Hückelhoven/Erkelenz: Selbst Ferienfreizeit wird zu Luxusartikel

Hückelhoven/Erkelenz : Selbst Ferienfreizeit wird zu Luxusartikel

Werner Malonek hat die Hoffnung zwar noch nicht aufgegeben, aber die Sorgenfalten auf seiner Stirn mehren sich von Tag zu Tag.

„Bis Anfang April müssen wir wissen, wie viele Jugendliche bei unserer Ferienmaßnahme mitmachen. Dann müssen die Anträge auf Fördermittel gestellt werden.”

Was dem Verwaltungsangestellten der evangelischen Kirchengemeinde in Hückelhoven Sorgen macht: Erst 15 der insgesamt 35 Plätze für das Angebot vom 4. bis 17. August in Schwangau im Allgäu sind fest gebucht, 20 Plätze sind noch frei.

320 Euro kostet der Aufenthalt in den Sommerferien pro Teilnehmer. Alles inclusive.

„Wir vermuten, dass die Leute auch hier sparen. Denn wir hatten noch nie Schwierigkeiten, die Ferienmaßnahmen voll zu kriegen”, sagt Malonek. 14.686 Euro hat die Kirchengemeinde die Ferienmaßnahme im vergangenen Jahr insgesamt gekostet. Davon blieb ein Eigenanteil von 542 Euro an der Kirchengemeinde hängen, der Rest wurde durch die Einzelbeiträge und durch öffentliche Zuschüsse abgedeckt.

Blick auf die Spritpreise

„Das Interesse ist bei den Jugendlichen durchaus vorhanden”, sagt Pfarrerin Irene Schlawin, „aber die Leute sind zurückhaltender als sonst, weil viele nicht wissen, wie es mit ihrer Arbeitsstelle weiter geht. Das ist ein ganz, ganz großes Problem. Und das spüren auch wir deutlich.”

Das, sagt Schlawin, sei nicht nur eine Sache, die die so genannte Unterschicht betrifft, das treffe auch auf große Teile der Mittelschicht zu: „Die Leute haben weniger Geld im Portmonee. Schauen Sie sich doch nur die Spritpreise an: Wer seinen Arbeitsplatz in Düsseldorf, Krefeld oder Köln hat, und das sind in Hückelhoven nicht wenige, der muss doch richtig dazubuttern.

Und dann sind jetzt auch noch die Heizkostennachzahlungen ins Haus geflattert, das sind oft auch 400 Euro, die weg sind. Da sitzt das Geld dann nicht mehr so locker, da müssen viele schon überlegen, ob so eine Ferienmaßnahme für das Kind noch drin ist.”

Die Erfahrungen seiner Kollegen aus Hückelhoven kann Detlef Bonsack, Leiter des Evangelischen Jugendzentrums ZaK in Erkelenz, durchaus unterschreiben. Und ergänzen: „Das Geld spielt eine große Rolle. Hinzu kommt nach unserer Erfahrung noch ein weiteres Phänomen. Die Jugendlichen wollen Spaß haben, unterhalten werden. Eine pädagogische Betreuung, wie wir sie bei unserem Ferienfreizeiten anbieten, ist offenbar bei vielen Jugendlichen und Eltern nicht gefragt.”

Hinzu kommt dann der Preis. „Alles ist teurer geworden, auch unsere Unterkunft in Lüsen in Südtirol, wohin wir schon seit vielen Jahren fahren.” 50 Plätze können Bonsack und seine Kollegin im Leitungsteam, Gabi Lanze, für die Freizeit anbieten. „Noch sind 15 Plätze frei.”

Man habe schon gewaltig an der Preisschraube gedreht, aber unter 420 Euro kommen wir beim besten Willen nicht.” Auch fließen die Zuschüsse bei weiten nicht mehr so üppig. Das Land habe sich seit 2004 vollkommen aus der Unterstützung ausgeklinkt. Von Kreis Heinsberg und von der Stadt Erkelenz gibt es einen kleinen Betrag pro Tag und Teilnehmer. „Ohne diese Zuschüsse wäre die Fahrt erheblich teurer.”

Ein eher zarter Start

Irene Schlawin indes ist zuversichtlich, dass die 35 Plätze für das 350 Euro „teure” Urlaubsangebot im Allgäu doch noch besetzt werden: „Die Anmeldungen begannen auch im vergangenen Jahr bis zum Januar eher zart. Dann aber zog es stark an.” Das waren, muss man heute wohl sagen, auch noch andere Zeiten, letztes Jahr: Vor-Hartz-Zeiten sozusagen.