Städteregion: Projekt „Render“: Die Energiewende voranbringen

Städteregion : Projekt „Render“: Die Energiewende voranbringen

Werfen wir an dieser Stelle doch mal mit Jens Schneider einen Blick in die Zukunft. Genauer gesagt in das Jahr 2030: „Die Energiewende in der Städteregion wird auf Basis eines regionalen Energieplans umgesetzt, der in einem breiten Dialog erarbeitet worden ist. Diesem Plan entsprechend haben Kommunen, Unternehmen und Bürger geeignete Flächen für den Bau von Windkraft-, Photovoltaik- und Solaranlagen zur Verfügung gestellt. Und auch der Anteil an Kraft-Wärme-Kopplung wurde kontinuierlich ausgebaut.“

Tatsächlich könnte die Situation zwischen Baesweiler und Monschau in 14 Jahren so sein. Doch es sind auch ganz andere Entwicklungen denkbar, wenn es um den Einsatz erneuerbarer Energien und die regionale Versorgung geht. Deshalb wird der Koordinator am Freitag im Berufskolleg für Gestaltung und Technik in Aachen vier mögliche Zukunftsszenarien vorstellen. Dort findet am Nachmittag der dritte Workshop des Projektes „Render“ statt, das innerhalb von vier Jahren einen konkreten Plan für die Umsetzung der Energiewende in der Städteregion erarbeiten soll.

„Render“ steht für „Regionaler Dialog Energiewende“ und trägt damit den grundsätzlichen Ansatz der Initiative bereits im Namen: „Wir wollten von Anfang an nicht irgendein theoretisches Forschungsprojekt initiieren, sondern alle gesellschaftlich relevanten Akteure an dem Prozess beteiligen und mit ihnen ein umfassendes Netzwerk aufbauen“, betont Schneider. Dieses Konzept hat auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung überzeugt. Es fördert das Projekt, das vom Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft (FIW) an der RWTH Aachen getragen wird, bis September 2018 mit 3,5 Millionen Euro.

Die erste Phase erreicht am Freitag mit dem finalen Workshop die Zielgerade. Bis Mitte April sollen alle Ergebnisse ausgewertet werden. Dann startet Phase 2, in der auf Basis der Zukunftsszenarien passende Energieszenarien ausgearbeitet werden sollen. Die rund 200 Vertreter von Kommunen, Unternehmen, Energieversorgern, Umweltverbänden und Bürgerinitiativen werden auch dann weiterhin beteiligt sein.

„Denn Beteiligung schafft Akzeptanz. Und die ist ganz wichtig, wenn wir am Ende einen regionalen Energieplan haben wollen, der auch tatsächlich umsetzbar ist“, betont Jens Hasse. Er ist am FIW für die Projekt- und Netzwerkkoordination verantwortlich. Und setzt in diesem Sinne bei der Kommunikation zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren an.

Andere Sichtweisen kennenlernen

„Dass wir die Protagonisten immer wieder zusammenbringen, unterscheidet uns von vielen anderen Initiativen, die sich mit der Energiewende beschäftigen.“ Die Erfahrungen stuft er als „überaus gut“ ein: „Jede Seite hat die Möglichkeit, die Sichtweisen der anderen kennenzulernen und etwas über ihre Beweggründe zu erfahren. Das ist von großem Vorteil, wenn es darum geht, am Ende eine für alle akzeptable Lösung zu finden.“

Zwei grundsätzliche Feststellung würden mittlerweile bei allen „Render“-Teilnehmern und somit auch bei denen, die den Ausbau von Sonnen- und Windenergie eher kritisch sehen, akzeptiert: „Niemand fordert die Energiewende, weil er Windräder oder Photovoltaikanlagen toll findet.“ Und: „Die Klimaschutzziele sind vereinbart worden, weil es einen beträchtlichen Klimawandel gibt.“

Es besteht Handlungsbedarf, darin herrscht Einigkeit. Das Ziel von „Render“ ist es, auf diesen Bedarf mit der Erstellung eines konkreten und konzertierten Planes zu reagieren. „Viele Kommunen wissen heute noch gar nicht, was die Energiewende für sie bedeutet und welche Maßnahmen mit ihr verbunden sind“, meint Jens Schneider.

Der Energieplan soll deshalb auch soweit ins Detail gehen, dass jedes einzelne Projekt in der Region detailliert aufgeführt wird. „Das geht dann von der Auswahl der Fläche über die Suche nach dem Projektträger und die Abstimmung mit den Anwohnern bis hin zur Erstellung der Bauleitplanung“, erläutert Jens Hasse. „Dabei müssen sich die Kommunen in der Städteregion als Ganzes begreifen und die Aufgaben sinnvoll und gerecht verteilen“, fordert der Koordinator. So sei es beispielsweise ratsam, den Bau von Windrädern abzustimmen und ihn in eine Relation zu den jeweils verfügbaren Flächen zu stellen.

Zudem müsse die Nutzung von Wind- und Sonnenkraft als Möglichkeit der Wertschöpfung gesehen werden. „Das ist eine Art der Wirtschaftsförderung, von der Unternehmen, Arbeitnehmer und Kommunen gleichermaßen profitieren“, betont Jens Schneider. Aachen und die Städteregion habe die Chance, sich als Technologieregion weiter nach vorne zu bringen. „Aber das setzt voraus, dass es diesen Energieplan zum Abschluss unseres Projektes auch geben wird.“