Kreis Heinsberg : Sozialraum-Monitoring für Kreis Heinsberg erstmals präsentiert
Kreis Heinsberg Das erste Sozialraum-Monitoring für den Kreis Heinsberg haben zwei Professorinnen der RWTH Aachen mit ihren Mitarbeitern in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Gesundheit und Soziales sowie für Jugendhilfe im Heinsberger Kreishaus vorgestellt.
Seit dem Auftrag des Kreistages im Mai 2013 zur Bildung von Sozialräumen seien im politischen Willensbildungsprozess alle Beschlüsse zu dieser Thematik einstimmig gefasst worden, erklärte Volkhard Dörr, Leiter der Stabsstelle Demografischer Wandel und Sozialplanung. Sein Dank ging an die Kommunen, die sich zunächst an die Struktur der 20 neu geschaffenen Sozialräume hätten anpassen müssen. Danach seien die Daten auf Ebene von 64 Quartieren erhoben und anschließend auf die Dimension der Sozialräume „hochaggregiert“ worden.
Interkommunale Zusammenarbeit
Es sei ein gutes Zeichen für die interkommunale Zusammenarbeit im Kreis Heinsberg, dass alle Daten zusammengekommen seien, erklärte Marius Otto, Mitarbeiter des Geographischen Instituts der RWTH, der die Ergebnisse vor allem anhand farbig gestalteter Karten präsentierte. Dabei handele es sich zunächst um ein „Blitzlicht“ mit Daten aus den Jahren 2013 und 2014, erklärte er. Wichtig sei für die Zukunft, diese Daten kontinuierlich zu erheben, um so Entwicklungen in den Sozialräumen bewerten zu können.
Erster Baustein des Monitorings ist die demografische Entwicklung. Die Altersstrukturen seien recht homogen. Einzelne Sozialräume würden jedoch einen leicht überdurchschnittlichen Anteil an jüngerer oder älterer Bevölkerung aufweisen. Dies könne jetzt schon bei der Schulplanung oder in der Versorgung mit Einrichtungen für Betreuung und Pflege berücksichtigt werden, so Otto.
Die meisten Sozialräume hätten zwar eine negative Geburtenbilanz, würden aber von Zuwanderungen profitieren. Unterschiede verdeutlichte der Wissenschaftler beim Migrationshintergrund. Für Hückelhoven etwa erklärte er diese mit Bergbaugeschichte, für den Selfkant mit Zuzug von Niederländern.
Unter der Überschrift „Arbeiten und Einkommen“ folgte eine Betrachtung von Arbeitslosigkeit und Fördermaßnahmen. Arbeitslosigkeit sei vor allem in den städtisch geprägten Sozialräumen ein größeres Thema, erklärte Otto. Auch Bedürftigkeit sei in städtischen Zentren konzentriert, etwa in Form von Hilfen zum Lebensunterhalt oder zur Pflege.
Familien und Kinder
Weiter ging es mit dem Punkt „Familien und Kinder“. Auch die finanziellen Unterstützungen für Familien mit Kindern würden mit der sozio-ökonomischen Situation im jeweiligen Sozialraum im Zusammenhang stehen. Dabei hätten jedoch nur die Zahlen der Leistungen, nicht die der Empfänger dokumentiert werden können. „Hier gibt es Bedarf, die Erhebungsmethoden noch zu optimieren“, merkte er an.
Große Unterschiede zeigte das Monitoring beim Sprachförderbedarf. Otto erklärte dies für Hückelhoven mit dem Migrationshintergrund. Im Selfkant sei eine entsprechende Verbindung nicht deutlich geworden, weil die Kinder von Zuzüglern aus den Niederlanden Schulen im Nachbarland besuchen würden.
Der vierte und letzte Punkt des Berichts dokumentierte die infrastrukturelle Ausstattung, etwa in Bezug auf Kitas und Schulen sowie auf Einrichtungen für die medizinische Versorgung und die Pflege. Insgesamt sei das „Angebotsnetz“ gut, so Otto. Eine weniger gute Versorgung in Sozialräumen am Rande des Kreisgebiets berücksichtige in diesem Monitoring nicht, inwieweit diese Sozialräume eventuell von einem Angebot benachbarter Kreise profitieren würden.
Insgesamt biete dieser Bericht eine gute Ausgangssituation für ein langfristiges Sozialraum-Monitoring im Kreis Heinsberg, das durch eine gezielte Weiterentwicklung des Datensatzes noch effektiver werde, so Ottos Fazit. Für die Zukunft sollten auch die Themen Inklusion und Wohnraum-Versorgung noch in die Agenda aufgenommen werden, ergänzte Dörr. „Wir werden unsere Chancen dadurch ungleich erhöhen können“, betonte er mit Blick auf künftige Anträge aus dem Kreis Heinsberg für Fördermittel.