zu artikulieren — „vom Verkäufer bis zum Fachinformatiker“, so Arth. „Und in der Regel reichen dafür zehn Minuten auch aus“, weiß er mittlerweile aus Erfahrung. Und im Durchschnitt sei es auch so, dass jedes Unternehmen, das teilgenommen habe, einen Platz pro Jahr mit einem durch „Speed-Aix“ gewonnenen Kandidaten besetzen könne.

Großes Interesse

Eine große Gruppe wartender Schüler im Vorraum zeigte das große Interesse, dass dieses Projekt auch im Kreis Heinsberg gefunden hat. Und die Unternehmen mit offenen Stellen waren natürlich in den zwölf Runden à zehn Minuten mit jeweils fünf Minuten Pause dazwischen ganz gespannt, wer sich da so an ihren Tisch setzte. Auch Gabriele Bautz, Personalleiterin der Heinsberger Unternehmensgruppe Frauenrath, und Sabina Heinrichs, dort zuständig für die Aus- und Weiterbildung, waren dabei. Insgesamt neun Ausbildungsplätze haben sie für dieses Jahr noch zu vergeben: von Straßenbauern bis zu Industriekaufleuten.

„Schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben. Vielleicht fangen wir damit an, dass Sie einfach ein bisschen über sich erzählen“, machte Julia Schlösser ein paar Tische weiter ihrem jungen Gegenüber Mut. Sie ist verantwortlich für die Auszubildenden in der AS Tech Industrie- und Spannhydraulik GmbH in Geilenkirchen. Stellenangebote für Industriekaufleute, Zerspanungsmechaniker und technische Produktdesigner hatte sie mitgebracht.

Ihr gegenüber saß Can Kuz aus Hückelhoven. Der 16-jährige besucht derzeit noch die Hauptschule in Hückelhoven. Dass er ausgerechnet Zerspanungsmechaniker werden will, ist Ergebnis von bereits drei Praktika, die er erfolgreich absolviert hat. Davon war Julia Schlösser ebenso beeindruckt wie von seiner guten Note in Mathematik. Ob er sich auch vorstellen könne, in einem Team zu arbeiten, wollte sie von Can wissen. „Natürlich“, sagt er, „ich bin doch Klassensprecher.“

Er berichtete, wie er mit Konflikten in seiner Klasse umgeht. Can hat Julia Schlösser überzeugt. Spontan hat sie ihn zu einem Einstellungstest eingeladen. „Es kommt auf die Motivation an“, zog sie ein positives Resümee von ihren zehn Minuten mit Can. „Mir ist es viel lieber, wenn jemand mit einem guten Hauptschulabschluss kommt als jemand, der ein schlechtes Abiturzeugnis hat.

(anna)