Heimbach/Düren : „Spannungen“: Kammermusik im Zeichen der Flüchtlingskrise
Heimbach/Düren „Im Kulturbereich wird immer mehr gekürzt. Ich habe mir mal den nordrhein-westfälischen Haushalt angesehen. Die Förderung der Kultur macht nur zwei Promille aus“, sagt Dr. Hans-Joachim Güttler, der Vorsitzende des Kulturfördervereins Kreis Düren. Weitere Kürzungen würden kommen, kulturelle Institutionen immer weiter abgebaut.
„Im Kulturbereich sind Kürzungen immer am einfachsten, sie lassen sich kurzfristig umsetzen. Aber langfristig sind sie eine Katastrophe“, betont er. Kultur sei zwar nicht alles, aber ohne Kultur sei alles nichts. Es gehe um den Erhalt von Werten einer Gesellschaft. „Da grenzt es fast an ein Wunder, dass es das Kammermusikfest ‚Spannungen‘ seit fast 20 Jahren gibt“, findet Güttler.
Rund 400.000 Euro kostet das Festival. Möglich sei dies nur dank der Musiker, die trotz einer nicht nennenswerten Gage teilnähmen, dank der ehrenamtlichen Festivalorganisatoren und dank der Sponsoren. Etwa die Hälfte der Kosten für das klassische Musikfest im Jugendstilkraftwerk werde durch Eintrittsgelder für die etwa 6000 Tickets finanziert, die andere Hälfte über Sponsoren. Öffentliche Mittel dafür gibt es nicht.
Hauptsponsor des Kammermusikfests ist der Energiekonzern RWE, der für die Festivalzeit die Turbinen in dem Eifeler Wasserkraftwerk stilllegt. Bis 2019 ist das Sponsoring unter Dach und Fach. „Das ist eine lange Zeit für diesen Bereich. Da können wir uns glücklich schätzen“, sagt Güttler. Wichtig sei es ihm, die Preise konstant zu halten, damit sich jeder Karten leisten könne und die Konzertbesuche nicht nur für betuchte Menschen erschwinglich seien.
Zur Zeit danach äußert sich Rainer Hegmann, Leiter der Hauptregion Rhein-Ruhr von RWE, nicht. „Ziel ist es, dass wir uns weiterhin nachhaltig für kulturelle Ereignisse einsetzen“, sagt er, wenn er auf die Dividendenstreichung angesprochen wird, die viele Kommunen hart trifft.
Und sein Kollege Ludwig Kons, zuständig für die Wasserkraftwerke, betont: „Wir sind uns bewusst, welche Bedeutung das Kraftwerk für die Konzertreihe hat. Das sagen uns die Künstler immer wieder.“ 30 Musiker werden vom 20. bis zum 26. Juni im Wasserkraftwerk auf der Bühne stehen.
Als eine Art Leitfaden führt ein politisches Thema durch die Konzertreihe. „Wir haben Werke von Komponisten ausgesucht, die in ihrem Leben auf der Flucht waren oder aufgrund politischer Umstände in eine Art innere Emigration gegangen sind“, erklärt Lars Vogt, der künstlerische Leiter der Veranstaltungsreihe.
Hinzu kämen Werke mit Bezug zum Thema Aufbruch, denn bei einer Flucht gehe es auch um die Chance auf einen Neuanfang. „Es ist ein Thema, dass uns alle bewegt“, begründet Vogt die Auswahl, die er mit seinen Musikerkollegen gemeinsam getroffen habe. Gemeinsam ist ohnehin ein wichtiges Stichwort. „In Heimbach geht es um die Gemeinschaft, die Reihe hat einen besonderen Geist, eine besondere Atmosphäre.
Die Künstler lieben das“, sagt Vogt. Daher kämen renommierte Künstler für wenig Geld und trotz vieler anderer Möglichkeiten. Für die jungen Musiker sei Heimbach eine Präsentationsfläche — auch, weil viele bekannte Kollegen zuhören würden.
Das Haus Schönblick in Hasenfeld steht für die Proben in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung. Die kostenfreien öffentlichen Proben finden nun auf Burg Heimbach und in den Räumen der Kunstakademie statt. „Wir haben genau ausmessen müssen, ob wir die Flügel überhaupt in die Räume bringen können. Aber es klappt“, sagt Güttler. Hochzeiten würden in der Festivalwoche auf der Burg allerdings keine stattfinden können.
Der Vorverkauf startet am Samstag, 16. April, 10 Uhr, auf www.spannungen.de, per Fax an 02421/971683 oder bei der Stadt Heimbach, Seerandweg, Telefon 02446/ 80810. Der Deutschlandfunk wird die Konzerte wieder senden.