Städteregion : Seniorenzentrum: Und wieder werden Millionen investiert
Städteregion Anfang nächsten Jahres wird gefeiert: Das Senioren- und Betreuungszentrum (SBZ) der Städteregion in Eschweiler ist dann 125 Jahre alt. „Und in all diesen Jahren ist nie infrage gestellt worden, dass es eine kommunale Einrichtung ist“, stellt Bernhard Müller fest, der das Haus seit nunmehr zehn Jahren leitet.
„Ich bin dankbar, dass das auch bei den Diskussionen um das Strukturkonzept kein Thema war.“ Vor einigen Jahren hatte Müller zwar mal ein Konzept für eine Privatisierung entwickelt, aber die Politik wollte an der öffentlichen Trägerschaft nicht rütteln. Was angesichts der schwarzen Zahlen, die das Haus seit Jahren schreibt, und nicht zuletzt angesichts des guten Rufes, den das Haus genießt, nicht verwundert.
Ein bisschen können sich die Politiker das an die eigenen Fahnen heften, denn sie begleiten im sogenannten Verwaltungsausschuss die Arbeit des jeweiligen Verwaltungsdirektors, haben Einblick in das, was rund ums SBZ geplant ist, und entscheiden mit. Denn rechtlich handelt es sich beim SBZ um ein „nichtwirtschaftliches Unternehmen“ im Sinne der Gemeindeordnung NRW, das als Sondervermögen der Städteregion nach den Vorschriften der Eigenbetriebsverordnung geführt wird. Das SBZ gehört also zu hundert Prozent der Städteregion als Rechtsnachfolgerin des früheren Kreises Aachen.
Darin sieht Bernhard Müller durchaus eine Verpflichtung. „Als kommunale Einrichtung haben wir auch ein paar hoheitliche Aufgaben zu erfüllen“, sagt er und nennt ein Beispiel. „Deshalb bilden wir erheblich über unseren eigenen Bedarf aus. Im Herbst werden zwölf neue Auszubildende anfangen.“ Sein Ziel ist es, irgendwann mal auf 60 Azubis — 20 in jedem Ausbildungsjahr — zu kommen.
Derzeit sind es 38, bei insgesamt rund 250 Teil- und Vollzeitbeschäftigten auch schon eine stattliche Zahl. Schließlich brauchen Azubis ausgebildete Praxisanleiter und eine gute Begleitung während ihrer Ausbildung. „Das sind Kosten, die nicht erstattet werden“, sagt Müller, der natürlich schauen muss, dass sein Haus wirtschaftlich arbeitet, aber auch das Soziale nie aus dem Blick verliert. So gehört das SBZ zu den wenigen Betrieben in der Städteregion, die „betriebsintegrierte Außenarbeitsplätze“ für Menschen mit Behinderung eingerichtet haben. Drei Mitarbeiter der Caritas-Werkstatt arbeiten derzeit im Haus.
„Wir beteiligen uns auch an dem neuen Ausbildungsgang ‚Fachpraktiker für Dienstleistung in sozialen Einrichtungen‘, der jungen Leuten mit geringer Schulbildung eine Chance bietet“, erzählt er. Wichtig ist Müller auch die Feststellung, dass das SBZ seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Tarif (öffentlicher Dienst) bezahlt — und bis Ende kommenden Jahres alle bisherigen „Leiharbeiter“ selbst anstellen wird.
Bei all dem steht für Müller die Qualität der Pflege und Betreuung der Seniorinnen und Senioren an erster Stelle. Deshalb legt er Wert auf Fort- und Weiterbildung des Teams. Eine geringe Fluktuation beim Personal spricht für sich. Die Fachkräftequote liegt bei mehr als 60 Prozent, im Haus sind viele Spezialkräfte — von Wundmanagern über gerontopsychiatrische Fachkräfte bis zu Palliativpflegern — sowie Alltagsbegleiter im Einsatz. „Wettbewerbsvorteil durch Qualität“ lautet seine Maxime, seit er vor zehn Jahren die Leitung des Hauses übernommen hat, das in Konkurrenz zu privaten Einrichtungen steht, sogar in unmittelbarer Nachbarschaft.
Nach und nach hat Müller, mit Rückendeckung von Politik und Verwaltung der Städteregion, das Angebot des SBZ ausgebaut. Neben der vollstationären Pflege (240 Plätze) ist das SBZ seit 2009 auch in der ambulanten Pflege (etwa 100 Patienten) und der Tagespflege (zwölf Plätze) aktiv, 2011 kamen Essen auf Rädern (etwa 100 Kunden) und Betreutes Wohnen (38 Wohnungen) hinzu, 2015 ein ambulanter Palliativpflegedienst. „Wir können Senioren jetzt in jeder Lebenslage betreuen“, sagt Müller. Die Auslastung all dieser Dienste liegt bei 100 Prozent. Bei zwölf Millionen Euro lag der Umsatz des SBZ im vergangenen Jahr.
Rund zehn Millionen Euro sind allein in den vergangenen fünf Jahren in die Modernisierung und Erweiterung des SBZ investiert worden. Und Bernhard Müller hat noch einiges vor, denn die Nachfrage nach betreuten Wohnungen ist groß. „Vor allem für Ehepaare ist das Angebot an ausreichend großen Wohnungen knapp“, sagt er. „Auch bei uns.“ Und auch die Nachfrage nach Tagespflegeplätzen ist hoch. Deshalb wird im kommenden Jahr mal wieder am SBZ gebaut.
Auf einer Wiese an der Odilienstraße, die bereits zum SBZ-Besitz gehört, wird ein Neubau entstehen, in dem ausreichend Platz für etwa 25 betreute Wohnungen, eine Tagespflege mit 25 Plätzen und auch die ambulante Pflege („Die platzt aus allen Nähten“) sein wird.
„Der Verwaltungsausschuss hat das schon beschlossen, jetzt beginnen die konkreten Planungen“, berichtet Müller. Er geht davon aus, dass der erste Spatenstich für das Projekt tatsächlich im kommenden Jahr erfolgen wird. Vier bis fünf Millionen Euro wird der Bau kosten. Das Geld dafür ist nahezu vorhanden. „Wir haben gut gespart“, stellt Müller fest.
An Ideen, wie er das SBZ qualitativ weiterentwickeln und wirtschaftlich gut positionieren kann, mangelt es Müller nicht. „Auf ins Quartier“ ist der Arbeitstitel einer solchen neuen Idee: „Kleine Sateliteneinrichtungen zu gründen, Alten- und Pflegewohngemeinschaften auch außerhalb von Eschweiler, da hätte ich sehr viel Spaß dran“, sagt er und lächelt.