Städteregion: Projekt „Render“: Jetzt wird‘s konkret mit der Energiewende

Städteregion : Projekt „Render“: Jetzt wird‘s konkret mit der Energiewende

„Jetzt wird es richtig spannend!“ Das sagt Jens Schneider, Leiter des Projektes „Regionaler Dialog Energiewende Aachen“ (Render). Seit knapp zwei Jahren beschäftigen sich er und seine Kollegen vom Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) mit der Frage, wie der Umstieg auf erneuerbare Energien in der Städteregion gelingen kann.

In dieser Zeit ist viel über mögliche Szenarien gesprochen worden. Nun soll es allmählich an die Umsetzung gehen. Und ganz konkret um den Einsatz von Windkraft und Photovoltaikanlagen zwischen Baesweiler und Monschau.

Laden für morgen zur Infoveranstaltung ein: Projektleiter Jens Schneider und Silvana Hudjetz.
Laden für morgen zur Infoveranstaltung ein: Projektleiter Jens Schneider und Silvana Hudjetz. Foto: Michael Grobusch

Dass das Projekt nun in seine zweite Phase gehen kann, daran hat Dr. Silvana Hudjetz vom Forschungsinstitut für Ökosystemanalyse und -bewertung (Gaiac) einen wesentlichen Anteil. Mit der Entwicklung des Dateninformations- und Simulationssystem „Energis“ schuf sie „eines unserer Hauptinstrumente“, wie Schneider betont.

Mit diesem ist es möglich, die vorhandenen Anlagen in der Städteregion zu erfassen und zu katalogisieren und auf dieser Basis dann unterschiedliche Option für die Energiewende zu simulieren. Zunächst einmal aber geht es um Fakten. „Wo stehen wir heute“, fragt Hudjetz und liefert dann schon mal eine erste Antwort, die eine gute Orientierung bietet: „Der Anteil der erneuerbaren Energie am Stromverbrauch in der Städteregion liegt zwischen acht und zehn Prozent.“

Zwar resultiert diese Erkenntnis aus Daten von 2013, und in der Zwischenzeit ist die Zahl der beantragten oder schon gebauten Windkraft- und Solaranlagen gestiegen. Gleichwohl führt dieser Wert aber vor Augen, dass es bis zu einer tatsächlichen Energiewende noch ein weiter Weg sein wird. Gleiches gilt auch für das Ziel, das die Bundesregierung im Koalitionsvertrag und im Erneuerbare-Energie-Gesetz für den Stromsektor ausgegeben hat: Bis 2030 soll der regenerative Anteil auf 50 Prozent steigen.

Eine echte Herausforderung also, besonders für die Städteregion, findet Silva Hudjetz. „Denn sie ist ein Technologieraum und hat mit Aachen ein Oberzentrum mit enormem Stromverbrauch.“ Gleichwohl könne die Energiewende gelingen, versichert die Wissenschaftlerin.

Denn auf „Energis“ basierende Berechnungen haben ergeben, dass in gut 13 Jahren 80 Prozent des Stromverbrauchs in der Städteregion durch Erneuerbare-Energien-Anlagen erzeugt werden könnten. „Rein theoretisch zumindest“, schränkt Hudjetz ein. „Wir betrachten zunächst einmal, was technisch machbar wäre.“ Erst danach werde es darum gehen, was wirtschaftlich umsetzbar sowie sozial und ökologisch vertretbar ist.

Immer noch stoßen gerade Windrad-Vorhaben bei der Bevölkerung vor Ort auf Skepsis und Widerstände. Dennoch ist Jens Schneider zuversichtlich, dass es gelingen wird, konsensfähige Projekte zu benennen und auch zu realisieren. „Das Besondere und die große Stärke von ‚Render‘ ist, dass wir die Protagonisten für die Energiezukunft immer wieder zusammenbringen.“ Dieser Ansatz, von Beginn an und fortwährend auf eine möglichst breite Beteiligung zu setzen, habe sich bisher bestens bewährt.

Grundlage für die Workshops

Ob das so bleiben wird, dürfte sich bereits am Donnerstag herausstellen. Dann findet zwischen 14 und 17 Uhr im Technologiezentrum in Aachen eine weitere Informationsveranstaltung statt. Dort werden als Grundlage für die weiteren Diskussionen und die folgenden Workshops der aktuelle Bestand der erneuerbaren Energien, Potenziale für deren Ausbau sowie Trendszenarien bis 2030 vorgestellt.

Außerdem soll noch einmal auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten für die vor einem weiteren Umbruch stehende Region hingewiesen werden. „Wir werden die regionale Wertschöpfung detailliert darstellen“, versichert Jens Schneider. „Gerade mit Blick auf den absehbaren Wegfall der Braunkohleindustrie bieten die erneuerbaren Energien eine höchst attraktive wirtschaftliche Alternative.“