Gangelt/Geilenkirchen: Selfkantbahn wieder unter Dampf

Gangelt/Geilenkirchen : Selfkantbahn wieder unter Dampf

Mit Volldampf startete die Selfkantbahn am Ostersonntag in die neue Saison.

Zwar meinte es der Wettergott zeitweise nicht allzu gut mit den Hobbyeisenbahnern, aber dennoch machten sich am ersten Tag zahlreiche Fahrgäste auf die über fünf Kilometer lange Strecke von Gangelt-Schierwaldenrath nach Geilenkirchen-Gillrath und umgekehrt.

Viele waren dabei, die seit Jahren schon regelmäßig der einzigen schmalspurigen Museumsbahn in Nordrhein-Westfalen die Treue halten. Die wackelige, aber urgemütliche Fahrt im „atemberaubenden” Tempo von 20 Stundenkilometern fasziniert Alt wie Jung gleichermaßen und hinterlässt bleibende Eindrücke.

In der Realität zurück

Einige Gäste fühlten sich zurückversetzt in die Zeit der Eisenbahnpioniere mit einem Hauch von „Indianerromantik”. Der verträumte Rückblick wurde aber zwischen Birgden und Gillrath schnell von der Realität eingeholt, als der Personenzug an den dort stehenden modernen Windrädern vorbei dampfte. Spätestens hier waren sich die Fahrgäste darüber im Klaren, dass sie sich nicht im „Wilden Westen”, sondern im äußersten Westen der Bundesrepublik befanden.

Laut schnaufend

Für den ersten Personenzug in diesem Jahr kam der „Anpfiff” mit zehn Minuten Verspätung, aber nach dem winter-bedingten Stillstand muss sich der Fahrplan sicherlich erst einmal „einpendeln”. Laut schnaufend setzte sich die auf den Namen „Schwarzach” getaufte Dampflok 101 am Bahnhof Schierwaldenrath in Bewegung. Im Schlepptau zog sie drei Personen-, einen Buffet-, zwei Güter- und einen Gepäckwagen über die Schmalspurgleise.

Zugführer Heinz-Josef Paustenbach hatte beim ersten Personenzug die „Weisungsbefugnis” über das erste Team der Saison mit Zugbegleiter Dieter Graab und die beiden Zugführer in Ausbildung (i.A.) Hans-Joachim Härtel und Heinz-Josef Weitz.

Vorne im Führerhaus der „Schwarzach” ließen Lokführer Rolf Mennicken und Heizer Werner Knüfer mächtig Dampf ab. Nicht nur mit Dampf, auch mit Pfeifen und Läuten kündigte sich der Personenzug an Kreuzungspunkten und Bahnübergängen an.

Bahnhofsvorstand Helmut Kommans hatte im administrativen Bereich alle Hände voll zu tun - beim Ticketverkauf oder bei der Beratung der Gäste. Zusammen mit Gattin Liselotte und weiteren Helfern hatte Kommans schon vier Tage zuvor mit den Vorbereitungen für die neue Saison begonnen. 35 Mitglieder waren am Ostersonntag im Einsatz, sei es bei der Betreuung der Besucher, beim Ausschank im Buffetwagen, in der Museumshalle oder in der Werkstatt.

Dem Engagement der vielen Helfer war zu verdanken, dass auch alle anderen Zuggarnituren am Eröffnungstag auf den Weg gebracht werden konnten. Der zweite Personenzug fuhr fahrplanmäßig um 11.35 Uhr in Schierwaldenrath los. Hier war es die „Regenwalde”, welche die schweren Lasten hinter sich her zu ziehen hatte.

Die dritte betriebsfähige Dampflok im Bunde, die „Haspe”, befindet sich zurzeit zwecks Achsvermessung in der Werkstatt. Am Bahnhof Gillrath angekommen, warteten bereits viele Menschen auf die Ankunft der früher im Volksmund „Feurigen Elias” genannten Bimmelbahn. Die Wartenden wollten sich am Feiertag die romantische Fahrt mit der Museumsbahn nicht entgehen lassen.

Auch der Triebwagen „T 13” fand bei der letzten Fahrt am Eröffnungstag seine Fans. Am Ende waren sich alle einig, dass sich eine Hin- und Rückfahrt mit der Selfkantbahn allemal lohnt.

Ein Personenwagen war bei dieser Fahrt mit allerhand „Grünzeug” geschmückt - und das hatte seinen Grund. Der 1925 von der Firma Weyer in Düsseldorf für die Borkumer Inselbahnen gebaute Wagen wurde am Sonntag nach langwierigen Restaurierungsarbeiten erstmals auf die Strecke geschickt.

Seit 1993 ist der mit rustikalen Holzbänken bestückte Personenwagen im Besitz der Selfkantbahn, und endlich kann er im Fahrbetrieb eingesetzt werden.